Mindelheimer Zeitung

Ein Monumental­film in der Kirche

Kultur Der Markt Walder Mathias Jannetti begleitet einen berühmten Stummfilm an der Orgel

- VON JOHANN STOLL

Markt Wald Dieser Monumental­streifen hat Filmgeschi­chte geschriebe­n. 1916 – mitten im Ersten Weltkrieg – wurde „Das Gastmahl des Belsazar“in den USA gedreht. Es war ein nie dagewesene­s Schauspiel. Eine Million Dollar verschlang die Produktion dieses Stummfilme­s, der drei Stunden dauerte. Damit war dieser Film damals einer der teuersten in der Filmgeschi­chte überhaupt. Eine komprimier­te Fassung mit all seinen aufwendige­n Kulissen können Interessie­rte am Sonntag, 13. August um 20 Uhr in der Kirche von Markt Wald erleben.

Die Idee zu dem Projekt hatte der Markt Walder Kirchenmus­iker Ma- thias Jannetti. 2014 war die dortige Koulen-Orgel 100 Jahre alt geworden. Damals zeigte Jannetti in der Kirche den Stummfilm „Der Galiläer“und begleitete diesen an der Orgel, die „wunderschö­ne Stimmungen produziere­n kann,“wie Jannetti erzählt. Auch Jazz und Kino begegneten sich damals in Markt Wald.

Jetzt will der Kirchenmus­iker, der im Ringeisen-Gymnasium in Ursberg Musik unterricht­et, die Orgel erneut zu Filmmusik erklingen lassen. Die Markt Walder Orgel ist eine romantisch­e Orgel mit opulentem Streichera­pparat und Orchesters­timmen. Hier lassen sich deutlich mehr Register ziehen als in älteren Orgeln. Das passe hervorrage­nd zu einem Stummfilm mit all seiner notwendig überzeichn­eten Theatra- lik, sagt der Kirchenmus­iker. Für den Film fand sich ein kongeniale­r Partner. Wie das manchmal so ist, lebt dieser im selben Ort. Gisbert Dingler ist Filmprofi und lebt seit ein paar Jahren in Markt Wald. Dort hat er den aus Marktoberd­orf zugezogene­n Jannetti kennengele­rnt. Dingler ließ sich für das Außergewöh­nliche begeistern und hat den dreistündi­gen Originalfi­lm auf 65 Minuten verkürzt. Mathias Jannetti wird an der Orgel improvisie­ren.

Den Stoff wird so mancher noch aus der Schulzeit kennen. Heinrich Heine hat eine berühmte Ballade mit Namen Belsazar gedichtet. Diese lernen Gymnasiast­en nach wie vor auswendig. Von diesem Werk gibt es auch eine vertonte Fassung. Sie stammt von Robert Schumann. Quasi als Auftakt zu dem Film wird die Gesangsleh­rerin Marianne Altstetter das Kunstlied vortragen.

Der Film übrigens war 1916 ein großer Misserfolg. Die Schlusssze­ne wurde ihm offenbar zum Verhängnis. Da wurde ein großes Luftschiff gezeigt, wie es Blumen auf die Schlachtfe­lder des Ersten Weltkriege­s abwarf. So viel Frieden war der amerikanis­chen Bevölkerun­g damals offenbar nicht geheuer. Kurz darauf traten die USA in den großen Krieg ein.

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Foto: Stoll Mathias Jannetti holt großes Kino in die Kirche.

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