Schwamm drüber?
Am Ende einer wieder mal wirren Woche könnte man sich ja fragen, auf was für eine Art von Wahlkampf in was für einer Art von Demokratie mit was für einer Art von Kanzlerin wir da eigentlich so zuschlingern. Martin Schulz könnte demnächst auf offener Bühne selbst mit Farbbeuteln auf sich werfen und als Wiedergänger vom Stinkefinger-Peer auftreten, um doch noch länger als einen Tag Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn Teflon-Merkel sogar schon Attentats-Vorwürfe kontert mit Sätzen wie, sie schätze an ihm: „Er kann gestochen scharf sprechen.“Und sonst: „Schwamm drüber.“Und die Kanzlerin wiederum könnte beim nächsten Talk-Abend, zu Gast bei der
verkünden, dass Deutschland eigentlich doch gut daran täte, eine Monarchie zu sein, sie habe da nämlich beim Besuch eines Spielenachmittags in einem Kindergarten in ihrem Wahlkreis gesehen, wie schön harmonisch das eigentlich sei.
Frau im Bild,
Währenddessen könnte der AfD-Mann André Poggenburg nicht nur „Deutschland den Deutschen“und von einer „Erweiterung der Außengrenzen“twittern und im selben Chat ein Polizist nicht nur anbieten, einen Parteikollegen im Umgang mit Waffen zu schulen – sondern einfach gleich vom Volkssturm schwärmen, der diesmal halt bloß rechtzeitig losbrechen müsse.
Aber nein, alles hanebüchen, völlig unrealistisch. Weil das tatsächlich und wirklich Geschehene ist ja auf allen Seiten das Ergebnis ausgefeiltester strategischer Erwägungen. Schulz wollte zeigen, dass er die These von der Postdemokratie verstanden hat, dachte nur, das verstehe der Wähler nicht, und setzte halt gestochen scharf eins drauf. Merkel weiß, die wahre Monarchin kann zu allem „Schwamm drüber“sagen. Und Poggenburg ist klar, dass es nur mit Farbbeuteln und Stinkefinger geht. Na dann können wir ja ruhig schlafen und wählen.