Mindelheimer Zeitung

Ein Team für einen grünen Teppich

Countdown Bald beginnt die neue Fußballsai­son im Unterallgä­u. Wie bereitet man sich darauf vor? Heute: Der Platzwart

- VON AXEL SCHMIDT Foto: Axel Schmidt

Zaisertsho­fen Es ist heiß, die Sonne brennt in den Nachmittag­sstunden regelrecht auf den Rasen. Auf dem grünen Aufsitzmäh­er dreht Markus Kögel dennoch seine Runden auf dem Sportplatz des TSV Zaisertsho­fen. Denn zwei- bis drei Mal wöchentlic­h soll das Spielfeld des Kreisklass­isten gemäht werden. Das ist der Anspruch von Markus Kögel und Co.

„Co.“bedeutet in diesem Fall, dass nicht nur Kögel für die Rasenund Sportplatz­pflege verantwort­lich ist. Genaugenom­men teilen sich gleich 14 junge Burschen im Alter von 17 bis Anfang 30 die Aufgaben, nämlich das Mähen und Streuen. Im Unterallgä­uer Slang nennen sie sich das „Mäher- und Sträher-Team“.

Begonnen hat alles vor rund fünf Jahren. Damals hörte das bisherige Platzwart-Trio des TSV Zaisertsho­fen aus berufliche­n Gründen auf – und es ging an die Nachfolges­uche. Michael Mussack nahm sich der Sache an. „Wir wollten die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen“, sagt der Fußball-Abteilungs­leiter. Früher habe jedes Team, von der E- bis zur A-Jugend, selbst sein Spielfeld gestreut. Dann übernahmen die Spieler der A-Junioren diesen Job.

Und diese wurden älter, spielen nun in der Seniorenma­nnschaft und gehören damit zum festen Kreis des Mäher- und Sträher-Teams. Gartenoder gar Sportplatz­bau-Erfahrung hat keiner von ihnen. Stattdesse­n zählen Bank- und Versicheru­ngskaufleu­te ebenso dazu wie Bäcker und Verwaltung­sangestell­te. Sie alle eint, dass sie für den TSV Zaisertsho­fen Fußball spielen und außerdem um ihre Plätze kümmern.

Vom Verein gibt es dafür zum Dank einen eigenen Aufenthalt­sraum am Sportheim, außerdem feiern sie eine eigene Weihnachts­feier und wählen den Mäher des Jahres (aktuell: Sebastian Schuster) ebenso, wie die schlechtes­te Linie (aktueller Titelträge­r: Dominik Schäffler, „weil ihm die Kontaktlin­se verrutscht ist“). Die „Mäher und Sträher“sind damit fast eine eigene Abteilung innerhalb der Fußballabt­eilung, in der die Aufgaben klar verteilt sind: Julian Schilling ist der „Vorsitzend­e“, Michael Mussack das Gründungsm­itglied und „Mäher a. D.“, Johannes Lindner gibt den „Geselligke­itsbeauftr­agten“und Andreas Rampp den DJ. Der Rest teilt sich in Mäher und Streuer auf. Zurzeit sind sie alle im Doppel-Einsatz. Wenn nicht gerade gestreut wird, dann packen sie beim Neubau des Sportheims mit an.

Die Mäher kürzen den Rasen nicht nur auf dem Hauptspiel­feld an der Hausener Straße, sondern sorgen auch für einen gepflegten Trainingsp­latz und das neu angelegte Spielfeld am neuen Sportplatz. Das wird zwar erst mit Fertigstel­lung und Umzug in das neue Vereinssic­h heim im Frühjahr bespielbar sein, doch gemäht wird bereits fleißig. „Der Trainingsp­latz ist ein echter Teppich“, schwärmt Johannes Lindner. Das Geheimnis liegt in der Regelmäßig­keit, denn: „Wenn man das Mähen zwei, drei Wochen schleifen lässt, dann hängt man hinterher“, erklärt Lindner. Denn statt dann wie sonst, einfach nur zu mähen, müsste man dann das geschnitte­ne Gras einsammeln, um keine zu großen Häufchen auf dem Platz liegen zu lassen, die dann manchen Stellen Sonne, Luft und Wasser vorenthalt­en. Und einen Mäher mit Fangkorb haben sie in Zaisertsho­fen nicht. Den müsste man sich dann wieder von der Gemeinde borgen. „Deswegen lassen wir es erst gar nicht einreißen und schauen, dass mindestens zwei Mal pro Woche gemäht wird“, sagt Lindner. Bei vier Mähern ist die Arbeit dann auch gut aufgeteilt. „Zeit hat immer jemand“, sagt Lindner, der im Team den Titel „Geselligke­itsaufsehe­r“trägt. Es liegt eben auch an der Gemeinscha­ft, dass die Arbeit getan wird. Es komme häufig vor, dass an einem Mähtag auch Teammitgli­eder zum Sportheim kommen, die gerade keinen Dienst haben. Der Geselligke­it wegen. Im eigenen Aufenthalt­sraum wird dann ein kühles Feierabend­bier aufgemacht, über Gott und die Welt gesprochen – und der längst fällige Ausflug geplant. „Den wollen wir schon seit fünf Jahren machen“, sagt Michael Mussack. Einen Termin für eine gemeinsame Fahrt etwa nach München ist schwer zu finden. „Wir haben ja auch einen Ganzjahres­job“, sagt Julian Schilling und lacht. „Und im Winter ist ein Biergarten­besuch eher ungemütlic­h“, schiebt Sebastian Schuster nach. Dann feiern sie doch lieber in ihrem Aufenthalt­sraum: Nach dem letzten Spiel vor der Winterpaus­e mit Glühwein.

 ??  ?? Das „Mäher und Sträher Team“des TSV Zaisertsho­fen (von links): Sebastian Schuster, Johannes Lindner, Daniel Filser, Peter Lindner, Julian Schilling, David Wiedemann, Markus Kögel, Alexander Schuster, Dominik Schäffler, Maximilian Mayr, Michael Mussack...
Das „Mäher und Sträher Team“des TSV Zaisertsho­fen (von links): Sebastian Schuster, Johannes Lindner, Daniel Filser, Peter Lindner, Julian Schilling, David Wiedemann, Markus Kögel, Alexander Schuster, Dominik Schäffler, Maximilian Mayr, Michael Mussack...

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