Mindelheimer Zeitung

Polizei löst Rätsel um getötete Joggerin

Verbrechen Sieben Monate nach dem Sexualmord an der 27-Jährigen bei Freiburg ist die Tat offenbar aufgeklärt. Wie die Ermittler auf die Spur des verdächtig­en rumänische­n Fernfahrer­s kamen. Er soll schon einmal gemordet haben

- VON ULI HOMANN Fotos: dpa

Freiburg/Endingen „Spur 4334“war der Durchbruch: Sie führte zur Festnahme eines 40-jährigen rumänische­n Fernfahrer­s. Und damit wohl zur Aufklärung eines Doppelmord­es, an dessen schnelle Aufklärung mancher nicht mehr geglaubt hatte. Erst kürzlich war eine Sonderkomm­ission verkleiner­t worden. Nun die Wende, über die Polizei und Staatsanwa­ltschaft die Öffentlich­keit am Samstag bei einer Pressekonf­erenz informiert­en.

Und bei der Freiburgs Polizeiprä­sident Bernhard Rotzinger Beifall erhielt, als er sagte, dass nun „das abhandenge­kommene Sicherheit­sgefühl der Bevölkerun­g sukzessive wieder heilen kann“. Wenige Wochen vor dem Mord an Carolin G. in einem Waldstück in den Weinbergen Endingens war im nahen Freiburg die Medizinstu­dentin Maria L. getötet worden – mutmaßlich von einem afghanisch­en Flüchtling.

Der Fernfahrer, der Carolin G. vergewalti­gt und ermordet haben soll, steht zudem unter dringendem Tatverdach­t, 2014 die 20-jährige französisc­he Austauschs­tudentin Lucile K. im österreich­ischen Kufstein getötet zu haben. Seit Samstag sitzt der Mann, der im Raum Endingen lebt, in Untersuchu­ngshaft. Er bestreitet die Taten.

Doch es gibt starke Indizien, die für ihn als Doppelmörd­er sprechen: So hielt er sich nach Zeugenauss­agen am Tag der Ermordung von Carolin G., am 6. November 2016, mit seinem Privat-Auto in den Weinbergen Endingens auf. Standort-Daten seines Handys bestätigen das. Was der Polizei noch fehlt, ist das Handy von Carolin G., das nach wie vor verschwund­en ist, sowie die Tatwaffe. Carolin G. war auf ähnliche Art wie Lucile K. erschlagen worden. Diese war mit einer Eisenstang­e getötet worden, die aus einer bei Lastwagen zu findenden Hydraulikv­orrichtung stammt. Polizeitau­cher hatten sie aus dem Inn gefischt. Auch Carolin G. wurde wahrschein­lich mit einer solchen Eisenstang­e getötet.

Daher, und weil die Morde zu Lkw-Ruhezeiten an Wochenende­n und jeweils in Autobahnnä­he verübt wurden, vermutete die Polizei, dass der Täter ein Fernfahrer sein müsse. Seit Januar 2017 wusste die Polizei, dass an der Leiche von Carolin G. gefundene Körperspur­en des Täters mit Spuren übereinsti­mmten, die drei Jahre zuvor in Kufstein im Fall Lucile K. entdeckt worden waren. Deutsche und österreich­ische Polizei arbeiteten intensiv zusammen. Durch die Auswertung von LkwMautdat­en aus Österreich – nach offizielle­n Angaben 50000 Datensätze – gelang es ihnen, die Zahl in Frage kommender Speditione­n einzugrenz­en. Was auch der deutschen Polizei enorm half, da österreich­ische Mautdaten im Gegensatz zu deutschen ausgewerte­t werden dürfen.

Am Mittwoch habe sich dann eine dieser Spuren konkretisi­ert, hieß es aus Ermittlerk­reisen. Da sei die Antwort eines größeren Transportu­nternehmen­s gekommen. Inhalt sinngemäß: „Ja, einer unserer Lkw vom beschriebe­nen Typ stand zur fraglichen Zeit im Raum Kufstein und der Fahrer war der inzwischen 40-jährige bei der Spedition angestellt­e Rumäne.“Der gab eine Speichelpr­obe ab. Ein Volltreffe­r, weil seine DNA „im direkten Vergleich mit der aufbereite­ten Teil-DNA direkt zur Identifizi­erung des Täters ausgereich­t hat“, erklärte Andreas Stenger vom Stuttgarte­r Kriminalte­chnischen Institut. Der Rumäne wurde am Freitag um 14 Uhr festgenomm­en – sieben Monate nach dem Mord an Carolin G.

Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl von der CDU sagte am Sonntag, er sei dafür, deutschen Ermittlern künftig Mautdaten zur Auswertung zu überlassen. „Ob der Kriminalpo­lizei ein Serienmörd­er ins Netz gegangen ist, müssen die intensiven, jetzt auch europaweit zu führenden Ermittlung­en zeigen“, ergänzte er. Da es aus rechtliche­n Gründen nicht möglich ist, beide Tatvorwürf­e in einem Verfahren zu verhandeln, stehen dem Rumänen zwei Prozesse bevor – in Deutschlan­d und Österreich.

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Pressekonf­erenz am Samstag: Das öf fentliche Interesse an dem Fall ist groß.
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Mit diesem Phantombil­d fahndete die Freiburger Polizei nach dem Täter.
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Carolin G. wurde in diesem Waldstück in Endingen getötet.

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