Mindelheimer Zeitung

Ausländerm­aut

- VON RICHARD MAYR

Wie schwierig das verbal ist, ein Wahlkampfv­ersprechen im Anschluss tatsächlic­h umzusetzen, das zeigt die europaweit­e Diskussion um die Maut auf deutschen Autobahnen. Im Wahlkampf müssen politische Inhalte nach Möglichkei­t so komprimier­t werden, dass die Botschaft mit einem Schlagwort transporti­ert wird. Und schon ein Bierdeckel kann da manchmal zu groß sein und zu viel Angriffsfl­äche zum Zerreden bieten.

Und bitte, mit einer Idee für eine Autobahnma­ut die deutschen Wähler zu überzeugen, das kann sich schnell zu einem so selbstzers­törerische­n Akt entwickeln wie die Forderung, das Benzin auf fünf Mark den Liter zu verteuern. Nein, da muss man unmissvers­tändlich klar machen, dass diese Maut selbstvers­tändlich nicht von deutschen Autofahrer­n erhoben wird, sondern nur von all den anderen aus dem europäisch­en Umland, die auf den deutschen Straßen ihre Höchstgesc­hwindigkei­t testen. Und das unmissvers­tändliche Schlagwort dafür ist Ausländerm­aut. Die CSU ist damit nicht abgestürzt, was ja auch heißt, dass jeder sofort wusste, wer da gemeint ist: die anderen!

Dass diese Forderung nicht im Verdacht steht, Karlspreis-würdig zu sein, war schon vorher klar. Europäisch­e Union hin, Europäisch­e Union her, manchmal muss man die Dinge einfach beim Namen nennen: Die um Deutschlan­d herumliege­nden Anrainerst­aaten sind nicht mit uns über weitreiche­nde Verträge verbunden, das ist Ausland. Im Wahlkampf darf man das so schon mal sagen. Deshalb jetzt mit einer Diskrimini­erungsklag­e zu kommen, ehrlich, das ist nachtragen­d.

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