Das Schild, das offiziell nie existierte
Verkehr Tempo 10 ist in Bad Wörishofen Geschichte. Mit der Neufassung der Straßenverkehrsordnung zeigt sich ein ungewöhnliches Problem, das auch andere Städte traf. Wie es nun weitergehen sollte
Bad Wörishofen Tempo 10 ist Geschichte – und eigentlich hätte es dieses Verkehrszeichen gar nicht geben dürfen. Bundesweit bekannt wurde dieser Umstand jüngst durch die Neufassung der Straßenverkehrsordnung. Dass Tempo 10 nicht kommen wird, ist nun praktisch amtlich. Einst hatte der Staat die Einführung erwogen. Einige Städte haben deshalb früh auf Tempo 10 gesetzt – und bauen derzeit bereits aufgestellte Schilder wieder ab. Auch in Bad Wörishofen ist die Tempo-10-Zone auf der Hauptstraße verschwunden, allerdings aus anderen Gründen.
Die Stadtverwaltung setzte damit einen Stadtratsbeschlusses vom 19. Juni um, welcher den Abschied von Tempo 10 beinhaltet. Die Zone war im Zuge der Debatte um das Verkehrskonzept entstanden und hatte einige Kritik ausgelöst. Man habe die Inhalte des Beschlusses derzeit „größtenteils umgesetzt“, teilt Robert Strodel vom Ordnungsamt mit. Es fehle noch die Herstellung des Zebrastreifens an der Rössle-Kreuzung. Die Stoppschilder an der Rössle-Kreuzung würden „Zug um Zug rückgebaut“, so Strodel.
Doch warum wurden in Bad Wörishofen überhaupt Verkehrszeichen aufgestellt, die offiziell gar nicht existieren, wie es die Nachrichtenagentur jüngst formuliert hat? Die Rathausverwaltung ließ diese Frage bislang unbeantwortet. Bad Wörishofens Polizeichef Thomas Maier sagt, man habe die Schilder damals „abgenickt“, weil der Zweck deutlich wurde, die Verkehrsteilnehmer auf eine sehr geringe Geschwindigkeit aufmerksam zu machen, die an der Stelle gewünscht sei. „Bei den Leuten kam das aber nicht so gut an“, bilanziert Maier. Kontrolliert habe die Polizei die Einhaltung des Tempolimits nicht. Das war auch in den anderen Städten so, die mit Tempo 10 expe- rimentiert hatten. Eine Kontrolle wäre nicht rechtmäßig gewesen, sagt Maier. Dass man nicht sanktionieren könne, sei aber von „Anfang an allen bewusst gewesen“, so Maier. Ähnliche offizielle Beschilderungen gebe es im Stadtgebiet seines Wissens aber nicht.
Warum das Tempo-10-Schild eine solche Verbreitung fand, hat unlängst ein Behördenleiter aus Zirndorf erklärt. „Im StVO-Text war sehr wohl von einem Tempo10-Schild die Rede. Im offiziellen Verkehrszeichenkatalog fehlte es dann aber“, sagte er der
Statt Tempo 10 soll nun das Tempo-20-Schild in den offiziellen Verkehrszeichenkatalog aufgenommen werden. Maier ist aber skeptisch, ob man das in Bad Wörishofen probieren sollte. Flächendeckend Tempo 30, das ist sein Vorschlag.
Maier erinnert auch an das ursprüngliche Ziel des Verkehrskonzepts, Bad Wörishofens Innenstadt vom Verkehr zu entlasten. Das sei in der wogenden Debatte immer mehr aus dem Blickwinkel verschwunden. Um diese Frage müsse man sich kümmern. Dazu gehörten auch Verkehrszählungen, sagt Maier. Bekanntlich wird sich nun ein Fachplaner im Auftrag der Stadt der Sache annehmen Dass nun die neuen Hinweisschilder an der Bad Wörishofer Umgehungsstraße stehen, hält Maier für hilfreich. Sie weisen mehrere Wege von der Staatsstraße 2015 ins Stadtzentrum von Bad Wörishofen. Bislang seien die meisten Verkehrsteilnehmer über die Türkheimer Straße in die Innenstadt gefahren.
An der sogenannten PescatoreKreuzung laufen die Autos dann auf und dort gibt es dann schnell Probleme. Der Verkehr kommt ins Stocken.
Es müsse deshalb gelingen, den Verkehr besser zu verteilen, sagt Maier. Dazu gehöre auch, etwa das Parkhaus Kurpromenade im Süden besser auszulasten.