Kneipp soll zum Erlebnis werden
Pläne Der bedeutende „Museumsmacher“Peter Schreiner entwirft ein multimediales Konzept mit vielen Überraschungen für den Umbau des Kneipp-Museums in Bad Wörishofen. Doch es gibt eine hohe Hürde
Bad Wörishofen Vor einigen Jahren arbeitete man in Bad Wörishofen an einer Kneipp-Erlebniswelt – einem spektakulären Bau, der allerdings niemals gebaut wurde. Das Geld fehlte. Nun könnte es doch eine Art Kneipp-Erlebniswelt geben, denn nichts weniger skizzierte der bekannte Museumsplaner Peter Schreiner nun im Stadtrat. Bilder braucht der europaweit tätige Schreiner dazu nicht. Eine Fantasiereise sollte es werden, am Ende applaudierten ihm Ratsmitglieder und Zuhörer gleichermaßen.
Schreiner hatte sie auf einen gedanklichen Rundgang durch ein komplett erneuertes SebastianKneipp-Museum mitgenommen. Projektionen, Farbenspiele, Videosequenzen, ein Spiegelsaal der Kneippschen Säulen, ein Wasserfall, projiziert auf Gaze, oder Telefonate mit herausragenden Denkern der Geschichte sollen die Besucher fesseln. Mit dem eigenen Handy wählt man die Telefonnummer unter dem Bildnis einer zunächst nicht genannten Person und wird dann mit dieser „verbunden“. Geschichte soll erlebbar werden, was Schreiner überhaupt nicht mag, ist Langeweile. Dafür mag er Überraschendes wie den „Dialog der Dinge“, wo in Kneipps Arbeitszimmer plötzlich die Möbel zu sprechen beginnen.
Die Besucher sollen völlig neue Zugänge zu Kneipps Leben und der Zeit, in der er lebte, erhalten. „Was Kneipp über seine Kindheit geschrieben hat, geht schon sehr ans Herz – das soll erlebbar werden“, findet Schreiner.
Damit keine Reizüberflutung auftritt, plant Schreiner immer wieder Erholungsphasen ein, etwa einen kleinen Raum, in dem nur eine Kleinigkeit zu sehen ist: drei Blätter. „Danach ist man wieder bereit, weiter zu schauen“, sagt Schreiner.
Natürlich begleitet Kneipp die Besucher auf Schritt und Tritt. „Ein Museum mit Kneipp, nicht über ihn“, soll es werden. Und natürlich wird es auch klassische Museums- geben. Ein Museum „aus vormedialen Zeiten“wolle heute niemand mehr, konstatierte Schreiner. Doch zugleich zeichne sich die Gefahr eines Überangebotes ab. Dem will er mit seinem Konzept begegnen. Flexibel sei es und an alle Räume anpassbar.
Das wird auch wichtig sein, denn Bürgermeister Paul Gruschka (FW) berichtete, dass die Dominikanerinnen im Kloster, wo das Museum untergebracht ist, derzeit keine Umbaumaßnahmen wünschen. Einen spektakulären Raum wie „Die Vollkommenheit“, wo Schneider einen Neubau empfiehlt, wird es so kaum geben können. Man müsse aber auch darüber sprechen, wo das Sebastian-Kneipp-Museum künftig bleiben wird, hieß es in der Sitzung. Im Kloster oder an einem anderen Ort? Zahlreiche Museen tragen bereits Schreibers Handschrift. Das Südseemuseum in Obergünzburg etwa. In Mindelheim gestaltet er derzeit das Schwäbische Krippenmuseum. Kreisheimatpfleger Christian Schedler lobte Schreiners Arbeit dort in den höchsten Tönen. Mittels Projektionstechnik werde es auch gelingen, die „Mutter der schwäbischen Krippen“, jene aus der Jesuitenkirche, in das Museum zu integrieren. Die Besucher könnten zudem den Heiligen Drei Königen Fragen stellen, verriet Schedler. In Mindelheim werde etwas Einmaliges entstehen.
Das Krippenmuseum wird im Oktober 2018 eröffnet. Bis das Kneippmuseum in neuem Gewand eröffnet, wird es wohl noch dauern. Gleichwohl mahnte SPD-Fraktionsszenerien sprecher Stefan Ibel zur Eile. Immerhin naht der 200. Geburtstag Sebastian Kneipps im Jahr 2021. Man müsse „schnell und intensiv weiterarbeiten“, forderte Ibel. Gruschka wiederum sagte, durch die Einschränkung im Kloster müsse man sich eher Zeit lassen. Außer natürlich, man löse sich vom Standort Kloster, das im Jahr 2021 ebenfalls ein Jubiläum feiert, das 300-jährige Bestehen.
Grünen-Fraktionsvorsitzende Doris Hofer war – wie Ibel – angetan von dem Konzept. Derzeit zeige man mit vielen Büsten in Bad Wörishofen vor allem „dass Kneipp tot ist“, stellte sie Fest. „Mit so einem Konzept könnte man zeigen, dass die Kneipp-Idee lebt“.
Als „Steilvorlage“und „tolle Vision“würdigte Josef Kunder (CSU) das Konzept. „Verfolgen Sie das weiter, damit endlich ein erlebbares Kneipp-Museum entsteht“, bat er den Förderkreis des Museums, welcher Schreiner auch beauftragt hatte.
CSU-Fraktionssprecher Stefan Welzel nannte den Plan „nicht nur ein Konzept, sondern eine Weiterentwicklung von Kneipp selbst“. Über Geld wurde in der Sitzung noch nicht geredet. Dafür ist noch zuviel zu planen. In Mindelheim kostet der Umbau des Krippenmuseums 690000 Euro. Es gibt aber Zuschüsse. In Bad Wörishofen hat der Stadtrat das Konzept einhellig begrüßt und die Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit dem Förderkreis die Umsetzung zu beraten. Hier geht es auch um die Frage, ob Fördermittel zu erwarten sind.