Wie ein Skandal aufgearbeitet werden sollte
Manches Missbrauchsopfer fordert von der katholischen Kirche eine Million Euro als Entschädigung für das, was Geistliche ihm angetan haben. Die Forderung ist nachvollziehbar. Aber weder bis zu 20 000 Euro, wie bei den Domspatzen, noch eine Million Euro können irgendetwas wiedergutmachen. Gut machen kann und muss man jedoch die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und die Erarbeitung von Präventionsmaßnahmen. Es ist nach wie vor eine bittere Notwendigkeit – wie alleine die nochmals gestiegene Zahl an Opfern in Regensburg zeigt.
Mit der dortigen Aufarbeitung des Missbrauchsskandals ist ein Maßstab für andere Bistümer und die katholische Kirche gesetzt, hinter der es kein Zurück mehr geben darf. Sie muss nun als Vorbild dienen in ihrer Kombination aus der Einsetzung eines unabhängigen Sonderermittlers, therapeutischen Hilfsangeboten für Opfer, wissenschaftlichen Studien – deren Ergebnisse noch ausstehen – sowie enger Zusammenarbeit mit Opfern.
Deren Mut, öffentlich über ihr Leid zu sprechen, ist es zu verdanken, dass die Kirche nicht länger vertuschen und verschweigen kann. Inzwischen beteuern Kirchenvertreter glaubhaft, entschieden gegen Missbrauch in den eigenen Reihen vorzugehen. Umso ärgerlicher sind Äußerungen Kardinal Müllers, der Opfer immer wieder vor den Kopf stößt. Gestern verwies er auf einen Hirtenbrief, in dem er als Bischof Opfer aufgerufen habe, sich zu melden. Diese empfinden derlei zu Recht als zynisch.