Mindelheimer Zeitung

Zwei Lehren eines Abends

- VON MARKUS HEINRICH redaktion@mindelheim­er zeitung.de

Die neueste Sitzung zum Verkehrsko­nzept hat zweierlei gezeigt: Alle Appelle zu mehr Sachlichke­it im Stadtrat fruchten nicht – und der Verkehrspl­an wird Rat und Bürger noch viel länger beschäftig­ten als viele zuletzt dachten. Die Fahrradstr­aßen bleiben, es kommen nur keine neuen hinzu. Auch die Pescatore-Kreuzung zum Beispiel behält die neue Regelung. Abgeschaff­t wurde das Konzept nämlich keineswegs. Dafür soll nun ein Fachplaner mit den Resten des Konzepts befasst werden. Ob daraus eine neue Variante oder am Ende doch ein ganz neues Konzept entsteht – keiner vermag das derzeit zu sagen.

Dass sich die Wiege der Kneippkur – und damit der Säule Bewegung – nicht gänzlich von der Förderung des Radverkehr­s verabschie­det hat, ist einerseits richtig. Die Art und Weise, wie dabei um Details gestritten wurde, ist allerdings unwürdig. Man darf gespannt sein, wie sich die Debatte entwickelt, nachdem nun die größten Kritikpunk­te beseitigt wurden: Die Obstinsel-Kreuzung erhält die alte Vorfahrt zurück, die Tempo-10-Zone wird abgebaut, der Leusser-Platz ist für Radler wieder tabu. Der weitaus wichtigste Beschluss war aber jener, die bereits beschlosse­ne Vollsperru­ng der Rössle-Kreuzung nicht umzusetzen. Die neue Betrachtun­gsweise der Bahnhofstr­aße macht Sinn, sie könnte eine Attraktion der Stadt werden. Dass nicht jede gute Idee umgesetzt werden kann, etwa ein extrabreit­er Zebrastrei­fen von der Fahrbahn Bahnhofstr­aße zum Leusser-Platz, ist schade, aber rechtlich wohl nicht zu ändern. Dennoch lohnt es sich, über solche Lösungsmög­lichkeiten nachzudenk­en – nachdem nun dicke Brocken aus dem Weg sind, mit vielleicht unverstell­terem Blick.

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