Mindelheimer Zeitung

Bitte Popcorn für die Basilika

- VON JOHANN STOLL johann.stoll@mindelheim­er zeitung.de

Ach, Jugend. Ältere Herrschaft­en klagen des Öfteren, dass es mit dem Benimm nicht mehr weit her sei. Immer müssen sie mit ihrem Nachbarn plappern, können nicht zuhören und sich auf eine Sache konzentrie­ren. Und überhaupt: Früher war alles besser.

Ortswechse­l Ottobeuren. Israel in Ägypten von Georg Friedrich Händel wurde in der Basilika aufgeführt. Ein schönes, feierliche­s Konzert des Münchner Bach-Orchesters und des Münchner BachChores, aber auch kein ganz einfaches. Wer genießen will, wie Händel das alte Menschheit­sthema Freiheit verarbeite­t hat, muss zuhören wollen und können.

In den Kirchenbän­ken sitzen überwiegen­d ältere Herrschaft­en. Auch ein paar Kinder und Jugendlich­e sind darunter. Kaum waren die ersten Minuten dieses barocken Oratoriums im Kirchensch­iff verklungen, ging das Getuschel los. Der graue Herr mit gepflegtem Vollbart hatte seiner Begleiteri­n noch etwas Wichtiges zu erzählen. Später bekam er Appetit auf ein Bonbon und entfernte knisternd das Papier. Weil er ja weiß, was sich gehört, bot er auch seiner Gattin eines an, die der sommerlich­en Hitze wegen ihre Schuhe ausgezogen hatte.

Andere wieder spazierten munter durchs Kirchensch­iff, während die Musiker tapfer ihr Bestes gaben. So kann das ja nicht weitergehe­n. Es wird Zeit, dass endlich eine Eismaschin­e und ein Popcorn-Automat neben dem Weihwasser­kessel aufgebaut werden.

PS: Die Kinder und Jugendlich­en lauschten aufmerksam dem Konzert.

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