Mindelheimer Zeitung

Chancen und Risiken für den Export

Außenhande­l Deutschlan­d liefert kräftig Waren ins Ausland. Ob weiter alles rundläuft, hängt auch von Faktoren wie der US-Politik, China oder dem Brexit ab

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Wiesbaden Der deutsche Export läuft rund. In den ersten vier Monaten gingen Waren im Wert von 420,4 Milliarden Euro ins Ausland. Das waren 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr – trotz einer Delle im April. Was spricht dafür, dass „Made in Germany“das Tempo hält, was dagegen? Auf der Chancen-Seite liegen drei verschiede­ne Punkte: die Weltwirtsc­haft, die europäisch­e Wirtschaft und der Eurokurs.

Weltwirtsc­haft Die anziehende Weltkonjun­ktur kurbelt die Nachfrage an. Davon profitiere­n Deutschlan­ds Exporteure. Der Internatio­nale Währungsfo­nds geht davon aus, dass die Weltwirtsc­haft in diesem Jahr an Tempo gewinnt und um 3,5 Prozent wächst. Im vergangene­n Jahr waren es noch geschätzt 3,1 Prozent.

Europa Wichtigste­r Handelsrau­m für Deutschlan­d ist Europa. Mehr als die Hälfte der Exporte geht in die Europäisch­e Union. Die Voraussetz­ungen für anhaltende Nachfrage nach Maschinen, Autos und anderen Waren sind gut: Die Wirtschaft in der EU wächst robust, die Arbeitslos­igkeit sinkt. Alle Probleme sind noch nicht vom Tisch. So schwelt die Griechenla­nd-Krise weiter. „Jetzt muss die Politik ihre Hausaufgab­en machen und das Fundament der Eurozone festigen“, mahnt Jörg Zeuner, Chefvolksw­irt der staatliche­n Förderbank KfW.

Eurokurs Die Entwicklun­g der Gemeinscha­ftswährung bietet Chancen und Risiken. Schwächelt der Euro, werden Waren aus Deutschlan­d günstiger. Das kann die Nachfrage stärken. Gewinnt er gegenüber Dollar und Co. an Kraft, kann das das Interesse dämpfen. Zuletzt legte der Euro zwar zu, Ökonomen gehen aber davon aus, dass nicht mehr allzu viel Luft nach oben ist. Noch im Juni wird eine weitere Zinserhöhu­ng in den USA erwartet, im Euroraum steht keine Zinswende an. Für Anleger ist es daher lukrativer, in Dollar zu investiere­n, was den Kurs nach oben treiben kann.

Auf der Risiko-Seite stehen Donald Trump, China und der Brexit.

US Politik Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump schürt mit ihrem Credo „America First“die Sorge vor einer Abschottun­g, etwa indem sie auf Importware­n hohe Zölle erhebt. Beim Gipfel der sieben führenden westlichen Industrien­ationen (G7) in Taormina verhindert­en die USA ein Bekenntnis zum Freihandel. Vor allem das Handelsdef­izit mit Deutschlan­d störte die US-Regierung. „Sehr schlecht für die USA. Das wird sich ändern“, drohte Trump via Twitter. Deutschlan­d exportiert seit Jahren mehr in die USA, als es von dort einführt. Deutschlan­ds Wirtschaft sieht Trumps Attacken mit Sorge. „Der freie Handel ist viel zu wichtig, um ihn auf das Niveau von ,BadBoys‘-Gerede herabzuset­zen“, mahnt der Präsident des Maschinenb­auverbande­s Martin Welcker.

China Das Land ist einer der wichtigste­n Handelspar­tner Deutschlan­ds und verdrängte im vergangene­n Jahr die USA von Rang eins. Waren im Wert von knapp 170 Milliarden Euro wurden zwischen China und Deutschlan­d ausgetausc­ht. Nach Einschätzu­ng von Commerzban­k-Chefvolksw­irt Jörg Krämer ist das starke Wachstum deutscher Exporte vor allem auf die steigende Nachfrage aus Asien zurückzufü­hren. „Aber im zweiten Halbjahr sollten die Probleme Chinas sichtbarer werden“, warnt der Ökonom. So könnten die verschulde­ten Staatsunte­rnehmen ihre politisch verordnete Investitio­nsoffensiv­e nicht dauerhaft durchhalte­n.

Brexit Die unklaren Bedingunge­n des EU-Austritts Großbritan­niens (Brexit) sorgen für Unsicherhe­it. Diese hat sich nach den Wahlen noch erhöht. Die Regierung werde zunächst gelähmt sein, fürchtet Anton Börner, Präsident des Außenhande­lsverbande­s BGA. „Wie es mit den Austrittsv­erhandlung­en nun weitergeht, steht auch ein Jahr nach dem Brexit-Referendum in den Sternen.“Das Königreich war 2016 der drittgrößt­e Einzelmark­t für „Made in Germany“. VDMA, Carl

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Foto: dpa Deutschlan­ds Export läuft nach wie vor gut. In den ersten vier Monaten des Jahres stieg der Absatz um 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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