Zwei Lehren eines Abends
Die neueste Sitzung zum Verkehrskonzept hat zweierlei gezeigt: Alle Appelle zu mehr Sachlichkeit im Stadtrat fruchten nicht – und der Verkehrsplan wird Rat und Bürger noch viel länger beschäftigten als viele zuletzt dachten. Die Fahrradstraßen bleiben, es kommen nur keine neuen hinzu. Auch die Pescatore-Kreuzung zum Beispiel behält die neue Regelung. Abgeschafft wurde das Konzept nämlich keineswegs. Dafür soll nun ein Fachplaner mit den Resten des Konzepts befasst werden. Ob daraus eine neue Variante oder am Ende doch ein ganz neues Konzept entsteht – keiner vermag das derzeit zu sagen.
Dass sich die Wiege der Kneippkur – und damit der Säule Bewegung – nicht gänzlich von der Förderung des Radverkehrs verabschiedet hat, ist einerseits richtig. Die Art und Weise, wie dabei um Details gestritten wurde, ist allerdings unwürdig. Man darf gespannt sein, wie sich die Debatte entwickelt, nachdem nun die größten Kritikpunkte beseitigt wurden: Die Obstinsel-Kreuzung erhält die alte Vorfahrt zurück, die Tempo-10-Zone wird abgebaut, der Leusser-Platz ist für Radler wieder tabu. Der weitaus wichtigste Beschluss war aber jener, die bereits beschlossene Vollsperrung der Rössle-Kreuzung nicht umzusetzen. Die neue Betrachtungsweise der Bahnhofstraße macht Sinn, sie könnte eine Attraktion der Stadt werden. Dass nicht jede gute Idee umgesetzt werden kann, etwa ein extrabreiter Zebrastreifen von der Fahrbahn Bahnhofstraße zum Leusser-Platz, ist schade, aber rechtlich wohl nicht zu ändern. Dennoch lohnt es sich, über solche Lösungsmöglichkeiten nachzudenken – nachdem nun dicke Brocken aus dem Weg sind, mit vielleicht unverstellterem Blick.