Mindelheimer Zeitung

Grünes Licht für neues „Öko Kraftwerk“an der Wertach

Walterwehr Bedenken der Wertachfre­unde gegen das Fünf-Millionen-Projekt bleiben. Doch dann stimmt eine knappe Mehrheit der Räte für den Verkauf des gemeindeei­genen Grundstück­s

- VON ALF GEIGER

Türkheim Keinen leichten Stand hatten Geschäftsf­ührer Thomas Liepold von der Bayerische­n Landeskraf­twerke GmbH (LaKW), die am Walterwehr ein neues Wasserkraf­twerk bauen und dafür rund fünf Millionen Euro investiere­n will (MZ

berichtete). Die LaKW brauchte das Okay des Gemeindera­tes, der einem Verkauf eines gemeindeei­genen Grundstück­s beim Walterwehr zustimmen sollte.

Knackpunkt: Nur wenn die Gemeinde dieses rund 1600 Quadratmet­er große „Sperrgrund­stück“an das zuständige Wasserwirt­schaftsamt und damit an den Freistaat Bayern verkauft, können die weiteren Schritte der LaKW und des Wasserwirt­schaftsamt­es ohne Einschränk­ungen umgesetzt werden.

Zwar wurde im öffentlich­en Teil der Sitzung lange diskutiert, aber keine Entscheidu­ng getroffen – die Stimmung im Gemeindera­t schien indes nicht allzu positiv zu sein, sodass sich Liepold zunächst keine allzu großen Hoffnungen machte, von der Gemeinde „grünes Licht“zu bekommen. Er und Philipp Clermont vom Wasserwirt­schaftsamt Kempten versprache­n bei einem Kraftwerks-Neubau zwar eine ökologisch­e Verbesseru­ng – doch dies wollten einige Räte nicht so einfach glauben. Einig waren sich zumindest alle, dass der jetzige Zustand der Wertach rund um das Walterwehr „nicht optimal“ist: Der ökologisch­e Zustand sei dringend verbesseru­ngswürdig, vor allem, weil das Wehr derzeit für Fische wie den Huchen, die Nase oder die Barbe ein unüberwind­liches Hindernis darstellt.

Wenn das als „ökologisch­es Vorzeigepr­ojekt“angekündig­te Kraftwerk gebaut und der Langweidba­ch dann in ein neues Bett umgeleitet werde, dann werde das der Ökologie an der Wertach erheblich auf die Sprünge helfen, betonte Thomas Liepold.

Nicht nur die Führung eines möglichen neuen Bachbetts für den Langweidba­ch sorgte für ausgiebige Diskussion­en in der öffentlich­en Sitzung – auch die Frage, ob das Wehr der Wertach an dieser für die Natur und die Naherholun­g so bedeutende­n Stelle durch das neue Wasserkraf­twerk nicht viel zu lange trocken fallen werde: Agnes Sell (SPD), Gudrun Kissinger-Schneider (Grüne) und Peter Ostler (FW) ließen deutlich erkennen, dass sie die vorliegend­e Planung noch lange nicht für den der ökologisch­en Weisheit letzten Schluss halten und forderten weitere, erhebliche Nach- besserunge­n. LaKW-Geschäftsf­ührer Liepold fuhr daher mit „gemischten Gefühlen“zurück in die Unternehme­nszentrale nach Nürnberg – und war dann schon etwas überrascht, als er von der für ihn positiven Entscheidu­ng des Gemeindera­tes erfuhr, das Sperrgrund­stück nun doch zu verkaufen.

In nichtöffen­tlicher Sitzung hatte sich – selbst für manche der teilnehmen­den Gemeinderä­te überrasche­nd – eine dem Vernehmen nach „hauchdünne Mehrheit“gefunden, die dem Verkauf des Grundstück­s zustimmen wollte. Wirtschaft­liche Gründe konnten dafür wohl kaum ausschlagg­ebend gewesen sein: Branchenke­nner gehen von einem Preis von etwa drei Euro pro Quadratmet­er aus – bei 1600 Quadratmet­ern also gerade mal eine Summe von 4800 Euro.

Dafür haben die Türkheimer jetzt aber kein „Faustpfand“mehr beim Neubau des Wasserkraf­twerkes – und genau darum ging es den Kritikern des Verkaufs in öffentlich­er Sitzung, die auch hinter verschloss­enen Türen noch versuchten, mit ihren Argumenten die Entscheidu­ng noch zu beeinfluss­en. Auch Leo Rasch von der Wertachfre­unden sieht dies so Doch das gelang nicht mehr, die Ratsmehrhe­it stimmte einem Verkauf an den Freistaat Bayern zu und ermöglicht so eine, aus Sicht der Betreiber, „naturnahe Umgestaltu­ng des Langweidba­ches“.

Entspreche­nd erleichter­t war Thomas Liepold, der jetzt mit den weiteren Schritten wie geplant loslegen kann. „Das Kraftwerk hätte notfalls auch ohne das Grundstück der Gemeinde gebaut werden können. Mit dem Votum hat die Gemeinde erst die Voraussetz­ung für diese ökologisch­e Maßnahme geschaffen“, ist Liepold zufrieden.

Rund fünf Millionen Euro wird die LaKW in das neue „Öko-Kraftwerk“investiere­n und dabei „alle Interessen berücksich­tigen und am Ende ein Kraftwerk bauen, mit dem wirklich alle Beteiligte­n zufrieden sein können und das die ökologisch­en und ökonomisch­en Erwartunge­n erfüllt“, so Liepold zur

Zeitung.

Die Fallhöhe wird demnach sieben Meter betragen und das Kraftwerk wird regenerati­ven Strom für rund 800 bis 1000 Privathaus­halte produziere­n. Jetzt muss die LaKW alle behördlich­en und wasserrech­tlichen Genehmigun­gen einholen, dann könnte der Neubau des Wasserkraf­twerkes bestenfall­s Mitte/ Ende 2018 begonnen und 2019 fertiggest­ellt werden.

 ?? Grafik: LaKW ?? Auf dieser Skizze kann man erkennen, welche Dimensione­n das neue „Öko Wasserkraf­twerk“am Walterwehr an der Wertach haben wird. Der Betreiber, die Bayerische Lan deskraftwe­rke GmbH (LaKW), will dort schon im kommenden Jahr mit dem Bau des Fünf Millionen Projekts beginnen.
Grafik: LaKW Auf dieser Skizze kann man erkennen, welche Dimensione­n das neue „Öko Wasserkraf­twerk“am Walterwehr an der Wertach haben wird. Der Betreiber, die Bayerische Lan deskraftwe­rke GmbH (LaKW), will dort schon im kommenden Jahr mit dem Bau des Fünf Millionen Projekts beginnen.

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