Mindelheimer Zeitung

Im Gespräch bleiben

Gipfeldipl­omatie Angela Merkel, Donald Trump und der Klimaschut­z: Auch in Hamburg ein schwierige­s Terrain

- VON RUDI WAIS

Hamburg Ein fester Händedruck, ein Hauch von einem Lächeln – willkommen in Deutschlan­d. Wenn Angela Merkel und Donald Trump ein Problem miteinande­r haben, so zeigen sie es zumindest nicht. Als die Kanzlerin den US-Präsidente­n am Donnerstag­abend vor ihrem Hotel begrüßt, scheint die Chemie zwischen den wichtigste­n Teilnehmer­n dieses Gipfels wieder halbwegs zu stimmen. Bei ihrer letzten Begegnung, dem Treffen der großen Industrien­ationen im italienisc­hen Taormina, ging es jedenfalls deutlich frostiger zu. Nun versucht Trump gar, sie kurz in den Arm zu nehmen. Die Kanzlerin aber ist ihm schon entschloss­enen Schrittes enteilt.

Was die beiden genau miteinande­r bereden, bleibt unklar an diesem Abend. Über „außenpolit­ische Brennpunkt­e“habe man gesprochen, lässt die Kanzlerin ausrichten. Nordkorea. Die Ukraine. Die Lage im Mittleren Osten. Ein bisschen ging es wohl auch um das Klimaabkom­men, das Trump so spektakulä­r aufgekündi­gt hat. In jedem Fall dauert das Treffen länger als geplant, nämlich gut eine Stunde. Auch die beiden Außenminis­ter, Sigmar Gabriel und Rex Tillerson, sowie Trumps Tochter Ivanka und ihr Ehemann Jared Kushner sitzen mit am Tisch. Gabriel sagt danach, das Treffen sei „schon freundlich und aufgeschlo­ssen“verlaufen. Bei den außenpolit­ischen Themen habe es viele Gemeinsamk­eiten gegeben, beim Handel und beim Klimaschut­z gebe es „noch große Differenze­n“.

Im März war Angela Merkel bei ihm im Weißen Haus, nun ist Donald Trump zum ersten Mal in dienstlich­er Mission in der Bundesrepu­blik. Ein Mann mit deutschen Wurzeln, gefühlt allerdings liegen politische Lichtjahre zwischen der deutschen Kanzlerin und dem amerikanis­chen Präsidente­n. „Wer glaubt, die Probleme der Welt mit Isolationi­smus und Protektion­ismus lösen zu können, unterliegt einem gewaltigen Irrtum“, hat Angela Merkel vor kurzem im Bundestag gesagt. Der Name Trump fiel zwar nicht, aber auch so war klar, wer gemeint war. Sonst die Vorsicht in Person, wurde die Kanzlerin diesmal ungewohnt deutlich: Seit der Entscheidu­ng der USA, aus dem gemeinsame­n Klimaabkom­men auszusteig­en, „sind wir entschloss­ener denn je, es zum Erfolg zu führen“.

Trump kommt gerade aus Polen, wo ihn die Menschen gefeiert haben wie einen Popstar – undenkbar in Deutschlan­d. Trumps Beamte allerdings beteuern, der Präsident wolle dazu beitragen, dass dieser Gipfel ein Erfolg werde, das habe er der Kanzlerin in einem Telefonat so versproche­n. In der Sprache der Diplomatie heißt das, Donald Trump wird sich irgendwo den einen oder anderen Schritt auf sie zubewegen. Nur wann, wo und wie weit? Die Kanzlerin bleibt skeptisch. „Wir kennen ja bestimmte Positionie­rungen der amerikanis­chen Regierung“, hat sie vor dem Gespräch gesagt. Und dass sie nicht damit rechne, dass sich an diesen Positionie­rungen so rasch etwas ändert.

Die Bilder, die anschließe­nd von ihrem Treffen die Runde machen, zeigen eine entspannte Kanzlerin und einen betont lässigen Trump. Kurz nach ihm fährt dann der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei Angela Merkel vor, auch er ein Mann mit großem Ego und niedriger Toleranzsc­hwelle. Aber Angela Merkel weiß, worauf sie sich eingelasse­n hat. Sie hat den Gipfel von Hamburg mit der Quadratur des Kreises verglichen.

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Foto: Michael Kappeler, dpa Fast so etwas wie eine angedeutet­e Umarmung: Die Stimmung zwischen Bundeskanz­lerin Angela Merkel und US Präsident Donald Trump war nicht so frostig wie beim letzten Treffen der bei den.

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