Von der Kartbahn auf den Red Bull Ring
Porträt David Wassermann hat es mit seinen 18 Jahren schon weit in der Motorsportwelt gebracht. Wo er sich in Zukunft sieht und woher er seine Motivation nimmt
Babenhausen In einem Punkt ist David Wassermann manchen Gleichaltrigen weit voraus: Während sich viele Jugendliche nach der Mittleren Reife oder dem Abitur noch nicht im Klaren sind, welchen Beruf sie ergreifen wollen, hat der 18-Jährige sein Ziel schon von Kindesbeinen an fest im Visier: „Ich möchte professioneller Rennfahrer werden.“
Nachdem er bereits im Kartsport Spitzenleistungen erzielt hat, ist der Schüler der Fachoberschule jetzt auch mit dem Tourenwagen erfolgreich. Nach drei Rennen hat er in der europaweiten Rennserie „FIA Chevrolet Cruze Eurocup 2017“einen Gesamtsieg sowie mehrere Siege bei den Junioren erzielt.
Die Begeisterung für den Motorsport liegt bei David Wassermann in der Familie. Vater Manuel ist früher beim Kartslalom des Automobilclubs Babenhausen an den Start gegangen. Die Begeisterung für die flinken Fahrzeuge hat er seinen Söhnen David und Kai natürlich weiter vermittelt. Er nahm seine Buben schon früh mit zur Kartbahn des Auto- und Motorsportclubs Memmingen, wo sie ihre ersten Erfahrungen sammelten. Vor allem David war sofort vom Motorsport begeistert, sodass sich aus dem Hobby eine große Leidenschaft entwickelte.
An den Wochenenden fuhren Vater und Sohn regelmäßig nach Memmingen, um Übungsrunden zu drehen. Im Alter von zehn Jahren ging David bereits im eigenen Rennkart auf den unterschiedlichsten Stre- cken im süddeutschen Raum sowie in Tschechien an den Start.
Natürlich waren neben Mutter und Vater sowie Bruder Kai auch die Großeltern mit dabei, um David kräftig zu unterstützen. Dessen Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Im Mai 2009 gewann der Babenhauser in Bobingen den Kartslalom in der Disziplin Geschicklichkeit und erzielte in seiner Klasse den schwäbischen Meistertitel. Wegen seiner durchgängigen Spitzenplatzierungen wurde er beim WinterSchwabenpokal zum Fahrer des Jahres gekürt. 2013 wurde der heute 18-Jährige im Rennkart Meister in der KF3-Klasse.
Nachdem er bereits im Alter von 13 Jahren neben seiner Zulassung fürs Kart auch mit 16 Jahren eine Lizenz fürs Auto erhielt, sicherte sich David Wassermann im März 2016 einen freien Platz im Touren- wagen. „Der Umstieg vom Kart mit gerade einmal 30 PS auf ein 200 PS starkes Auto war schon gewaltig“, blickt er mit spürbarem Stolz auf diese willkommene Herausforderung zurück.
Über eine Fahrersichtung bekam er die Chance, erstmals bei einem Rennen im Chevrolet Cruze Eurocup zu starten. Es fand Mitte April am Hungaroring, einer Formel1-Rennstrecke in Ungarn, statt. Es folgten Rennen am Red-Bull-Ring, der Formel-1-Strecke in Österreich, und am Autodrom Most in Tschechien.
An solchen Wochenenden steht nach der Anreise zunächst einmal die Überprüfung von Fahrzeug, Lizenz und Ausrüstung an. Alle Kleidungsstücke – angefangen bei der feuerfesten Unterwäsche über den Rennanzug bis zu Handschuhen und dem Helm mit Nackenschutz – müssen exakt den Vorschriften entsprechen. Nach einigen Übungsrunden geht es schließlich auf Zeitenjagd. Lampenfieber kennt der zierliche junge Mann nicht. „Aber man muss körperlich fit und trotz der im Wageninnern herrschenden Wärme hoch konzentriert sein“, sagt er.
Rund 120 Sekunden lang ist der Adrenalin-Spiegel, je nach Länge der Strecke, bei einer Geschwindigkeit von rund 200 Stundenkilometern auf dem Höchststand. „Das ist ein Wahnsinnsgefühl“, sagt David.
Zu Hause kann er die jeweilige Strecke lediglich am Heimsimulator vorab kennenlernen und sich auf deren Kurven einstellen. Ansonsten komme es bei Rennen viel auf die Fahrtechnik sowie die Taktik an. Man müsse zum Beispiel wissen, wie die Kurven am besten und schnellsten durchfahren oder die Reifen belastet werden. Fehler dürfen sich die Fahrer dabei nicht erlauben. Denn alle Teilnehmer werden von der Rennleitung beobachtet und bei unfairem Verhalten im schlimmsten Fall disqualifiziert.
Natürlich fiebert Vater Manuel, der seinen Sohn coacht, immer mit. Bei einem Rennen am Salzburgring war die ganze Familie dabei, um kräftig die Daumen zu drücken. „Das hat bisher immer funktioniert“, sagt der junge Rennfahrer.
Um sein Ziel zu erreichen und in die Automobil-Weltmeisterschaften zu kommen, egal ob Formel oder Tourenwagen, sind neben Können auch Kontakte und natürlich Sponsoren notwendig, weiß er – und hat bereits erste an Land gezogen.