Die Frage der Woche Kurzarmhemden gehen gar nicht?
Natürlich gibt es Weltbewegenderes und Wichtigeres im Leben, als sich über die Länge von Hemdärmeln Gedanken zu machen. Und natürlich soll das jeder so handhaben, wie er denn möchte. Über Geschmack und Ästhetik lässt sich bekanntlich streiten, weil subjektiv. Aber daher darf auch mal, quasi ganz hemdsärmelig, gesagt werden: Kurz sieht an Männerarmen einfach nicht schön aus. Die meisten Kurzarmhemden haben weite, abstehende Ärmel, womöglich noch mit Bügelfalte. Sie wirken wie Flügelchen, die an kleinen Jungs niedlich aussehen, an großen im Büro aber mitunter albern oder irgendwie spießig. Und zu einem Sakko getragen, sieht das auch merkwürdig aus, weil das „nackige“Handgelenk aus dem Anzugsärmel herauslugt. Wohingegen ein hochgekrempelter Hemdsärmel einen Unterarm durchaus schmücken kann. Außerdem lässt sich der gekrempelte Stoff wieder zurückfalten und sieht dann auch mit Sakko gut aus. Soweit die Ästhetik.
Es gibt aber noch einen weiteren Grund, nicht im Kurzarmhemd ins Büro zu kommen: Hebt der Träger der oben beschriebenen Flügelhemdärmchen seine Arme, gewährt er Einblicke an Körperstellen, die nicht jeder sehen möchte. Um seinen Mitmenschen Respekt zu zollen und seine Achselfrisur nicht zuzumuten, sollte man also lieber lang trangen.
Übrigens: Auch beim „Schwitz“-Argument schneiden Kurzarmhemden nicht gut ab. Kurz heißt nämlich nicht automatisch cool. In heißen Ländern tragen viele Einheimische lieber luftig-lang und hell, damit ihnen nicht zu warm wird. Und wer schon einmal in Äquatornähe war, der weiß: Ein langarmiges, lockeres Hemd ist wesentlich angenehmer als ein T-Shirt. Kurzum: Damit ist man einfach immer richtig angezogen.
Wenn es nun um die Frage ginge, ob es für Herren Alternativen zur langen Hose im Büro gibt – na klar, da könnte man wirklich sagen, dass das auch nur teilweise unbedeckte Bein in dienstlichen Räumen nichts verloren hat. Weil es zwar durchaus modisch präsentiert oder wohlgeformt sein kann. Aber seriös wirkt es halt nun mal trotzdem nicht. Aber Kurzarmhemden? Das ist doch, als wollte man Damen vorschreiben, sie müssten unbedingt Kleid und dürften auf keinen Fall Bluse und Rock tragen. Es geht doch nicht um Oper, Gala-Diner oder OscarVerleihung. Und selbst da könnte man… Quatsch also! Als gäbe es nicht schöne, gut sitzende und dabei sehr seriös wirkende Kurzarmhemden!
Aber mal abseits von reinen Geschmacksurteilen, die man ja, bitte, nie verallgemeinern sollte (womöglich wirken männliche Unterarme aber viel schöner so?): Der sachliche Unterschied zum hoch gekrempelten Langarmhemd liegt ja nur in einem kleinen Stück: Armbeugen und Ellenbogen sind grundsätzlich sichtbar. Und hier gilt es zweierlei abzuwägen:
Das Contra von ästhetisch Feinsinnigen, man könnte bei den kürzeren und in der Regel weiter abstehenden Ärmeln ungewollte Einblicke erhaschen, im Fall etwa, dass der Herr den Arm hebt. Nicht so schön womöglich.
Das Pro von Heerscharen von Kurzarmträgern, weil sie die ganze Zeit über deutlich weniger schwitzen und sich bei grundsätzlich gewahrter Seriosität schlicht wohler fühlen im sommerlichen Büro. Schön wahrscheinlich.
Merken Sie was? Das Ganze ist entweder lächerlich – oder empörend. Ein Witz an geschmäcklerischer Anmaßung – oder eine Bevormundung, ein Übergriff. Und übrigens: Selbst bei tatsächlich uniformierten Arbeitnehmern in Militär und Polizei gibt es: Kurzarmhemden!