Optimismus am Flughafen: „Wir haben riesige Chancen“
Allgäu Airport Seit zehn Jahren gibt es Linienflüge von Memmingerberg. Dabei war der Start nicht einfach
Memmingen Es ist ein Blick zurück – auf ereignisreiche Zeiten. Und es ist ein Blick nach vorn – geprägt von viel Optimismus. Vor zehn Jahren gab es am Allgäu-Airport den ersten Linienflug (wir berichteten), das Jubiläum wird an diesem Abend gefeiert. Als mehrere Protagonisten in ihren Erinnerungen kramen, erfährt man einiges, was in keinem Archiv steht. Da ist zum Beispiel dieses Telefonat, das der Landtagsabgeordnete Franz-Josef Pschierer im Jahr 2004 mit dem damaligen bayerischen Wirtschaftsminister Otto Wiesheu führt. Und Airport-Geschäftsführer Ralf Schmid erzählt, warum er in Flughafen-Kreisen inzwischen als Experte für Bürgerentscheide gilt und schon mehrfach als Referent eingeladen wurde.
Als die Bundeswehr ihren Standort in Memmingerberg vor den Toren Memmingens aufgibt, soll dort ein Zivilflughafen entstehen. Heimische Unternehmer gründen eine Betreiberfirma. Pschierer, heute Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium, erinnert sich an diese Zeit: „Wir waren am Start, alles stand parat.“Dann aber sei Wiesheu auf die Idee gekommen, den Militärflugplatz Lagerlechfeld südlich von Augsburg auch zivil zu nutzen und so einen schwäbischen Regionalflughafen zu schaffen.
In besagtem Telefonat prallen die unterschiedlichen Standpunkte der beiden CSU-Parteifreunde aufeinander: „Auf Wiesheus Frage, ob ich sauer bin, antwortete ich, dass das noch leicht untertrieben ist“, erzählt Pschierer. Das Ende ist bekannt: Das Lagerlechfelder Projekt scheitert an der Finanzierung, der Weg für den Allgäu-Airport ist frei. „Wir hatten den längeren Atem“, konstatiert Geschäftsführer Schmid beim Jubiläumsabend. Der Memminger Flughafen geht in Betrieb, die Verantwortlichen handeln nach den Worten von Gründungsgesellschafter Wolfgang E.Schultz immer mit der Überzeugung, „etwas Gutes für die Region zu tun“.
2015 passiert etwas, das Schmid als „absolutes Novum“bezeichnet: Bei Bürgerentscheiden stimmen die Wähler im Sinne eines Flughafens ab. Memminger und Unterallgäuer votieren dafür, dass sich Stadt und Kreis am Kauf von Gewerbeflächen beim Airport beteiligen. Auch bei der Verkehrsanbindung werden Weichen gestellt: Seit einigen Jahren führt eine neue Straße direkt von der A96 zum Flughafen. Das Streckennetz beim Airport werde weiter verbessert, sagt der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather.
Das nächste große Ziel ist der Flughafen-Ausbau: „Damit wollen wir 2018 beginnen, dann gehen wir in eine gute Zukunft“, betont Beiratsvorsitzender Gebhard Kaiser. Noch steht aber nicht fest, ob die EU den geplanten Zuschuss des Freistaats von 12,2 Millionen Euro bewilligt. Dennoch herrscht Optimismus. Gründungsgesellschafter Gerhard Pfeifer ist überzeugt: „Wir haben riesige Chancen.“Thilo Butzbach hofft, dass sich die Passagierzahlen bis in zehn Jahren auf zwei Millionen verdoppeln. Er ist Aufsichtsratschef der Flughafen GmbH.