Mindelheimer Zeitung

Aufräumen nach dem Unwetter

Nach dem Sturm und dem Starkregen starben zwei Menschen. In ganz Bayern wurden schwere Schäden angerichte­t. Das Chiemsee-Summer-Festival musste abgebroche­n werden

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München/Übersee Das Unwetter über Bayern mit Starkregen, Gewittern und zum Teil orkanartig­en Sturmböen hat in der Nacht zum Samstag eine Spur der Verwüstung hinterlass­en. Zahlreiche Menschen wurden verletzt. Bei den anschließe­nden Aufräumarb­eiten sind im Landkreis Passau zwei Menschen gestorben. In Pocking starb ein Dachdecker, der bei Aufräumarb­eiten abgestürzt war. Auslöser des Sturzes seien gesundheit­liche Probleme des 68 Jahre alten Mannes gewesen, teilte das Landratsam­t Passau mit. In Hauzenberg stürzte ein 94 Jahre alter Mann beim Aufräumen, er starb im Krankenhau­s.

Das Unwetter wütete im Landkreis Passau besonders schwer. Landrat Franz Meyer (CSU) sprach am Sonntag von einem „schockiere­nden Schadensbi­ld“und von einer „Veränderun­g des Landschaft­sbildes in manchen Landkreist­eilen“. Er warnte zugleich: „Das Betreten von Waldstücke­n ist auf Wochen lebensgefä­hrlich.“Der im Landkreis Passau ausgerufen­e Katastroph­enalarm wurde aufrechter­halten.

In Neustadt an der Donau fuhr in der Nacht zum Samstag ein Zug auf einen Baum. Die Einsatzkrä­fte mussten 20 Fahrgäste und den Zug- befreien. Bei Siegsdorf (Landkreis Traunstein) mussten Feuerwehrk­räfte einen Zug erden, nachdem dieser im Bereich einer herabgeris­senen Stromleitu­ng stehengebl­ieben war. Die etwa 90 Fahrgäste wurden in einer Turnhalle untergebra­cht. In München war der S-Bahn-Verkehr für rund 40 Minuten komplett eingestell­t worden. Die Bahn organisier­te einen Schienener­satzverkeh­r mit Taxis. Nach Angaben der Bundespoli­zei mussten die Fahrgäste in zwei S-Bahnen, die wegen umgestürzt­er Bäume liegengebl­ieben waren, stundenlan­g ausharren, bis die überlastet­en Hilfskräft­e eintrafen.

Der Bahnverkeh­r war gerade in Ober- und Niederbaye­rn am Samstag auf vielen Strecken wegen Ästen und Bäumen auf den Gleisen beeinträch­tigt. Allein die Einsatzzen­trale des Präsidiums Oberbayern Süd verzeichne­te zwischen 21 und ein Uhr mehr als 700 Einsätze, Notrufe waren zeitweise überlastet. In München meldete die Berufsfeue­rwehr 136 zusätzlich­e Einsätze wegen des Unwetters.

Das Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West sprach von rund 230 unwetterbe­dingten Einsätzen bis zum Samstagmor­gen, ähnlich hoch war die Einsatzzah­l in Niederbaye­rn. Überall ging es überwiegen­d um umgestürzt­e Bäume, die Straßen und Gleise blockierte­n, vollgelauf­ene Keller, überflutet­e Unterführu­ngen, Blitzeinsc­hläge und beschädigt­e oder abgedeckte Dächer. Teilweise fiel auch der Strom aus.

Beim Chiemsee-Summer-Festival in Übersse (Landkreis Traunstein) mussten am Freitagabe­nd etwa 60 Menschen medizinisc­h versorgt werden, wie die Organisato­ren mitteilten. 20 Menschen seien ins Krankenhau­s gebracht worden, teilte ein Pressespre­cher mit. Weil die Campingplä­tze verwüstet wurden, öffneten Notunterkü­nfte für die Besucher. Der letzte Tag des Chiemführe­r see-Summer-Festivals wurde am Samstag abgesagt. Das EchelonFes­tival in Bad Aibling (Kreis Rosenheim) wurde unterbroch­en und erst am Samstagmit­tag wieder fortgesetz­t. Dort wurden etwa zehn Menschen verletzt. Gäste kamen in einer Fliegerhal­le unter.

Auf dem Ammersee überrascht­e das Unwetter nach Polizeiang­aben mehrere Segler derart, dass sie es nur mithilfe der Einsatzkrä­fte sicher an Land schafften. Wegen des Unwetters wurde die zweite Hälfte des Bundesliga-Auftaktspi­els zwischen dem FC Bayern München und Bayer Leverkusen verspätet angepfiffe­n.

In Kirchdorf im Wald (Kreis Regen) erlitt ein Musiker in einem Bierzelt einen Stromschla­g. Ein Blitz hatte in das Zelt eingeschla­gen. Die A7 musste für etwa eine halbe Stunde zwischen Kempten-Leubas und Dietmannsr­ied voll gesperrt werden, um einen Baum von der Fahrbahn zu entfernen. In Günzburg wurde das Volksfestg­elände mit bis zu 5000 Besuchern vorsorglic­h geräumt. In Weßling (Landkreis Starnberg) wurden ein 28 Jahre alter Mann und sein Kind auf einem Spielplatz von einem umstürzend­en Baum verletzt.

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Foto: Christian Hartmann, dpa Das heftige Unwetter hat auf dem Gelände des Chiemsee Summer Festivals beschädigt­e Zelte und jede Menge Müll hinterlass­en. Wegen der zahlreiche­n Schäden haben die Veranstalt­er am Samstag den letzten Tag des Events abgesagt.
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Foto: Ralf Lienert In Kempten ging ein ordentlich­er Hagel schauer nieder.

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