Von Traumata und Trauungen
Engagement Beim evangelischen Regionalpfarrer Werner Vogl aus Ottobeuren ist Vielseitigkeit gefragt
Ottobeuren Werner Vogl hat sich in Los Angeles um drogenabhängige Jugendliche gekümmert. Er war jahrelang beim Militär, ist Notfallseelsorger und ausgebildeter Traumabegleiter. Daneben betreut er „seine“Kindertagesstätte und drei Seniorenheime und führt außerdem Einweihungen, Trauungen, Taufen und Konfirmationen durch. Der Beruf des 55-Jährigen? Er ist evangelischer Pfarrer der Erlöserkirche in Ottobeuren und zugleich der Regionalpfarrer der Johanniter im gesamten Allgäu. Ein Full-Time-Job, den Werner Vogl liebt.
Nach seiner Bundeswehrzeit als Wehrpflichtiger war der gebürtige Oberpfälzer freiwillig 15 Monate in einem Missionswerk, das sich in Los Angeles (USA) um drogenab- hängige Jugendliche kümmerte. Über seine Erfahrungen, die er dort gesammelt hat, sagt er: „Dabei habe ich gelernt, dass ich nur demjenigen helfen kann, der sich mit ganzer Kraft zur Mitarbeit entschließt. Ich kann das Pferd zum Fluss führen, aber nicht zum Saufen zwingen.“
Danach zog es Vogl an die Hochschule. Nachdem er sechs Semester Ökotrophologie (Ernährungswissenschaften) studiert hatte („Ich koche auch heute noch gerne – das sieht man auch“, schmunzelt er), wechselte er zur Theologie. Der Beruf als Pfarrer sei einfach seine Berufung, sagt der Familienvater und passionierte Hobbymaler heute. Besonders dem notfallseelsorgerischen Aspekt komme bei ihm große Bedeutung zu.
„Ich war knapp zwölf Jahre Militärpfarrer in Sonthofen, wo ich zum Notfallseelsorger und zum Psychosozialen Leiter ausgebildet wurde. Darum war ich einige Jahre fachlicher Leiter des Kriseninterventionsdienstes Oberallgäu“, erzählt Werner Vogl. „Später habe ich noch weitere Ausbildungen zum Systemischen Berater, zum Traumabegleiter, zum Supervisor sowie eine hypnosetherapeutische Ausbildung draufgesattelt.“
Heute kommt der Mittfünfziger seiner Berufung nicht nur in seiner Kirchengemeinde Ottobeuren nach, wo er unter anderem die eingangs erwähnte Kindertagesstätte sowie drei Altenheime unter sich hat, sondern seit 2013 auch bei seiner Tätigkeit als nebenamtlicher Regionalpfarrer der Johanniter im Allgäu.
„Als solcher berate und unterstütze ich 600 haupt- und ehrenamtliche Helfer zwischen Lindau und Memmingen bei ihrer oft schwierigen Tätigkeit.“Sein Aufgabenspektrum für die Hilfsorganisation beschreibt Werner Vogl so: „Als Mitglied im Leitungskreis berate ich den Regionalvorstand, bestehend aus Markus Adler und Christian Hegemann. Zudem begleite ich die Mitarbeiter bei Bedarf seelsorgerisch – etwa nach traumatischen Einsätzen. Ich bin für die jungen unbegleiteten Flüchtlinge da, die von den Johannitern betreut werden, und führe ansonsten Andachten und Gottesdienste, Einweihungen, Ehrungen und andere festliche Anlässen der Johanniter durch.“