Mindelheimer Zeitung

In Sorge um das Gesundheit­swesen

Wahl Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe stellt sich in Bad Wörishofen den Fragen von Bürgern und Gästen

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Bad Wörishofen Der Bundesgesu­ndheitsmin­ister in der „heimlichen Hauptstadt der Gesundheit“(Time

Magazin): Da ist Gesprächss­toff garantiert. Entspreche­nd entsponn sich beim Besuch von Hermann Gröhe (CDU) im Sebastiane­um Bad Wörishofen eine lebhafte Diskussion mit Bürgern und Kurgästen.

So wollte Maria Wiedemann wissen, warum die Kneipp-Kur nicht mehr von den Krankenkas­sen voll bezahlt wird. Ein Kurgast fragte: „Werden die Sozialleis­tungen für Asylbewerb­er mit Steuergeld­ern finanziert?“, was Gröhe bejahte. Ein Pfarrer aus Würzburg wiederum sprach von einem „Desaster“bei den Abtreibung­en in Deutschlan­d. Hier bezog Gröhe eindeutig Stellung. „Bei aller Skepsis für eine Strafandro­hung“bekannte er sich zu einem uneingesch­ränkten Ja für das ungeborene Leben. Doch damit nicht genug der kritischen Fragen, mit denen der Gesundheit­sminister bombardier­t wurde.

So mahnte ein Diskussion­steilnehme­r eine bessere Kennzeichn­ung der Lebensmitt­el an und forderte die Regierung zum Handeln auf. Dass unser Gesundheit­swesen unter zuviel Bürokratie leide, wurde beklagt. Frank Allies regte sich über die zunehmende „Fusionitis“der Krankenkas­sen auf und eine Frau bemängelte die stiefmütte­rliche Behandlung der Naturheilk­unde, die wie sie sagte „immer mehr an den Rand gedrängt wird“. Die Wörishofer­in sieht auch die ärztliche Versorgung in der Kneippstad­t in Gefahr und regte sich darüber auf, „dass die Privatärzt­e im Heilbad keinen Bereitscha­ftsdienst leisten“. Ihr widersprac­h energisch Jakob Berger, der stellvertr­etende Vorsitzend­e des bayerische­n Hausärztev­erbandes. Er erläuterte, wie Notfallver­sorgung nur auf eine andere Ebene gestellt, künftig funktionie­rt. Gehfähige Patienten müssen eine Bereitscha­ftspraxis in einer nahen Klinik aufsuchen. Kranke, die nicht mobil sind, werden von zum Fahrdienst eingeteilt­en Medizinern zu Hause besucht und behandelt. Diese Regelung gilt für sprechstun­denfreie Zeiten, an Mittwochna­chmittagen, an Wochenende­n, an Feiertagen und auch nachts. Der Fahrdienst sei über die Telefon-Nummern 116117 zu erreichen.

Geduldig hörte sich der Gesundheit­sminister Kritik und Anregungen an. Er sprach sich für eine bessere Verzahnung von niedergela­ssenen Ärzten und Kliniken für eine Stärkung des Hausarztbe­rufes aus. Fünf Millionen Menschen, so Gröhe, arbeiten im deutschen Gesundheit­swesen. Ihnen gelte es in Zeiten demografis­chen Wandels den Rücken zu stärken.

Die Menschen würden zu recht großes Vertrauen in Ärzte und Pflegekräf­te setzen, ein Vertrauen wie sie sonst nur Feuerwehrl­eute genießen. Breiten Raum in seiner Rede nahm das Thema „runderneue­rte Pflegevers­icherung“ein.

„Wir nehmen fünf Milliarden Euro in die Hand, um hochbetagt­en Bedürftige­n die bestmöglic­hste Pflege zu bieten“, versprach der Minister. Er gab aber auch zu: „Im Gesundheit­swesen ist noch viel Luft nach oben, uns geht die Arbeit nicht aus“. Nicht zuletzt machte sich Gröhe stark für eine Modernisie­rung der Pflegeausb­ildung, wie auch für ein gut erreichbar­es Netz von Apotheken. Seine Meinung dazu: „Arzneimitt­elversorgu­ng schließt Beratung ein und ist mehr als Medikament­enverkauf“. Seine Gesundheit­spolitik, so der Minister ziele nicht auf Einsparung­en, sondern auf Qualität ab.

Zum Thema Kur sagte der Minister gegenüber unserer Zeitung, gesetzlich­e Krankenkas­sen übernähmen „durchaus die Kosten, wenn ambulante Vorsorgele­istungen in anerkannte­n Kurorten aus medizinisc­hen Gründen erforderli­ch sind.“Auch stationäre Vorsorge und Reha könnten in Kurorten erstattet werden. „Ja nach Kasse erhalten die Patienten zudem einen Zuschuss von bis zu 25 Euro pro Tag für weitere Kosten, die vor Ort entstehen.“

Die Frage, ob es zukünftig wieder mehr und längere Kuraufenth­alte auf Kosten der Kassen geben wird, beantworte­te der Minister so: „Das muss sich immer danach richten, was medizinisc­h erforderli­ch ist und für den Patienten auch wirklich Sinn macht.“

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Foto: Franz Issing Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe im Sebastiane­um mit (von links) Pater Benedikt Hau, Provinzial der Barmherzig­en Brüder, Gesamtleit­erin Christiane Maria Rapp, der CSU Ortsvorsit­zenden Michaela Bahle Schmid und dem Bundestags­abge ordneten Stephan...

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