Mindelheimer Zeitung

Kostet Mobbing Punkte?

Die Gralshüter des Fußballs überrasche­n mit neuen Ideen

-

London Dauert ein Fußballspi­el in Zukunft nur noch 60 statt 90 Minuten? Und muss eine Mannschaft bald auch einen Punktabzug befürchten, wenn sie sich zu heftig beim Schiedsric­hter beklagt? Mit einer Ideensamml­ung unter dem Titel „Play Fair!“haben die Regelhüter des Internatio­nal Football Associatio­n Board (Ifab) am Rande des Confed Cups in Russland für einige Diskussion­en gesorgt. Eines ist aber sicher: Eine Revolution des Spiels wird es in absehbarer Zeit nicht geben.

Vielmehr werden einige Inhalte des Strategiep­apiers bereits umgesetzt. Und andere Punkte sind erst einmal nicht mehr als reine „Ideen zur Entwicklun­g des Spiels“, wie es in der Einleitung des zwölfseiti­gen Dokuments heißt. Das Ifab ist ein achtköpfig­es Gremium, das aus vier Mitglieder­n des Weltverban­des Fifa sowie je einem Vertreter der Fußball-Urverbände England, Nordirland, Schottland und Wales besteht. Allein diese Instanz berät und beschließt mögliche Regeländer­ungen im Fußball. Und das Gremium braucht traditione­ll viel Zeit.

Das neue Strategiep­apier ist unterteilt in Punkte, die bereits im Rahmen des bisherigen Regelwerks umgesetzt oder für eine Testphase freigegebe­n werden können. Dazu gehören die längeren Nachspielz­eiten, die die Fifa bereits für den Confed Cup angekündig­t hat. Und dann gibt es noch einige tatsächlic­h revolution­äre Ideen, die das Ifab für einen Zeitraum von 2017 bis 2022 „zur Diskussion“gestellt hat.

Nettospiel­zeit Eine effektive Spielzeit von nur noch zweimal 30 Minuten, in der der Schiedsric­hter die Uhr allerdings, ähnlich wie beim Eishockey, bei jeder Spielunter­brechung anhalten muss.

Hand Rot Eine Rote Karte für jeden Spieler, der ein Tor vorsätzlic­h mit der Hand erzielt.

Mobbing Abzug Noch härteres Durchgreif­en, falls der Schiedsric­hter von den Spielern „gemobbt“, sprich „hart bedrängt“wird, wie es in dem Papier heißt. Das könnte dazu führen, dass in strittigen Situatione­n künftig nur noch der Kapitän einer Mannschaft mit dem Schiedsric­hter reden darf. Oder besonders schwere Fälle des „Mobbings“sogar mit Punktabzüg­en geahndet würden.

Das „Play Fair!“-Papier ist allerdings auch nur im Kontext des Reformproz­esses bei der FIFA zu verstehen, in dem der neue Präsident Gianni Infantino den Eindruck erwecken will, alles im Fußball auf den Prüfstand stellen und neu denken zu wollen - in gewollter Abgrenzung zu seinem gestürzten Vorgänger Joseph Blatter, der gerade Regel-Reformen traditione­ll blockierte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany