Das bestellte Haus
Wechsel Reinhard Vetter verlässt die Mindelheimer Berufsschule. Was unter seiner Führung geschehen ist
Mindelheim Noch ein paar Zeugnisse unterschreiben, das Arbeitszimmer ausräumen und sich von den Kollegen verabschieden. Das dürften die letzten Amtshandlungen für Oberstudiendirektor Reinhard Vetter werden. Der 64-Jährige geht Ende Juli nach sechs Jahren als Schulleiter von Schwabens größter staatlicher Berufsschule in den Ruhestand. Die Leitung der Schule, an der 2800 Schüler unterrichtet werden, übernimmt dann Georg Renner.
Zur Hauptstelle in Mindelheim gehören Außenstellen in Bad Wörishofen und Memmingen mit ihren Leitern Gerhard Weiß und Günter Rueß. In der Ära Vetter hat die Berufsschule einen großen Aufschwung genommen. Das Hauptgebäude in Mindelheim wurde saniert, das Nebengebäude für die KfzSparte kam dazu. Parallel lief die Sanierung in Memmingen, und auch Schule in Bad Wörishofen wurde zur Baustelle. 40 bis 50 Millionen Euro sind dafür ausgegeben worden, sagt Vetter.
Dank all dieser Investitionen des Landkreises in die energetische Ertüchtigung der Gebäude, die der scheidende Schulleiter im Gespräch wiederholt positiv hervorhebt, wurde Vetter zwangsläufig nebenbei zum Bauexperten, nicht zuletzt auch wegen eines Neubaus. Die Technikerschule, die der Berufsschule zugeordnet ist, war dank einer Zwei-Millionen-Spende des Unternehmers Burkhart Grob auf den Weg gebracht worden.
Vor allem Landrat Hans-Joachim Weirather und die Kreisräte hätten sich für einen raschen Baugebinn starkgemacht. Auch Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer hatte sich für den Standort Mindelheim eingesetzt.
Zu den zwei Vollzeitklassen an der Technikerschule kommen im September zwei Teilzeitklassen hinzu, die bereits ausgebucht sind. Diese Variante soll Berufstätige anspornen, sich an der Schule fortzubilden. Sie werden in der Woche drei Tage im Betrieb arbeiten und zwei an der Technikerschule lernen. Diese Ausbildung ist auf drei Jahre angesetzt. Dadurch erhalten die Schüler 80 Prozent ihres Lohns weiter. Die Schüler in den Vollzeitklassen besuchen die Schule zwei Jahre lang.
Verändert hat sich die interne Führung. Mehr Kolleginnen und Kollegen wurden mit Leitungsfunktionen betraut. Mitarbeitergespräche zum Beispiel werden nicht mehr zwingend vom Schulleiter geführt. Auch Unterrichtsbesuche übernehmen Mitglieder der erweiterten Schulleitung.
Vorreiter war die Berufsschule bei Engagement für Asylbewerber. Dort werden Deutschkurse angeboten. Die ersten zehn übrigens haben heuer den Qualifizierenden Hauptdie schulabschluss gemeistert. Investiert wurde auch kräftig in die Ausstattung der Schulräume. Sie sind alle mit Beamern ausgerüstet worden. Die Schule ist damit eine der modernsten in Schwaben. „Für die künftige Digitalisierung sind wir sehr gut aufgestellt“, sagt Vetter. Die E-Mobilität, mit der sich die Berufsschule schon seit Jahren befasst, „wird eine neue Welt der beruflichen Ausbildung.“
Die Digitalisierung betrifft alle. Auf diesen Wandel stellt sich auch die Berufsschule ein. Diesen Weg der Betriebe zu „Industrie 4.0“hin zu begleiten, wird eine der großen Aufgabe der Technikerschule sein.
Vetter geht mit einem lachenden und weinenden Auge. Die Kollegen werden ihm fehlen. Aber der Ottobeurer freut sich auch sehr auf mehr Sport und vor allem auf seine Familie, die oft zu kurz kam. Besonders freut er sich auf seine zwei ein und vier Jahre alten Enkelinnen.