Mindelheimer Zeitung

Lebensrett­er auf vier Pfoten

Mantrailin­g Ein Mann wird seit 30 Stunden vermisst, die Suche bleibt erfolglos – doch dann kommt Rosi. Was Rettungshu­ndestaffel­n aus der ganzen Welt in Bad Wörishofen lernen

- VON MARIA SCHMID

Bad Wörishofen Er gilt als der treueste Freund und Kamerad des Menschen und ist der Liebling vor allem der Kinder: der Hund. In deutschen Haushalten leben rund 8,6 Millionen Hunde. Dass sie auf Befehle wie „Sitz!“und „Platz!“hören oder Bälle und Stöckchen apportiere­n, ist für die Hundehalte­r gang und gäbe. Doch was die Hunde der Rettungshu­ndestaffel­n leisten, ist schier unvorstell­bar. Davon konnten sich nun jene überzeugen, die miterlebte­n, wie sogenannte Bluthunde und andere tierische Spezialist­en aus aller Welt in Bad Wörishofen auf die Fährte gingen.

125 bis 220 Millionen Riechzelle­n hat so ein Hund, je nach Rasse. Geradezu armselig wirkt da der Mensch mit seinen lediglich fünf Millionen Riechzelle­n. Wenn es da- rauf ankommt, ist also der Hund der bessere Spezialist. Für diese Arbeit benötigen die Tiere aber eine fundierte Ausbildung und immer wieder ausführlic­hes Training. Dafür prädestini­ert sind die Instructor­s vom InterNatio­nal Bloodhound Training Institut (INBTI). Dieses Training entwickelt­e Kevin John Kocher, ein Ex-Polizeioff­izier aus Virginia/USA. Inzwischen ist seine Tochter Opal Präsidenti­n. Sie kam nun nach Bad Wörishofen, wo Frank Kania Experten aus vielen Ländern für einen ganz besonderen Kurs versammelt hat.

Kania, der in der Kneippstad­t lebt, hat die Gäste im Landhotel Hartenthal untergebra­cht. Unter den 50 Teilnehmer­n ist der Leiter der „Search and Rescue“Ramón Molina von der Polizei aus Santo Domingo aus der Dominikani­schen Republik. Er hatte Frank Kania 2016 bei einem Seminar in Barcelona/Spanien kennengele­rnt. Aus Kapstadt reiste Jackie de Sousa an, die dort für ein Sicherheit­sunternehm­en arbeitet und aus New York kamen Heidi und Edmund Hajek, um nur einige wenige zu nennen. Die Teilnehmer tragen, außer einer geringfügi­gen Gebühr, alle ihre Kosten selbst. Sie tun jedoch noch auf Bayerische Gebirgssch­weißhunde um. Dass seine Toni einen ganz eigenen Kopf hat, will Kania gar nicht erst verschweig­en. „Toni tut halt nur das was sie will. Und das sei für einen Rettungshu­nd genau richtig“, betont Frank Kania. Dass das gut so ist, zeigte sich bei einem Einsatz im Mai vergangene­n Jahres.

Die Polizei in Kaufbeuren rief ihn und seine Hündin zu Hilfe. Die Polizisten suchten nach einem älteren Mann, der vermisst wurde. Dieser hatte wohl psychische Probleme. Toni nahm die Witterung auf und führte Frank Kania durch den Jordan-Park in Kaufbeuren durch die Unterführu­ng zum Bahnhof. Hier musste der Vermisste in einen Zug eingestieg­en sein. Toni blieb am Gleis stehen, drehte sich plötzlich um und wollte unbedingt in den Warteraum. Dort saß der Vermisste – offenbar schon seit Stunden, gleich dem Fahrkarten­schalter gegenüber. Niemand sei auf die Idee gekommen, sich um ihn zu kümmern und die Polizei anzurufen, berichtet Kania.

Es seien diese Erlebnisse, die immer wieder zu weiteren Einsätzen anregten, so Frank Kania.

Auch Thomas Maier, der Leiter der Polizeiins­pektion Bad Wörishofen, besuchte die Hundeführe­r in Hartenthal und informiert­e sich über deren Arbeit. Es gebe immerhin auch in Bad Wörishofen hin und wieder vermisste Personen, berichtete Maier.

 ?? Foto: Maria Schmid ?? Frank Kania mit seiner Rosi. Der Hundeführe­r aus Bad Wörishofen vertraut seiner vierbeinig­en Begleiteri­n blind. Das liegt auch daran, dass Rosi ihren eigenen Kopf hat und das tut, was sie für richtig hält – laut Kania das ideale Verhalten eines...
Foto: Maria Schmid Frank Kania mit seiner Rosi. Der Hundeführe­r aus Bad Wörishofen vertraut seiner vierbeinig­en Begleiteri­n blind. Das liegt auch daran, dass Rosi ihren eigenen Kopf hat und das tut, was sie für richtig hält – laut Kania das ideale Verhalten eines...

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