Mindelheimer Zeitung

So schnell geht es dann doch nicht

Niedersach­sen Eine Doppelwahl im hohen Norden scheitert an juristisch­en und organisato­rischen Bedenken. Der Landtag wird nun am 15. Oktober gewählt. Das passt der CDU nicht ins Konzept

- Foto: Silas Stein, dpa

Der Landtag soll sich am 21. August auflösen

Hannover Wenn doch ohnehin schon Bundestags­wahl ist, warum dann nicht auch gleich den Landtag neu wählen? Schließlic­h stünde die Infrastruk­tur – also Wahllokale, Wahlurnen und vor allem Wahlhelfer – zur Verfügung. Doch so einfach ist es dann doch nicht: Landeswahl­leiterin Ulrike Sachs hat mit ihren Bedenken gegen den Plan, die Abstimmung zusammen mit der Bundestags­wahl am 24. September stattfinde­n zu lassen, zur Begründung auf juristisch­e und organisato­rische Hürden verwiesen. Damit steht drei Tage nach Beginn der Regierungs­krise in Niedersach­sen fest: Die Neuwahl des Landtags geht am 15. Oktober über die Bühne.

Dies bestätigte Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) am Montag nach Gesprächen mit Vertretern der anderen Parteien und Fraktionen. Die vorgezogen­e Wahl wird nötig, weil sich der Landtag nach dem Verlust der rot-grünen Mehrheit voraussich­tlich auflöst. Ausgelöst worden war die Krise von der Abgeordnet­en Elke Twesten, die am Freitag ihren Wechsel von den Grünen zur CDU erklärt hatte. Dadurch hatte Rot-Grün die Einstimmen­Mehrheit verloren.

Wie geht es jetzt weiter? Zunächst soll sich der Landtag in Hannover am 21. August auflösen. Das kündigte Landtagspr­äsident Bernd Busemann (CDU) am Montag an. Der Landtag will an diesem Donnerstag zu einer Sondersitz­ung zusammenko­mmen und sich erstmals mit der geplanten Auflösung des Parlaments beschäftig­en – Voraussetz­ung für die Neuwahl.

Vor dem Start der Beratungen über den Wahltermin, die sich am Montag länger als geplant hinzogen, hatten die Landespoli­tiker ihren Wunsch nach schnellen Neuwahlen, möglichst am Tag der Bundestags­wahl, bekräftigt. „Wir haben jetzt eine Situation, die ist, gelinde gesagt, ungut für das Land und die wollen wir so schnell wie möglich beenden durch Neuwahlen“, sagte Regierungs­chef Weil. „Ich habe gesagt, so schnell wie möglich, das ist eine Frage, die sich an die Experten richtet, also vor allem an die Landeswahl­leiterin.“

Insbesonde­re in der Union hatte es große Sympathien für eine Doppelwahl am 24. September gegeben: CDU-Fraktionsc­hef Björn Thümler sagte auf die Frage, ob sich seine Partei ein besseres Ergebnis erhoffe, wenn Bundestag und Landtag am selben Tag gewählt werden würden: „Es wäre gelogen, wenn man das negieren würde.“Es ist kein Geheimnis, dass die CDU angesichts der ausgezeich­neten Umfrage-Ergeb- nisse auf Bundeseben­e hofft, im Land von einer Art „Merkel-Sog“zu profitiere­n. Thümler versuchte gestern Vormittag noch, Druck aufzubauen: Sollte die SPD dem frühest möglichen Termin nicht zustimmen, ziehe die CDU ein konstrukti­ves Misstrauen­svotum gegen Regierungs­chef Weil in Betracht, „dann, wenn die andere Seite auf Zeit spielt“. Doch die Wahlleiter­in machte der CDU einen Strich durch die Rechnung. CDU-Spitzenkan­didat Bernd Althusmann (CDU) sagte denn auch: „Ich glaube, es bliebe nach wie vor die beste Lösung, gemeinsam mit der Bundestags­wahl zu wählen.“In einer schwierige­n Situation habe sich die CDU die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht, „uns hier gemeinsam mit allen Parteien darauf zu verständig­en, dass der 15. Oktober ein Kompromiss­datum ist“.

 ??  ?? Ein Arbeiter vor dem Haupteinga­ng des Niedersäch­sischen Landtags in Hannover. Das Gebäude wird zurzeit umgebaut. Am 15. Oktober entscheide­n die Wähler, welche Partei beziehungs­weise Koalition dort in Zukunft die Mehrheit hat.
Ein Arbeiter vor dem Haupteinga­ng des Niedersäch­sischen Landtags in Hannover. Das Gebäude wird zurzeit umgebaut. Am 15. Oktober entscheide­n die Wähler, welche Partei beziehungs­weise Koalition dort in Zukunft die Mehrheit hat.

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