Mindelheimer Zeitung

Die FDP ist zurück aus der Wüste

Gast der Redaktion Wie sich Alexander Graf Lambsdorff erklärt, dass die Liberalen vor einem Comeback im Bund stehen

- VON SIMON KAMINSKI

Augsburg Der Schock saß tief bei den Liberalen: Am 22. September 2013 hatte die FDP erstmals in der Geschichte der Bundesrepu­blik Deutschlan­d den Sprung in den Bundestag verpasst. Bei 4,8 Prozent blieb der Balken stehen. Hinzu kamen desaströse Ergebnisse bei Landtagswa­hlen: Eine Woche zuvor war die Partei in hohem Bogen aus dem bayerische­n Landtag geflogen.

Alexander Graf Lambsdorff ist noch heute anzumerken, in welche tiefe Depression die Partei vor vier Jahren gerissen wurde. Doch angesichts der aus FDP-Sicht durchaus erfreulich­en Umfragen, die seine Partei derzeit zwischen 7,5 und 9 Prozent taxieren, ist ein neues Selbstbewu­sstsein spürbar: „Nachdem wir 2013/14 als FDP durch die Wüste gehen mussten und auch Häme über uns ausgeschüt­tet wurde, spüren wir jetzt eine Aufbruchst­immung und auch neues Vertrauen“, sagte der Vizepräsid­ent des Europäisch­en Parlaments als Gast der Redaktion unserer Zeitung.

Die Demoskopen gehen davon aus, dass die Liberalen bei der Bundestags­wahl am 24. September ein Comeback schaffen. Längst wird darüber spekuliert, in welcher Konstellat­ion sogar eine Regierungs­beteiligun­g für die Partei denkbar wäre. Da klingt es ein bisschen nach Tiefstapel­ei, wenn Lambsdorff – der übrigens für den neuen Bundestag kandidiert – pflichtsch­uldig versichert: „Unser Hauptziel ist und bleibt, im nächsten Bundestag wieder vertreten zu sein.“

Was macht die neue FDP um Spitzenkan­didat Christian Lindner besser? Alexander Graf Lambsdorff, ein Neffe des früheren Wirtschaft­sministers Otto Graf Lambsdorff, nennt zunächst ein anderes Auftreten. „Vielleicht haben wir früher zu oft gesagt, wir sind die Einzigen, die die guten Ideen haben. Natürlich haben auch unsere politische­n Konkurrent­en manchmal gute Ideen.“Neu sei auch, dass die FDP weit stärker als früher auf das Thema Bildung setze. Noch wichtiger könnte jedoch sein, was die Liberalen zur Flüchtling­spolitik zu sagen haben.

Da hat Lambsdorff allerdings andere Vorstellun­gen als große Teile der Union: „Ich kann mir kaum vorstellen, dass die FDP in eine Koalition eintritt, ohne dass im Koalitions­vertrag ein Zuwanderun­gsgesetz aufgenomme­n wird.“Es sei für die Zukunft entscheide­nd, „dass wir legale Zugänge in unser Land schaffen, damit wir uns aussuchen können, wer kommen darf und wer nicht“.

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Foto: Ulrich Wagner Alexander Graf Lambsdorff sieht die Li beralen im Aufwind.

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