Noch heute malt sie fast täglich im Garten
Die Künstlerin Sigrid Antonie Dietz feierte ihren 85. Geburtstag und bekam zwei ganz besondere Geschenke
Mindelheim Sie hält sich mit Schwimmen fit und malt fast täglich noch in ihrem Garten in Mindelheim: Sigrid Antonie Dietz hat sich ihre Leidenschaft für Pinsel, Stifte, Papier, Holz oder Leinwand bewahrt. Anfang August feierte sie ihren 85. Geburtstag und wurde zu diesem Anlass zum Ehrenmitglied des Mindelheimer Kunstvereins ernannt, dessen Gründungsmitglied sie auch ist. „Die lieben Glückwünsche und schönen Stunden rund um meinen Geburtstag haben mir sehr gutgetan und viel Freude bereitet“, erzählt die Künstlerin. Geboren wurde sie in Laupheim und beim Besuch des Internats unternahm sie erste Ausflüge in die Welt der Malerei. Obwohl sie nie eine Kunstakademie besuchte, schuf sie trotzdem über 3000 Werke. Viele ihrer großen und kleinen Gemälde bewahrt sie in ihrem Haus auf und ebenso Werke befreundeter Maler, wie die von Erwin Holzbaur oder dem Ungar Endre Bartos.
„Ich habe mich eben auch immer um viele Künstler gekümmert, die hier zu Besuch waren“, erklärt sie die Freundschaft mit den unterschiedlichsten Männern und Frauen aus der ganzen Welt. Was ihr zum Beispiel zwei Ausstellungen in Taiwan im Jahr 2009 und 2012 einbrachte. Ebenfalls einem Zufall verdankte sie ihre erste große Reise im Jahr 1975. Eine amerikanische Kommission suchte nach Künstlern in Deutschland, die typische USA-Themen malten. Auch wenn die beiden Amerikaner zuerst dachten, es müsse sich bestimmt um einen Sigfrid handeln, der die Bilder gemalt habe. „Einer Frau hat man das damals nicht zugetraut“, berichtet sie entrüstet. Nichtsdestotrotz wurde sie samt ihren vielen Bildern über Astronauten zur 200-Jahr-Feier der Unabhängigkeit nach Los Angeles und Palm Springs eingeladen. In beiden Städten waren ihre Werke daraufhin längere Zeit zu sehen. Ein Traum für die Mutter von drei Kindern, für die eine solche Reise zu diesem Zeitpunkt unmöglich schien.
Später jedoch reiste sie oft gemeinsam mit ihrer Tochter: Zum Beispiel nach Indien, Ostafrika oder Ägypten. „Vor Ort habe ich meistens nur skizziert, die richtigen Bilder mit Tempera oder Öl habe ich dann nach meinen Skizzen zu Hause angefertigt“, führt die 85-Jährige aus. Dabei war sie schon immer von der Natur, den andersartigen Pflanzen und Tieren, denen sie auf diesen Reisen begegnete, fasziniert. Giraffen, Elefanten, Chamäleons, viele davon finden sich auf Leinwand gebannt in ihrem Haus. Trotzdem betont sie: „Das Interessanteste, das man auf Reisen kennenlernen konnte, waren natürlich die Menschen.“Und von denen fertigte sie ebenfalls immer wieder Zeichnungen und Portraits an. Vor allem faszinierten sie die Frauen dort: Nothembile oder Diana zum Beispiel, deren Gesichter sie bei einer Reise nach Kenya im Jahr 1983 als Aquarelle auf Papier bannte. Oder aber die wunderschönen und leuchtenden Saris der Inderinnen, die sie mit Acrylfarben im Jahr 1989 festhielt.
Neben den Reisen hat Sigrid Antonie Dietz auch viele Motive rund um Mindelheim und Bad Wörishofen festgehalten, zum Beispiel auch, wenn sie als Lehrerin an der Volkshochschule über viele Jahre hinweg Kurse gab. Doch nicht nur die Kunst ist ihre Leidenschaft, auch als Lyrikerin hat sie sich einen Namen gemacht. Ihre Gedichte und andere Arbeiten durfte sie vor ein paar Tagen sogar in das Literaturarchiv Ostwürttemberg in Heubach-Lautern bringen, eine Ehre für sie. Aber Malerei und Sprache gehört für sie eigentlich zusammen. Sie verrät: „Auch wenn ich früher mit den Kindern gemalt habe, haben wir für jedes Bild zusätzlich ein Gedicht geschrieben, damit es ganz fertig war.“Ebenso ist die Malerei für sie eine Quelle für ihre Gedichte. Eines davon heißt zum Beispiel „Nachricht an die Farben“. Und die benutzt sie auch in Zukunft noch oft, vor allem wenn sie eines ihrer Lieblingsmotive malt: die Stangenmalven, die gerade jetzt mit ihren großen Blüten und in allen Farben den Zaun ihres Gartens zieren.
Sie war oft mit ihrer Tochter unterwegs