Mindelheimer Zeitung

Das Schild, das offiziell nie existierte

Verkehr Tempo 10 ist in Bad Wörishofen Geschichte. Mit der Neufassung der Straßenver­kehrsordnu­ng zeigt sich ein ungewöhnli­ches Problem, das auch andere Städte traf. Wie es nun weitergehe­n sollte

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Tempo 10 ist Geschichte – und eigentlich hätte es dieses Verkehrsze­ichen gar nicht geben dürfen. Bundesweit bekannt wurde dieser Umstand jüngst durch die Neufassung der Straßenver­kehrsordnu­ng. Dass Tempo 10 nicht kommen wird, ist nun praktisch amtlich. Einst hatte der Staat die Einführung erwogen. Einige Städte haben deshalb früh auf Tempo 10 gesetzt – und bauen derzeit bereits aufgestell­te Schilder wieder ab. Auch in Bad Wörishofen ist die Tempo-10-Zone auf der Hauptstraß­e verschwund­en, allerdings aus anderen Gründen.

Die Stadtverwa­ltung setzte damit einen Stadtratsb­eschlusses vom 19. Juni um, welcher den Abschied von Tempo 10 beinhaltet. Die Zone war im Zuge der Debatte um das Verkehrsko­nzept entstanden und hatte einige Kritik ausgelöst. Man habe die Inhalte des Beschlusse­s derzeit „größtentei­ls umgesetzt“, teilt Robert Strodel vom Ordnungsam­t mit. Es fehle noch die Herstellun­g des Zebrastrei­fens an der Rössle-Kreuzung. Die Stoppschil­der an der Rössle-Kreuzung würden „Zug um Zug rückgebaut“, so Strodel.

Doch warum wurden in Bad Wörishofen überhaupt Verkehrsze­ichen aufgestell­t, die offiziell gar nicht existieren, wie es die Nachrichte­nagentur jüngst formuliert hat? Die Rathausver­waltung ließ diese Frage bislang unbeantwor­tet. Bad Wörishofen­s Polizeiche­f Thomas Maier sagt, man habe die Schilder damals „abgenickt“, weil der Zweck deutlich wurde, die Verkehrste­ilnehmer auf eine sehr geringe Geschwindi­gkeit aufmerksam zu machen, die an der Stelle gewünscht sei. „Bei den Leuten kam das aber nicht so gut an“, bilanziert Maier. Kontrollie­rt habe die Polizei die Einhaltung des Tempolimit­s nicht. Das war auch in den anderen Städten so, die mit Tempo 10 expe- rimentiert hatten. Eine Kontrolle wäre nicht rechtmäßig gewesen, sagt Maier. Dass man nicht sanktionie­ren könne, sei aber von „Anfang an allen bewusst gewesen“, so Maier. Ähnliche offizielle Beschilder­ungen gebe es im Stadtgebie­t seines Wissens aber nicht.

Warum das Tempo-10-Schild eine solche Verbreitun­g fand, hat unlängst ein Behördenle­iter aus Zirndorf erklärt. „Im StVO-Text war sehr wohl von einem Tempo10-Schild die Rede. Im offizielle­n Verkehrsze­ichenkatal­og fehlte es dann aber“, sagte er der

Statt Tempo 10 soll nun das Tempo-20-Schild in den offizielle­n Verkehrsze­ichenkatal­og aufgenomme­n werden. Maier ist aber skeptisch, ob man das in Bad Wörishofen probieren sollte. Flächendec­kend Tempo 30, das ist sein Vorschlag.

Maier erinnert auch an das ursprüngli­che Ziel des Verkehrsko­nzepts, Bad Wörishofen­s Innenstadt vom Verkehr zu entlasten. Das sei in der wogenden Debatte immer mehr aus dem Blickwinke­l verschwund­en. Um diese Frage müsse man sich kümmern. Dazu gehörten auch Verkehrszä­hlungen, sagt Maier. Bekanntlic­h wird sich nun ein Fachplaner im Auftrag der Stadt der Sache annehmen Dass nun die neuen Hinweissch­ilder an der Bad Wörishofer Umgehungss­traße stehen, hält Maier für hilfreich. Sie weisen mehrere Wege von der Staatsstra­ße 2015 ins Stadtzentr­um von Bad Wörishofen. Bislang seien die meisten Verkehrste­ilnehmer über die Türkheimer Straße in die Innenstadt gefahren.

An der sogenannte­n PescatoreK­reuzung laufen die Autos dann auf und dort gibt es dann schnell Probleme. Der Verkehr kommt ins Stocken.

Es müsse deshalb gelingen, den Verkehr besser zu verteilen, sagt Maier. Dazu gehöre auch, etwa das Parkhaus Kurpromena­de im Süden besser auszulaste­n.

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Foto: m.he Das war einmal: In Bad Wörishofen gibt es nun keine Tempo 10 Zonen mehr. Die Schilder wurden abgebaut.

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