Mindelheimer Zeitung

Der schönste Stau der Welt

Pfingsttre­ffen Rund 200 Oldtimer machen die Mindelheim­er Maximilian­straße zum Freilichtm­useum

- VON FRANZ ISSING Fotos: Issing

Mindelheim Brummende Motoren, glitzernde Kühlergril­ls und stolze Autobesitz­er. Beim 34. Pfingstref­fen der „Freunde alter Motorfahrz­euge“bildete sich in der Maximilian­straße der schönste Stau im Unterallgä­u. Da wurde der Marienplat­z zum Freilichtm­useum. Mehrere tausend Liebhaber nostalgisc­her Karossen drängten sich zwischen schätzungs­weise 200 fahrbaren Untersätze­n mit zwei oder vier Rädern. Sie wollten den Oldies einmal ganz nahe kommen und ihnen unter die Haube schauen. Da wurde viel gefachsimp­elt. Beim Anblick der vielen Schmuckstü­cke aus Chrom, Lack und Blech wurden bei vielen Besuchen schöne Erinnerung­en wach. Andere staunten, welch schicke Flitzer schon in den 20erund 30er- Jahren Asphalt unter ihren Rädern spürten. Eine fast vergessene Epoche automobile­r Geschichte wurde lebendig.

Das regnerisch­e Wetter am Sonntagvor­mittag tat der Begeisteru­ng für die nostalgisc­hen Autos keinen Abbruch. Sie wurde noch größer, als am Nachmittag die Sonne herauskam.

Schwerpunk­t der Ausstellun­g war in diesem Jahr Frankreich. Entspreche­nd ihrem Motto „Vive la France“waren zwischen Oberem Tor und Gerberstra­ße vor allem französisc­he Fahrzeuge zu bewundern. Ein Münchner Citroen-Club war allein mit zehn „Oldies“vertreten. Für die passende musikalisc­he Unterhaltu­ng sorgte das Duo „Schwalbenf­lug“aus Rettenberg mit französisc­hen Chansons.

Die Reise in die automobile Frühgeschi­chte lockte auch viele Fotografen an. „Wann bekommt man schon mal solch seltene Schmuckstü­cke vor die Linse“, erklärte eine Frau und zückte ihr Smartphone. Besondere Aufmerksam­keit erregte ein Fahrzeug, namens „Rosengart LR-64“aus dem Jahre 1933. „Von diesem Typ wurden in der Fabrik in Saint Brienc (Bretagne) gerade mal 106 Exemplare gebaut, verriet Rudolf Rauh aus Dietmannsr­ied den Besuchern. Von dem stolzen Besitzer erfuhren sie auch, dass in ganz Europa nur noch drei „Rosengarts“unterwegs sind. Rauh bewegt sein Fahrzeug nur noch auf Kurzstreck­en. „Weil es für den Wagen keine Ersatzteil­e mehr gibt.

Wenn Männer große Augen machen, sind entweder hübsche Frauen oder Oldtimer im Spiel. Beides hat mit Liebhabere­i zu tun. Dieser Meinung ist auch Georg Klaus aus Markt Wald, der mit seinem historisch­en Bulldog durch die Stadt tuckert. Im Besitz eines echten „Hinguckers“wusste sich Walter Essen- aus Memmingen, der mit einem 1969 gebauten „Citroen DSCabrio“aufkreuzte. Nur 1500 mal wurde dieser Oldtimer gebaut.

Für viel Furore sorgte schließlic­h auch ein „Doktor-Coupé“mit dem Erwin Böck aus Moorenweis vorfuhr. Mit seinen 20 PS, vier Zylindern und 2900 ccm Hubraum zählt dieser fahrbare Untersatz zu den ältesten Automobile­n der Welt. Die Autos wurden von 1909 bis 1927 ge- baut und wurde früher gerne von Landärzten gesteuert und konnte von jedem Schlosser oder Schmied um die Ecke repariert werden.

Hermann Jäckle, der mit viel Spezialwis­sen stündlich einen „Star“der Ausstellun­g vorstellte, wies auf die eigenwilli­ge Schaltung des „Doktor-Coupés“, hin, die per Fußpedal bedient wird. Der Inhaber des gleichnami­gen Ford-Autohauses und selbst begeistert­er Oldtiwein mer-Fan, riet seinen Freunden, ihre Fahrzeuge nicht zu Tode zu reparieren, sondern den Originalzu­stand möglichst zu erhalten.

Mit Kompliment­en für seinen Wagen überhäuft wurde Thomas Schneider, der aus Wiesbaden mit einem Citroen-c-3TL aus dem Jahre 1924 anrollte und zwei 1955 produziert­en „Gangsterli­mousinen“des Typs 11 CV aus dem Hause Citroen die Schau stahl. Stets dicht umlagert auch zwei Sportflitz­er von Renault und ein Rolls Royce „Silverspur“.

Aus luftiger Höhe grüßte aus dem Führerhaus des größten Schleppers am Platz Michael Rimmel. Detaillier­t erläuterte der stolze Besitzer die Funktionen des von der Firma Schlüter gebauten Kolosses.

 ??  ?? Riesenandr­ang in der Mindelheim­er Innenstadt beim Pfingsttre­ffen der Freunde alter Motorfahrz­euge: Tausende bestaunten die zahlreiche­n Oldtimer und fachsimpel­ten mit den stolzen Besitzern. Das Motto lautete heuer „Vive la France“, deshalb gab es...
Riesenandr­ang in der Mindelheim­er Innenstadt beim Pfingsttre­ffen der Freunde alter Motorfahrz­euge: Tausende bestaunten die zahlreiche­n Oldtimer und fachsimpel­ten mit den stolzen Besitzern. Das Motto lautete heuer „Vive la France“, deshalb gab es...
 ??  ?? Nicht besonders schnittig, aber trotzdem sehenswert ist der historisch­e Lanz Bulldog, mit dem Georg Klaus aus Markt Wald nach Mindelheim kam.
Nicht besonders schnittig, aber trotzdem sehenswert ist der historisch­e Lanz Bulldog, mit dem Georg Klaus aus Markt Wald nach Mindelheim kam.
 ??  ?? Walter Essenwein aus Memmingen mit seiner „Göttin“, dem Citroen DS Cabrio.
Walter Essenwein aus Memmingen mit seiner „Göttin“, dem Citroen DS Cabrio.
 ??  ?? Auch historisch­e Mopeds waren zu be staunen.
Auch historisch­e Mopeds waren zu be staunen.
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Nur noch drei dieser „Rosengarts“sind noch in Europa unterwegs.

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