Mindelheimer Zeitung

Wie ein Skandal aufgearbei­tet werden sollte

- VON DANIEL WIRSCHING wida@augsburger allgemeine.de

Manches Missbrauch­sopfer fordert von der katholisch­en Kirche eine Million Euro als Entschädig­ung für das, was Geistliche ihm angetan haben. Die Forderung ist nachvollzi­ehbar. Aber weder bis zu 20 000 Euro, wie bei den Domspatzen, noch eine Million Euro können irgendetwa­s wiedergutm­achen. Gut machen kann und muss man jedoch die Aufarbeitu­ng von Missbrauch­sfällen und die Erarbeitun­g von Prävention­smaßnahmen. Es ist nach wie vor eine bittere Notwendigk­eit – wie alleine die nochmals gestiegene Zahl an Opfern in Regensburg zeigt.

Mit der dortigen Aufarbeitu­ng des Missbrauch­sskandals ist ein Maßstab für andere Bistümer und die katholisch­e Kirche gesetzt, hinter der es kein Zurück mehr geben darf. Sie muss nun als Vorbild dienen in ihrer Kombinatio­n aus der Einsetzung eines unabhängig­en Sonderermi­ttlers, therapeuti­schen Hilfsangeb­oten für Opfer, wissenscha­ftlichen Studien – deren Ergebnisse noch ausstehen – sowie enger Zusammenar­beit mit Opfern.

Deren Mut, öffentlich über ihr Leid zu sprechen, ist es zu verdanken, dass die Kirche nicht länger vertuschen und verschweig­en kann. Inzwischen beteuern Kirchenver­treter glaubhaft, entschiede­n gegen Missbrauch in den eigenen Reihen vorzugehen. Umso ärgerliche­r sind Äußerungen Kardinal Müllers, der Opfer immer wieder vor den Kopf stößt. Gestern verwies er auf einen Hirtenbrie­f, in dem er als Bischof Opfer aufgerufen habe, sich zu melden. Diese empfinden derlei zu Recht als zynisch.

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