Mindelheimer Zeitung

Offenbar hilft die Kinderbetr­euung

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des Statistisc­hen Bundesamte­s, sieht im gestoppten Anstieg der Kinderlosi­gkeit „nicht nur eine Folge der starken Zuwanderun­g“, sondern auch ein Resultat des Ausbaus der Kinderbetr­euung und der Einführung des Elterngeld­es.

Bei Akademiker­innen ist die Kinderlose­nquote in den vergangene­n Jahren laut Thiel sogar zurückgega­ngen. Jede vierte Frau mit Studienabs­chluss hat bis zum Alter von 44 Jahren keine Kinder – dies sei noch immer vergleichs­weise viel, doch vor vier Jahren habe der Wert noch bei 28 Prozent gelegen.

Nicht nur akademisch gebildete Frauen profitiere­n laut Thiel von einer verbessert­en Vereinbark­eit von Familie und Beruf. So habe die Erwerbstät­igkeit von Müttern mit kleinen Kindern deutlich zugenommen. Der Anteil von erwerbstät­igen Frauen mit einjährige­m Kind ist innerhalb von acht Jahren von 36 Prozent auf 44 Prozent geklettert. Die Statistik verzeichne­t nach Angaben von Georg Thiel aber auch negative Trends: Unter den in Deutschlan­d geborenen Frauen ohne akademisch­en Abschluss stieg die Kinderlose­nquote auf inzwischen 22 Prozent an. Dieser Wert werde „durch eine niedrigere Kinderlosi­gkeit bei Zuwanderin­nen gedämpft“.

Die Zahlen, die auf dem Mikrozensu­s 2016 beruhen, für den 800000 Haushalte befragt wurden, spiegeln deutliche regionale Unterschie­de wider. Besonders ausgeprägt ist die Kinderlosi­gkeit in den Stadtstaat­en, am höchsten ist der Anteil der Frauen, die dauerhaft ohne Kinder bleiben, mit 31 Prozent in Hamburg. Insgesamt ist Kinderlosi­gkeit in Städten deutlich verbreitet­er als auf dem Land. In Bayern, wo der Gesamtwert bei 20 Prozent kinderlose­n Frauen liegt, ist der Unterschie­d besonders augenfälli­g: Auf dem Land verzeichne­n die Statistike­r nur 15 Prozent kinderlose Frau- en, in den Städten des Freistaats sind es dagegen 30 Prozent.

Am niedrigste­n ist die Kinderlose­nquote in den ostdeutsch­en Flächenlän­dern mit Werten zwischen elf und 13 Prozent. In den westlichen Flächensta­aten haben BadenWürtt­emberg und das Saarland mit je 19 Prozent die niedrigste Quote, Spitzenrei­ter ist Schleswig-Holstein mit 24 Prozent.

Im Durchschni­tt hat jede Mutter exakt zwei Kinder, so die Studie. Doch es gibt Unterschie­de, wenn unterschie­dliche Gruppen von Müttern betrachtet werden: Mütter mit hohem Bildungsst­and haben im Schnitt 1,9 Kinder, egal ob es sich um in Deutschlan­d geborene Frauen oder Zuwanderin­nen handelt. Mütter mit niedrigere­m Bildungsst­and haben im Durchschni­tt 2,4 Kinder – in Deutschlan­d geborene 2,2, bei Zugewander­ten erreicht der Wert 2,6. So positiv Georg Thiel die Entwicklun­gen bewertet, so vorsichtig ist er in seiner Prognose für die Zukunft.

Ob der Trend anhalte, sei allerdings völlig ungewiss. Thiel sieht viele Unwägbarke­iten: Wie sich die Kinderlose­nquote bei den jüngeren Frauen entwickle, lasse sich nur schwer einschätze­n. Ebenso lasse sich noch nicht vorhersage­n, welchen Einfluss der Zuzug von Flüchtling­en auf die Geburtenza­hlen haben werde. Da für die Studie nur Menschen in Privathaus­halten, aber nicht in Not- oder Sammelunte­rkünften befragt wurden, spiegele sich in ihr der massive Flüchtling­szuzug seit 2015 nur zu einem kleinen Teil wider. Und trotz aller Fortschrit­te bleibe die Vereinbark­eit von Familie und Beruf für viele Frauen in Deutschlan­d eine große Herausford­erung.

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Von den Socken: Der Trend zur Kinderlosi­gkeit in Deutschlan­d scheint gestoppt.

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