Mindelheimer Zeitung

Heizöl ist so billig wie lange nicht mehr

Energie 51 Cent zahlen Verbrauche­r derzeit für einen Liter, der bisher tiefste Preis des Jahres. Zwei Experten erklären die Hintergrün­de und geben Tipps, ob sich der Kauf jetzt lohnt

- VON SANDRA LIERMANN Foto: Patrick Pleul, dpa

Augsburg Mit knapp 51 Cent pro Liter hat der Preis für Heizöl den bisher tiefsten Stand des Jahres erreicht. Auf einem ähnlichen Niveau lag der Preis zuletzt im vergangene­n November. Johannes Gösling, Geschäftsf­ührer des Heizölhänd­lers Präg aus Kempten, und Christoph Bender, Geschäftsf­ührer beim Mineralölw­irtschafts­verband, erklären, warum Heizöl aktuell so günstig ist und was das für Verbrauche­r bedeutet.

Warum ist der Heizölprei­s gerade so niedrig?

„Der Heizölmark­t ist einfach gut versorgt mit Ware, seit zwei Jahren schon befinden wir uns in einer Phase vergleichs­weise niedriger Ölpreise“, sagt Christoph Bender. Hinzu kommt eine derzeit relativ geringe Nachfrage. Johannes Gösling geht ins Detail: „Die Opec (Organisati­on erdölexpor­tierender

Länder, Anm. d. Red.) hat zwar beschlosse­n, die Ölmengen, die gefördert werden, einzuschrä­nken und so einen weiteren Preisverfa­ll zu stoppen.“Das klappt jedoch nur bedingt. „Derzeit produziere­n besonders die USA sehr viel Öl“, sagt Gösling. Durch das sogenannte Fracking in Ölschiefer­vorkommen werden dort neue Ölquellen erschlosse­n. Das wirkt sich auch auf den Heizölprei­s aus.

Wird der Preis noch weiter fallen?

Ganz genau kann das natürlich niemand voraussage­n. Es gibt zahlreiche Faktoren, die den Ölpreis beeinfluss­en. „Eine einzelne Meldung, wie beispielsw­eise vor wenigen Tagen die Nachricht über die Isolation Katars, kann den Preis nach oben treiben“, erklärt Johannes Gösling. Die Entwicklun­gen am Persischen Golf haben dem Ölpreis am vergangene­n Dienstag eine kurzfristi­ge Erhöhung beschert.

Gibt es regionale Unterschie­de beim Heizölprei­s?

Aufgrund unterschie­dlicher Transportu­nd Logistikbe­dingungen kann der Preis für Heizöl regional schwanken. Dabei handelt es sich aber meist um Unterschie­de von nur wenigen Cents. Die Grundtende­nz zeigt: Momentan sind die Heizölprei­se in ganz Deutschlan­d auf einem Tiefstand. Je nach Bestellmen­ge schwanken sie derzeit zwischen 51 und rund 80 Cent pro Liter.

Sollten Verbrauche­r Heizöl jetzt kaufen oder besser noch warten?

„Wie bei Aktien auch, kann niemand genau sagen, wie die weitere Entwicklun­g aussieht“, sagt Gösling. Doch der aktuelle Preis sei „sehr attraktiv“. Auch Christoph Bender ist der Meinung, dass gerade eine gute Zeit sei, Heizöl einzukaufe­n. Sparfüchse­n rät Johannes Gösling: „Den Preis bis auf den allerletzt­en Cent zu optimieren, funktionie­rt sowieso nicht. Wer jetzt Bedarf hat, sollte kaufen. Die Preise sind günstig.“Verbrauche­r, die noch einen ausreichen­den Vorrat an Heizöl haben, können auch noch abwarten. „Eine extreme Preiswende nach oben ist kurzfristi­g nicht zu erwarten“, sagt Gösling.

Welche Zeit ist am besten, um die Heizölrese­rven aufzufülle­n?

Die Zeiten, in denen Heizöl im Sommer deutlich weniger kostet als im Winter, seien lange vorbei, erklärt Johannes Gösling: „Die Frage ist immer, wie gerade die weltpoliti­sche Situation aussieht. Da ist nicht entscheide­nd, ob in Deutschlan­d gerade Sommer oder Winter ist.“

Worauf sollten Verbrauche­r beim Heizölkauf achten?

Gösling rät zu einer ausreichen­d großen Bestellmen­ge: „Kleine Mengen kosten durchschni­ttlich immer mehr als große Mengen.“Er empfiehlt, mindestens einen Jahresbeda­rf an Heizöl zu bestellen, damit sich auch die Transportk­osten rechnen. Zudem rät er Verbrauche­rn zu Premium-Heizöl. „Die modernen Anlagen werden technisch immer anspruchsv­oller.“Durch Premium-Ölsorten sollen die Anlagen länger halten – „wie bei modernen Autos. Da nimmt man ja auch nicht mehr das Motoröl von vor zwanzig Jahren.“

 ??  ?? Großes Angebot, kleine Nachfrage: Durchschni­ttlich 51 Cent pro Liter zahlen Verbrauche­r zurzeit für einen Liter Heizöl – so wenig wie schon lange nicht mehr. Zwei Experten erklären, woran das liegt, und geben Tipps, ob sich der Einkauf jetzt lohnt.
Großes Angebot, kleine Nachfrage: Durchschni­ttlich 51 Cent pro Liter zahlen Verbrauche­r zurzeit für einen Liter Heizöl – so wenig wie schon lange nicht mehr. Zwei Experten erklären, woran das liegt, und geben Tipps, ob sich der Einkauf jetzt lohnt.

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