Auch der Verkehrsgarten ist dabei
Ausstellung Teilnehmerrekord beim „Blumenlust statt Alltagsfrust“. Dabei zeigen die Hobbygärtner viel Einfallsreichtum – und Bezug zur Stadtpolitik
Bad Wörishofen Seit zehn Jahren hat auch die Kneippstadt eine Fanmeile. Entlang des Wörthbaches treffen sich im Juni allerdings nicht die Freunde des „runden Leders“sondern begeisterte Gartler. Blumenlust soll auch heuer wieder bis zum Sonntag, 25. Juni, Einheimischen wie Kurgästen den Alltagsfrust vertreiben, wie es der Titel der Ausstellung verspricht. Schon seit drei Tagen blüht Wörishofen vom Wasserrad bis zur Bachstraße so richtig auf. 14 Aussteller – so viele wie noch nie – haben die Flaniermeile der Stadt in ein „blühendes Paradies“verwandelt. Ihrer künstlerischen Freiheit bei der Gestaltung von „Blumenlust statt Alltagsfrust“waren keine Grenzen gesetzt.
Den Tross der Schaulustigen zum Auftakt führten Kurdirektorin Petra Nocker, Stadtgärtnermeister Andreas Honner und Gertraud Gruschka an, nachdem Bürgermeister Paul Gruschka verhindert war. Da klickten viele Fotoapparate, wurden Smartphones gezückt, um die farbige Pracht im Bild festzuhalten. Wie der Garten des Kochvereins, der in eine Trattoria in „Bella Italia“einlädt, liefern sicher auch die übrigen duftenden Kreationen von Profis und Hobbygärtnern wieder viel Gesprächsstoff. Schauen und Fachsimpeln ist angesagt. Schon beim Aufbau des Kochvereins-Gartens wollten Vorrübergehende vom Vorsitzenden wissen: „Macht ihr das für Fronleichnam“? „Nein, weil der Papst nach Wörishofen kommt“, konterte scherzhaft Peter Ostenried.
Die Gartenlust hat im Jubiläumsjahr – Wörishofen wird 950 Jahre alt – Vereine und Gärtnereien gleichermaßen gepackt. Da macht die Baumschule Scheel viel Appetit auf Grün, lädt der Segelclub zu einer Bootsfahrt im Blütenmeer, während der Obst-und Gartenbauverein Wörishofen das Märchen „Frau Holle“in Szene und der fleißigen und hübschen Goldmarie ein Denkmal setzte. Recht selbstbewusst rief Thomas Wegst, Vorsitzdender des TSV Bad Wörishofen, den Umstehenden zu: „Viel Spaß bei der Besichtigung der Gärten, die sich um den zweiten Platz streiten“. Auch in diesem Jahr ist es wieder an den Besuchern, Preisrichter zu spielen und die drei schönsten Beete auf Zeit zu küren.
Gartenträume lassen die Rosenschule Kordes und die Kurparkgärtner wahr werden, während im Zitrushain von Blumen Silvia den Be- trachtern mediterrane Düfte um die Nase wehen. Viele Ahs und Ohs entlocken ihnen gleich nebenan die gekrönten Blumen der vergangenen Jahre. „Alle Sinne“kitzelt das Kräutergärtchen der Kneipp-Wichtel aus der Gartenstadt, während der Obst-und Gartenverein Dirlewang „Gartenglück“beschwört. „Klein, aber fein ist der Garten der PfarrerKneipp-Grundund Mittelschule angelegt. Eines der Beete im Miniformat zeigt, wie sich die Schüler ihren zukünftigen Verkehrsgarten vorstellen. Doch damit nicht genug der enfallsreichen Kreationen.
Ein echter Hingucker ist die Waldkapelle der Kunstschmiede Bauer am Denkmalplatz. Ihre ganzen Reize gibt die Minikirche erst preis, wenn Sonnenstrahlen ihr Innneres durchfluten. Zudem erinnert die Kapelle an Sankt Franziskus, den Patron des Umweltschutzes. Auf einem Plakat wird unter anderem eine profitgesteuerte Ausbeutung der Ressourcen, die Bedrohung der Tier-und Pflanzenwelt, wie auch Massentierhaltung, Verseuchung des Trinkwassers und Vergiftung von Obst und Wiesen mit Pestiziden gegeiselt.
Gesundheitsvorsorge à la Pfarrer Kneipp empfehlen die fünf Säulen und Ordensschwestern im Garten des Fördervereins „Sebastian Kneipp-Museum“. Ein altes Fahrrad symbolisiert „Bewegung in die Zukunft“.
„Auf der Spur sein – in der Spur bleiben“will die Kolpingsfamile auch noch nach 120 Jahren. „Was du bist, sollst du ganz sein“lautet einer der von ihr propagierten Slogans.
Wer die ganze Pracht des Sommers genießen will, ist in der Gartenschau am Wörthbach an der richtigen Adresse. Zeigt sie doch auch, wie man beim Urlaub auf Balkonien aufblühen kann.