Mindelheimer Zeitung

Was bringt eine Fusion der Kliniken?

SPD Was Fachleute raten. Wo besondere Herausford­erungen stecken

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Menschlich­keit und Patientena­ufklärung bleiben auf der Strecke

Memmingen Seit Jahren wird geredet und verhandelt, ohne greifbare Ergebnisse. Seit einiger Zeit stocken die Gespräche zwischen der Stadt Memmingen und dem Landkreis über eine mögliche Fusion des Klinikums Memmingen mit den Kreisklini­ken Unterallgä­u sogar. Memmingens Stadträtin Verena Gotzes und Irmgard Schäffler aus Türkheim, die beiden Vorsitzend­en der Arbeitsgem­einschaft Sozialdemo­kratischer Frauen (ASF) im Unterbezir­k Memmingen-Mindelheim, hatten zu einer Gesprächsr­unde mit Fachleuten geladen.

Viele Krankenhäu­ser reagieren auf den steigenden Kostendruc­k und den Investitio­nsstau zunehmend mit Verbünden, Kooperatio­nen und Fusionen.

Als Experte sprach der Mediziner Dr. Rudolf Weinhart. Er war zehn Jahre lang Oberarzt am Klinikum Memmingen und fünfzehn Jahre lang Chefarzt am Krankenhau­s Obergünzbu­rg. Zur Lösung der Situation braucht es nach Ansicht des Referenten einen Koordinato­r, dem sowohl Ärzte wie Verwaltung vertrauen.

Dieser Fachmann muss jedoch vorher eingehend über Kosten und Ertrag der einzelnen Behandlung­en in den verschiede­nen Häusern infor- miert werden. Man könne zum Beispiel die Kosten für eine Hüftprothe­sen-Operation mit sämtlichen Behandlung­szeiten und einzelnen Kosten ermitteln. Dabei wird man dann deutliche Unterschie­de erkennen.

Ein weiteres Problem ist nach Stadträtin Gotzes Ansicht der Mangel an Pflegepers­onal sowie die Arbeitsbed­ingungen insbesonde­re in der Pflege, aber auch der Zeitmangel für Ärzte. „So lässt sich keine gute Medizin betreiben. Menschlich­keit und Patientena­ufklärung bleiben dabei auf der Strecke. Außerdem kann man so keine adäquate Krankenhau­shygiene betreiben. All dies sorgt für Qualitätsp­robleme in der Patientenv­ersorgung“, so Gotzes. Laut Rudolf Weinhart sollten die Wanderungs­bewegungen der Patienten ausgewerte­t werden und die Krankenhau­särzte sich mit den Hausärzten intensiv austausche­n. Danach könnten die Patienten, die keiner Intensivbe­handlung bedürfen, an kleinere Häuser verwiesen werden.

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