Der schönste Stau der Welt
Pfingsttreffen Rund 200 Oldtimer machen die Mindelheimer Maximilianstraße zum Freilichtmuseum
Mindelheim Brummende Motoren, glitzernde Kühlergrills und stolze Autobesitzer. Beim 34. Pfingstreffen der „Freunde alter Motorfahrzeuge“bildete sich in der Maximilianstraße der schönste Stau im Unterallgäu. Da wurde der Marienplatz zum Freilichtmuseum. Mehrere tausend Liebhaber nostalgischer Karossen drängten sich zwischen schätzungsweise 200 fahrbaren Untersätzen mit zwei oder vier Rädern. Sie wollten den Oldies einmal ganz nahe kommen und ihnen unter die Haube schauen. Da wurde viel gefachsimpelt. Beim Anblick der vielen Schmuckstücke aus Chrom, Lack und Blech wurden bei vielen Besuchen schöne Erinnerungen wach. Andere staunten, welch schicke Flitzer schon in den 20erund 30er- Jahren Asphalt unter ihren Rädern spürten. Eine fast vergessene Epoche automobiler Geschichte wurde lebendig.
Das regnerische Wetter am Sonntagvormittag tat der Begeisterung für die nostalgischen Autos keinen Abbruch. Sie wurde noch größer, als am Nachmittag die Sonne herauskam.
Schwerpunkt der Ausstellung war in diesem Jahr Frankreich. Entsprechend ihrem Motto „Vive la France“waren zwischen Oberem Tor und Gerberstraße vor allem französische Fahrzeuge zu bewundern. Ein Münchner Citroen-Club war allein mit zehn „Oldies“vertreten. Für die passende musikalische Unterhaltung sorgte das Duo „Schwalbenflug“aus Rettenberg mit französischen Chansons.
Die Reise in die automobile Frühgeschichte lockte auch viele Fotografen an. „Wann bekommt man schon mal solch seltene Schmuckstücke vor die Linse“, erklärte eine Frau und zückte ihr Smartphone. Besondere Aufmerksamkeit erregte ein Fahrzeug, namens „Rosengart LR-64“aus dem Jahre 1933. „Von diesem Typ wurden in der Fabrik in Saint Brienc (Bretagne) gerade mal 106 Exemplare gebaut, verriet Rudolf Rauh aus Dietmannsried den Besuchern. Von dem stolzen Besitzer erfuhren sie auch, dass in ganz Europa nur noch drei „Rosengarts“unterwegs sind. Rauh bewegt sein Fahrzeug nur noch auf Kurzstrecken. „Weil es für den Wagen keine Ersatzteile mehr gibt.
Wenn Männer große Augen machen, sind entweder hübsche Frauen oder Oldtimer im Spiel. Beides hat mit Liebhaberei zu tun. Dieser Meinung ist auch Georg Klaus aus Markt Wald, der mit seinem historischen Bulldog durch die Stadt tuckert. Im Besitz eines echten „Hinguckers“wusste sich Walter Essen- aus Memmingen, der mit einem 1969 gebauten „Citroen DSCabrio“aufkreuzte. Nur 1500 mal wurde dieser Oldtimer gebaut.
Für viel Furore sorgte schließlich auch ein „Doktor-Coupé“mit dem Erwin Böck aus Moorenweis vorfuhr. Mit seinen 20 PS, vier Zylindern und 2900 ccm Hubraum zählt dieser fahrbare Untersatz zu den ältesten Automobilen der Welt. Die Autos wurden von 1909 bis 1927 ge- baut und wurde früher gerne von Landärzten gesteuert und konnte von jedem Schlosser oder Schmied um die Ecke repariert werden.
Hermann Jäckle, der mit viel Spezialwissen stündlich einen „Star“der Ausstellung vorstellte, wies auf die eigenwillige Schaltung des „Doktor-Coupés“, hin, die per Fußpedal bedient wird. Der Inhaber des gleichnamigen Ford-Autohauses und selbst begeisterter Oldtiwein mer-Fan, riet seinen Freunden, ihre Fahrzeuge nicht zu Tode zu reparieren, sondern den Originalzustand möglichst zu erhalten.
Mit Komplimenten für seinen Wagen überhäuft wurde Thomas Schneider, der aus Wiesbaden mit einem Citroen-c-3TL aus dem Jahre 1924 anrollte und zwei 1955 produzierten „Gangsterlimousinen“des Typs 11 CV aus dem Hause Citroen die Schau stahl. Stets dicht umlagert auch zwei Sportflitzer von Renault und ein Rolls Royce „Silverspur“.
Aus luftiger Höhe grüßte aus dem Führerhaus des größten Schleppers am Platz Michael Rimmel. Detailliert erläuterte der stolze Besitzer die Funktionen des von der Firma Schlüter gebauten Kolosses.