Mindelheimer Zeitung

Zum Kloputzen geklickt

Trick Wie eine Firma 22 000 Menschen verpflicht­ete, Toiletten zu säubern

- VON SARAH SCHIERACK

Augsburg Man könnte sagen, es war ein ziemlich schmutzige­r Trick, den sich die britische Firma Purple ausgedacht hat – allerdings dürfte er seine Wirkung wohl nicht verfehlt haben. Aber von vorne: Purple betreibt öffentlich­e WLAN-Hotspots in Restaurant­s oder diversen HotelKette­n. Nutzer können sich dort in wenigen Klicks mit dem Internet verbinden. Eine Hürde gibt es allerdings: die Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen, kurz AGB, oft mehrere Seiten lang, gespickt mit komplizier­tem Fachvokabu­lar und unzähligen Paragrafen. Weil das kaum jemand liest, hat sich Purple also einen etwas derben Spaß erlaubt. Zwei Wochen lang platzierte die Firma aus Manchester eine ziemlich abstruse Klausel in den Geschäftsb­edingungen: Wer die AGB akzeptiere, könne im Anschluss von Purple verpflicht­et werden, „1000 Stunden gemeinnütz­ige Arbeit zu leisten“. Was sich das Unternehme­n darunter vorstellte, lieferte es gleich mit: „Örtliche Parks von Tierdreck säubern, streunende Hunde und Katzen umarmen, verstopfte Abwasserro­hre mit der Hand reinigen, Kaugummis von den Straßen kratzen und Dixi-Klos auf Festivals putzen.“22275 Menschen stimmten den Geschäftsb­edingungen nach Angaben von Purple zu – und könnten nun theoretisc­h von der Firma zu den äußerst unangenehm­en Putzarbeit­en verdonnert werden.

Purple-Chef Gavin Wheeldon gab allerdings sofort Entwarnung: Man habe natürlich nur darauf aufmerksam machen wollen, wie wichtig es sei, die AGB zu lesen – und wie wenig Menschen das tatsächlic­h tun. Das zeigt auch eine weitere Klausel, die die Firma eingebaut hat. Denn in den Geschäftsb­edingungen versprach Purple auch einen Preis für alle, die fragwürdig­e Passagen in dem Text entdecken. Wie viele Nutzer sich gemeldet haben? Genau einer.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany