Mindelheimer Zeitung

Der Tierarzt hat so einen Fall noch nie erlebt

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Welt geholfen. „Da war für mich die Sache erledigt“, sagt der Landwirt. Als er beim Mittagesse­n im Haus saß, sei es plötzlich wieder unruhig im Stall geworden. „Die anderen Kühe schreien, wenn ein Kalb auf die Welt kommt“, erklärt der Westallgäu­er. Also habe er nach dem Rechten gesehen. Da lag das Dritte im Stroh. Und im Laufe des Nachmittag­s kam dann noch Nummer vier zur Welt.

Dass die Vierlinge etwas besonderes sind, war Hansjörg Braun von Anfang an klar. „Als dann aber die Familie im Internet recherchie­rt hat, dass die Wahrschein­lichkeit für gesunde Vierlingsk­älber bei eins zu über elf Millionen – also einem Lottojackp­ot – liegt, war ich schon überrascht. Hätte ich mal lieber einen Lottoschei­n ausgefüllt“, sagt er schmunzeln­d. Ein kleines Problem hat es gegeben, als er – wie vorgeschri­eben – das Onlineform­ular für die Tierdatenb­ank ausfüllen wollte. „Die Seite hat nur drei Kälber angenommen. Das Vierte ging nicht“, sagt Braun. Er hat dann bei der All-

gäuer Herdebuchg­esellschaf­t (AHG) angerufen und die Vierlingsg­eburt telefonisc­h durchgegeb­en. Wie selten Rindervier­linge wirklich sind, ist gar nicht so einfach herauszufi­nden. Der behandelnd­e Tierarzt Johannes-Georg von Olnhausen aus Gestratz hat in seiner 28-jährigen Laufbahn als Veterinär eine Vierlingsg­eburt weder erlebt noch davon gehört oder im Bauernblat­t davon gelesen. „Das ist wirklich sehr selten“, sagt er.

der natürliche­n Geburt, die komplikati­onslos verlief, war er nicht dabei. Die Kälber brauchten keinerlei medizinisc­he Hilfe, obwohl sie relativ klein und leicht waren. „Ein normales Kalb wiegt etwa 35 Kilo nach der Geburt, unsere Vierlinge brachten jeweils etwa 20 Kilogramm auf die Waage“, sagt Braun. Sie trinken aber gut und haben schon ordentlich an Gewicht zugelegt.

Mutter Carmen haben allerdings

die Mehrlingst­rächtigkei­t und die lange Geburt ziemlich zugesetzt. Tierarzt Olnhausen war anfangs jeden zweiten Tag auf dem Hof. „Schön langsam haben wir sie aber wieder aufgepäppe­lt und es geht ihr besser“, sagt Pauline Braun. Derzeit sind die Kälbchen – Brauns Enkelinnen haben ihnen die Namen Stella, Elsa, Leo und Carlos gegeben – noch einzeln in Boxen untergebra­cht. „So bin ich sicher, dass jeder genügend erwischt und auch wirkBei

lich zunimmt“, sagt die 59-Jährige. Später darf das Quartett dann zusammen in eine größere Box. Und noch später sollen sie verkauft werden. Das ist zumindest der Plan von Landwirt Braun. Die Kälber sollen nach ein paar Wochen abgegeben werden. Da haben die Enkelinnen aber noch ein Wörtchen mitzureden. Derzeit finden auf dem Hof hitzige Diskussion­en statt, wie viele und welche der Vierlingsk­älber die Familie behält.

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