Kampf um eine 100 Jahre alte Buche
Natur Wegen eines Bauvorhabens soll ein Baum weichen. Warum ein Mindelheimer eine Petition im Netz gestartet hat
Mindelheim Der Baum ist über 100 Jahre alt und gehört zu den markantesten Gewächsen im Viertel rund um die evangelische Kirche von Mindelheim. Weil das Nachbargrundstück, auf dem die rote Blutbuche steht, verkauft wurde und das Gelände nächstes Jahr mit Wohngebäuden und Tiefgarage überbaut werden soll, hat der Baum nur schlechte Karten. Er steht zu nah an der Grundstücksgrenze. Rechtlich ist dem neuen Eigentümer, der Wohnungsbaugesellschaft Mindelheim, nichts vorzuwerfen. Der Fall hat dennoch starke Resonanz hervorgerufen bis hin zu einer OnlinePetition, die ein Mindelheimer gestartet hat.
Als die MZ über den Fall berichtet hatte, kam es zu zahlreichen Reaktionen aus der Leserschaft. Die überwiegende Zahl ist der Meinung, dass es mit etwas gutem Willen möglich sein sollte, so zu bauen, dass auch der Baum weiter stehen bleiben kann. Gleich nach der Veröffentlichung hat Stephan Pawelke aus Mindelheim die Online-Petition gestartet. Diese läuft noch 42 Tage lang. Auf diesem Portal haben sich bis gestern Nachmittag 603 Unterzeichner für den Erhalt des Baumes eingesetzt, 249 von ihnen leben in Mindelheim. Pawelke sagt: „Meine persönliche Überzeugung ist: Der Erhalt des Baumes ist von öffentlichem Interesse“. In teils sehr persönlich gehaltenen Kommentaren haben auch zahlreiche BaumFreunde kommentiert. Pawelke selbst schreibt, er ärgere sich, dass „wieder einmal der Profit über unsere Lebensgrundlagen gestellt werden soll“. Es helfe nichts, gegen eine Regenwaldabholzung zu protestieren und gleichzeitig vor der eigenen Haustür fast unwiederbringliche Werte zu vernichten. Andere argumentieren mit der ökologisch wertvollen Wirkung, die von alten Bäumen ausgeht. Eine alte Buche könne bis zu 1,7 Kilogramm Sauerstoff pro Stunde produzieren. Damit können 50 Menschen eine Stunde lang atmen, schreibt Stadtrat Josef Doll, Grüne. Frederik Schüttler aus Mindelheim kritisiert, dass in der Stadt immer mehr stattliche Bäume verloren gehen und falls überhaupt durch kleinwüchsige ersetzt werden. Dr. Georg Steber fasst den Konflikt mit drei Worten zusammen: „Baumrecht gegen Baurecht“. CSU-Fraktionssprecher Christoph Walter schreibt: „Wo ein Wille ist, ist bekanntermaßen auch ein Weg. Im Sinne einer langjährigen Nachbarschaft sollte gegenseitige Rücksichtnahme einkehren und mit genügend gutem Willen der Baum für nachfolgende Generationen erhalten bleiben“. Andere argumentieren, da der Baum schon vor dem Verkauf des Grundstückes da war, könne man die Wohnungen auch anders planen. Die Lebensqualität der Anwohner würde durch die Fällung des Baumes sehr darunter leiden.
Iwww.openpetition.de/petition/on line/die rotbuche in mindelheim soll bleiben.
Der Erhalt des Baumes ist von öffentlichem Interesse