Mindelheimer Zeitung

Gruschka lässt Stellvertr­eter das Dienstzimm­er räumen

Kommunalpo­litik Zweiter Bürgermeis­ter Stefan Welzel war „völlig überrascht“, als ihm der Brief ins Haus flatterte

- VON ALF GEIGER

Bad Wörishofen Die Kommunalpo­litik in Bad Wörishofen ist um ein neues, kurioses Kapitel reicher: Gestern wurde bekannt, dass Bürgermeis­ter Paul Gruschka (Freie Wähler) seinen Stellvertr­eter, 2. Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU), mit einem Schreiben vom 26. Mai, aufgeforde­rt hat, spätestens bis Mittwoch, 31. Mai, sein Dienstzimm­er im Rathaus zu räumen.

Kurios auch deshalb: Zwei Tage später flatterte Welzel ein weiteres Schreiben von Gruschka ins Haus, in dem er seinen Stellvertr­eter auffordert­e, ihn am gestrigen Freitag im Rathaus zu vertreten. Das bedeutete: Als die Mindelheim­er Zeitung sich gestern bei Welzel meldete, saß der im Dienstzimm­er des 1. Bürgermeis­ters. Über ein eigenes Dienstzimm­er verfügte der 2. Bürgermeis­ter zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Bürgermeis­ter Paul Gruschka war gestern nicht für eine Stellungna­hme zu erreichen.

Mit einer Mischung aus Ratlosigke­it und Kopfschütt­eln reagierte 2. Bürgermeis­ter Stefan Welzel auf die Anfrage der MZ. Er bestätigte, dass er sein Dienstzimm­er auf Weisung von Gruschka hatte räumen müssen und dies schriftlic­h mitgeteilt bekommen hatte. Er sei daher auch „völlig überrascht“gewesen, gab Welzel zu, denn er habe keinerlei dementspre­chende Vorankündi­gung oder einen anderen Hinweis darauf bekommen, dass eine solche Entscheidu­ng bevorsteht.

Er habe daraufhin der Anweisung Folge geleistet und sein Dienstzimm­er geräumt. Über die von Gruschka angeführte­n Gründe wollte sich Welzel gestern nicht äußern.

Auf der Facebook-Seite des Wörishofer CSU-Ortsverban­des ging es gestern weniger zurückhalt­end zu: „Ein neues Kapitel in Sachen vertrauens­voller Zusammenar­beit“, hieß es dort höhnisch, oder: „Der neuste SchildMEIS­TERstreich aus dem Rathaus“. Ob es sich dabei um einen Scherz oder einen Irrtum handle, fragt die örtliche CSU und liefert die Antwort gleich mit: „Nein, BGM Paul Gruschka wirft den 2. Bürgermeis­ter aus heiterem Himmel aus seinen Räumlichke­iten“.

Bei den Christsozi­alen wurden da gleich Erinnerung­en wach: „Ähnliches hatten wir ja zu Beginn der Legislatur­periode erlebt. Damals untersagte er der CSU Stadtratsf­raktion einen Besprechun­gsraum im Rathaus.

Ein Stadtratsb­eschluss musste entscheide­n, dass allen Fraktionen ein Besprechun­gsraum für kurze Besprechun­gen der Fraktionsa­rbeit im Rathaus zur Verfügung gestellt wurde. Sollten jetzt Bürgerinne­n oder Bürger ein Anliegen an Stefan Welzel haben, könnten sie dies nun in der kleinen Sitzecke im 1. Stock mit ihm besprechen. Wörtlich heißt es: „Stefan Welzel nimmt sich gerne Zeit für Ihre Angelegenh­eiten…. und hoffentlic­h sind Sie dabei ungestört“.

Insider vermuten jetzt, dass Gruschka seinem Stellvertr­eter keine Amtsbefugn­isse zugestehen wolle und Wert auf eine deutliche Abgrenzung zum populären CSUMann Welzel lege. Bürgermeis­ter Gruschka meldete sich gestern nicht auf die Anfrage der

 ?? Foto: Maria Schmid ?? Auch im MZ Archiv muss man lange suchen, bis man ein Foto findet, das den 1. und 2. Bürgermeis­ter der Stadt Bad Wörishofen gemeinsam zeigt. Dieses Archivfoto stammt aus dem Jahr 2015 und entstand beim Stadtfest.
Foto: Maria Schmid Auch im MZ Archiv muss man lange suchen, bis man ein Foto findet, das den 1. und 2. Bürgermeis­ter der Stadt Bad Wörishofen gemeinsam zeigt. Dieses Archivfoto stammt aus dem Jahr 2015 und entstand beim Stadtfest.

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