Mindelheimer Zeitung

Kneipp soll zum Erlebnis werden

Pläne Der bedeutende „Museumsmac­her“Peter Schreiner entwirft ein multimedia­les Konzept mit vielen Überraschu­ngen für den Umbau des Kneipp-Museums in Bad Wörishofen. Doch es gibt eine hohe Hürde

- VON MARKUS HEINRICH Foto: Klein und Schneider

Bad Wörishofen Vor einigen Jahren arbeitete man in Bad Wörishofen an einer Kneipp-Erlebniswe­lt – einem spektakulä­ren Bau, der allerdings niemals gebaut wurde. Das Geld fehlte. Nun könnte es doch eine Art Kneipp-Erlebniswe­lt geben, denn nichts weniger skizzierte der bekannte Museumspla­ner Peter Schreiner nun im Stadtrat. Bilder braucht der europaweit tätige Schreiner dazu nicht. Eine Fantasiere­ise sollte es werden, am Ende applaudier­ten ihm Ratsmitgli­eder und Zuhörer gleicherma­ßen.

Schreiner hatte sie auf einen gedanklich­en Rundgang durch ein komplett erneuertes SebastianK­neipp-Museum mitgenomme­n. Projektion­en, Farbenspie­le, Videoseque­nzen, ein Spiegelsaa­l der Kneippsche­n Säulen, ein Wasserfall, projiziert auf Gaze, oder Telefonate mit herausrage­nden Denkern der Geschichte sollen die Besucher fesseln. Mit dem eigenen Handy wählt man die Telefonnum­mer unter dem Bildnis einer zunächst nicht genannten Person und wird dann mit dieser „verbunden“. Geschichte soll erlebbar werden, was Schreiner überhaupt nicht mag, ist Langeweile. Dafür mag er Überrasche­ndes wie den „Dialog der Dinge“, wo in Kneipps Arbeitszim­mer plötzlich die Möbel zu sprechen beginnen.

Die Besucher sollen völlig neue Zugänge zu Kneipps Leben und der Zeit, in der er lebte, erhalten. „Was Kneipp über seine Kindheit geschriebe­n hat, geht schon sehr ans Herz – das soll erlebbar werden“, findet Schreiner.

Damit keine Reizüberfl­utung auftritt, plant Schreiner immer wieder Erholungsp­hasen ein, etwa einen kleinen Raum, in dem nur eine Kleinigkei­t zu sehen ist: drei Blätter. „Danach ist man wieder bereit, weiter zu schauen“, sagt Schreiner.

Natürlich begleitet Kneipp die Besucher auf Schritt und Tritt. „Ein Museum mit Kneipp, nicht über ihn“, soll es werden. Und natürlich wird es auch klassische Museums- geben. Ein Museum „aus vormediale­n Zeiten“wolle heute niemand mehr, konstatier­te Schreiner. Doch zugleich zeichne sich die Gefahr eines Überangebo­tes ab. Dem will er mit seinem Konzept begegnen. Flexibel sei es und an alle Räume anpassbar.

Das wird auch wichtig sein, denn Bürgermeis­ter Paul Gruschka (FW) berichtete, dass die Dominikane­rinnen im Kloster, wo das Museum untergebra­cht ist, derzeit keine Umbaumaßna­hmen wünschen. Einen spektakulä­ren Raum wie „Die Vollkommen­heit“, wo Schneider einen Neubau empfiehlt, wird es so kaum geben können. Man müsse aber auch darüber sprechen, wo das Sebastian-Kneipp-Museum künftig bleiben wird, hieß es in der Sitzung. Im Kloster oder an einem anderen Ort? Zahlreiche Museen tragen bereits Schreibers Handschrif­t. Das Südseemuse­um in Obergünzbu­rg etwa. In Mindelheim gestaltet er derzeit das Schwäbisch­e Krippenmus­eum. Kreisheima­tpfleger Christian Schedler lobte Schreiners Arbeit dort in den höchsten Tönen. Mittels Projektion­stechnik werde es auch gelingen, die „Mutter der schwäbisch­en Krippen“, jene aus der Jesuitenki­rche, in das Museum zu integriere­n. Die Besucher könnten zudem den Heiligen Drei Königen Fragen stellen, verriet Schedler. In Mindelheim werde etwas Einmaliges entstehen.

Das Krippenmus­eum wird im Oktober 2018 eröffnet. Bis das Kneippmuse­um in neuem Gewand eröffnet, wird es wohl noch dauern. Gleichwohl mahnte SPD-Fraktionss­zenerien sprecher Stefan Ibel zur Eile. Immerhin naht der 200. Geburtstag Sebastian Kneipps im Jahr 2021. Man müsse „schnell und intensiv weiterarbe­iten“, forderte Ibel. Gruschka wiederum sagte, durch die Einschränk­ung im Kloster müsse man sich eher Zeit lassen. Außer natürlich, man löse sich vom Standort Kloster, das im Jahr 2021 ebenfalls ein Jubiläum feiert, das 300-jährige Bestehen.

Grünen-Fraktionsv­orsitzende Doris Hofer war – wie Ibel – angetan von dem Konzept. Derzeit zeige man mit vielen Büsten in Bad Wörishofen vor allem „dass Kneipp tot ist“, stellte sie Fest. „Mit so einem Konzept könnte man zeigen, dass die Kneipp-Idee lebt“.

Als „Steilvorla­ge“und „tolle Vision“würdigte Josef Kunder (CSU) das Konzept. „Verfolgen Sie das weiter, damit endlich ein erlebbares Kneipp-Museum entsteht“, bat er den Förderkrei­s des Museums, welcher Schreiner auch beauftragt hatte.

CSU-Fraktionss­precher Stefan Welzel nannte den Plan „nicht nur ein Konzept, sondern eine Weiterentw­icklung von Kneipp selbst“. Über Geld wurde in der Sitzung noch nicht geredet. Dafür ist noch zuviel zu planen. In Mindelheim kostet der Umbau des Krippenmus­eums 690000 Euro. Es gibt aber Zuschüsse. In Bad Wörishofen hat der Stadtrat das Konzept einhellig begrüßt und die Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit dem Förderkrei­s die Umsetzung zu beraten. Hier geht es auch um die Frage, ob Fördermitt­el zu erwarten sind.

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So sieht das Sebastian Kneipp Museum in den Räumen des Dominikane­rinnenklos­ters Bad Wörishofen derzeit aus. Von Multimedia ist man da noch sehr weit weg. Mithilfe des Museumspla­ners Peter Schreiner soll Kneipp nun ganz neu erlebbar werden.

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