„Schimpfen bringt nichts“
Susen Knabner kam über die Wirtschaft zur Politik. Warum sie für die Freien Wähler antritt
Am 24. September ist Bundestagswahl. Im Wahlkreis 257, der das Ostallgäu, Kaufbeuren, Memmingen und große Teile des Unterallgäus umfasst, bewerben sich zehn Kandidaten um das Direktmandat. In loser Folge stellen wir diese mit einem Porträt vor.
Bayern hat es Susen Knabner angetan. So schaltete die Rechtsanwältin nach ihrem Studium in Dresden und der Referendariatzeit in Chemnitz gezielt ein Stellengesuch in Süddeutschland.
Das Ergebnis war die Gründung einer Kanzlei in Bürogemeinschaft mit einer Steuerberatergesellschaft in Kaufbeuren. „Ich fand schon immer, dass Sachsen und Bayern ähnlich ticken“, begründet die 38-Jährige ihren Umzug im Jahr 2005 und fügt schmunzelnd hinzu: „Bayern und Sachsen leben jeweils in einem Freistaat, alle hätten am liebsten einen König und sie sprechen Sprachen, die andere nur schwer verstehen.“Nun will sich die auf Wirtschaftsrecht spezialisierte Anwältin auch politisch für ihre Wahlheimat einsetzen und für die Freien Wähler in den Bundestag einziehen. Ihren Weg in die Politik fand Knabner durch ihr langjähriges Engagement bei den Wirtschaftsjunioren, deren Landesvorsitzende sie 2016 war. „Da hatte ich es von Anfang an automatisch mit Politik zu tun“, sagt die 38-Jährige. Und da sie mit so mancher Entscheidung der Volksvertreter nicht einverstanden war, sei ihr Schritt in die Politik nur eine logische Konsequenz gewesen: „Nur schimpfen bringt ja nichts. Man muss selbst etwas tun.“
So kandidierte sie 2014 für den Kaufbeurer Stadtrat. „Ich wurde vom Landtagsabgeordneten Bernhard Pohl gefragt, ob ich für die Freien Wähler antreten möchte“, erinnert sie sich: „Da habe ich geantwortet: Aber nur, wenn ich immer das sagen darf, was ich denke.“
Den Sitz im Stadtrat verpasste Knabner zwar knapp, doch den Freien Wählern blieb sie treu. Denn bei den FW gebe es keine Partei-Ideologie, sondern es gehe ausschließlich um Sachthemen und darum, wo den Bürger der Schuh drücke. Zudem komme bei den „Freien“der Basis sehr große Bedeutung zu: „Bei uns wird stets von unten nach oben entschieden. Das würde auch dem Bundestag gut tun.“Gleichzeitig räumt die Anwältin ein, dass es für die FW schwierig werde, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. „Auch ich wäre mit fünf Prozent der Stimmen sehr glücklich. Schließlich bin ich Realistin.“
Gleichzeitig hat die 38-Jährige genaue Vorstellungen davon, was sie als Abgeordnete für die Menschen erreichen möchte: Zuerst geht es ihr um die Unterstützung der heimischen Wirtschaft. Dafür müssten beispielsweise Bürokratie
Für die Abschaffung der Erbschaftssteuer
abgebaut und zeitgemäße Arbeitszeitmodelle entwickelt werden.
Ferner spricht sich Knabner für die Abschaffung der Erbschaftssteuer aus: „Erstens handelt es sich um bereits versteuertes Geld. Und zweitens behindert die Steuer die Nachfolge in Betrieben und somit die Wirtschaft generell.“Auf der anderen Seite fordert die Juristin, dass man bestehende Gesetze konsequent anwendet, anstatt ständig neue zu entwickeln.
Wenn sich die ledige und kinderlose Kandidatin mal nicht mit Gesetzen und Politik befasst, trifft sie sich gerne mit Freunden und der Familie. Dann werde gemeinsam gekocht oder gewandert. „Aber ich kann an einem freien Nachmittag auch einfach mal nichts machen. Das geht auch“, sagt Knabner mit einem Lächeln.