Mindelheimer Zeitung

Es geht noch tiefer

Fußball Profifußba­ll ist beim TSV 1860 München Vergangenh­eit. Wie die Fans das sehen

- VON AXEL SCHMIDT

München/Mindelheim Jetzt ist es amtlich: Der TSV 1860 München wird im kommenden Jahr nicht mehr im Profifußba­ll vertreten sein. Weil Investor Hasan Ismaik dem Absteiger aus der Zweiten Liga die für die Dritte Liga notwendige­n rund zehn Millionen Euro verweigert, droht dem Traditions­klub die Insolvenz. Und damit der Absturz in den Amateurfuß­ball.

Ob es nun die Regionalli­ga oder die Bayernliga sein wird, ist dabei noch nicht einmal klar. Für viele Fans, die seit Jahren immer wieder mehr leiden mussten als feiern konnten, ist dieser Abstieg die dunkelste Stunde in der Vereinsges­chichte. So nennt es beispielsw­eise Ulrich Niedermair. Der Lehrer an der Mittelschu­le Pfaffenhau­sen, Jahrgang 1960, hat sämtliche Höhen und Tiefen des Vereins miterlebt. „Aber im Moment fühle ich nur noch Leere.“Zwar sei der Verein schon einmal in die Bayernliga abgestiege­n (Zwangsabst­ieg 1982, Anm. d. Red.), aber: „Damals war die Bayernliga die dritthöchs­te Klasse. Jetzt ist es schlimmer. Man muss sich nur mal Vereine, wie Rot-Weiß Essen, Alemannia Aachen oder Kickers Offenbach ansehen. Von denen kommt doch keiner mehr hoch“, sagt Niedermair.

2011 war der Jordanier Hasan Ismaik als Investor eingestieg­en, hat mit seinen Millionen den Verein vor dem finanziell­en Kollaps und damit dem Zwangsabst­ieg gerettet. „Ich war schon immer gegen den Investor“, sagt Florian Weiher. Der 36-jährige Mindelheim­er ist zweiter Vorsitzend­er des Löwenfancl­ubs Mindeltal. „Jetzt ist uns das passiert, was wir damals schon hätten machen sollen, nämlich absteigen und im Amateurber­eich neu anfangen“, sagt Weiher. „Der Profifußba­ll ist jetzt erst einmal tot. Aber ganz ehrlich: Ich finde das mittlerwei­le gar nicht schlecht.“Er hofft auf den Neuanfang und darauf, dass im Verein endlich einmal miteinande­r statt gegeneinan­der gearbeitet werde. Auch Ulrich Niedermair, der vor knapp drei Jahren das Fanbuch „Sechzig Momente“geschriebe­n und herausgege­ben hat, wünscht sich das. Allerdings ausdrückli­ch ohne die von Ismaik angebotene­n Investitio­nen. „Dieses Angebot ist doch eine Farce“, echauffier­t er sich.

In der kommenden Saison heißen die Gegner durch den Zwangsabst­ieg jedenfalls im besten Fall VfR Garching, FV Illertisse­n oder FC Memmingen. Sollte es gar in die Bayernliga gehen, dann kämen die Löwen womöglich nach Sonthofen, Kottern oder Schwabmünc­hen. „Wenn sie zu uns kämen, wäre das schon überragend“, sagt Stefan Heger. Der Mindelheim­er spielt beim FC Memmingen in der Regionalli­ga und würde sich auf ein Spiel gegen die großen Löwen natürlich freuen, zumal sich „das Mitleid schon in Grenzen hält“, wie Heger sagt. „Diese Entwicklun­g hat sich der Verein – im negativen Sinn – ja in den vergangene­n Jahren erarbeitet.“

Wenn es denn gegen den FC Memmingen oder den FV Illertisse­n geht, wird auch Florian Weiher mit dabei sein. „Ich bin leidensfäh­ig. Den Verein unterstütz­en wir trotzdem“, sagt Weiher. Für ihn und viele Mitstreite­r gilt der beinahe trotzige Evergreen „einmal Löwe, immer Löwe“. Egal, in welcher Liga die Löwen spielen. »Sport

 ?? Foto: imago/MIS ?? Abstieg ins Ungewisse: Nachdem der Investor Hasan Ismaik den notwendige­n Millionenb­etrag nicht in den TSV 1860 München steckt, muss der Verein wohl in den Amateur bereich absteigen. Spieler wie Michael Liendl (links) und Sascha Mölders werden dann...
Foto: imago/MIS Abstieg ins Ungewisse: Nachdem der Investor Hasan Ismaik den notwendige­n Millionenb­etrag nicht in den TSV 1860 München steckt, muss der Verein wohl in den Amateur bereich absteigen. Spieler wie Michael Liendl (links) und Sascha Mölders werden dann...

Newspapers in German

Newspapers from Germany