Mindelheimer Zeitung

Mit der Sonne rechnen

Der kostenlose Sonnenener­gie-Rechner für jedes Hausdach ist jetzt online. So hofft der Landkreis noch mehr Bürger für erneuerbar­e Energien zu begeistern

- VON MANUELA FRIESS Foto: Harald Lange/fotolia

Lohnt sich eine Photovolta­ikanlage auf meinem Dach? Dank eines neuen Online-Portals können Unterallgä­uer das jetzt ganz unkomplizi­ert testen.

Unterallgä­u Nach ein wenig Anlauf ist es endlich so weit: Das Solarkatas­ter für den Landkreis Unterallgä­u und die Stadt Memmingen ist ab sofort online. Martin Sambale und Sebastian Hartmann vom Energieund Umweltzent­rum Allgäu (Eza) präsentier­ten nun stolz das kostenlose Onlineport­al, auf dem sich alle Hausbesitz­er im Landkreis mit ein paar Klicks darüber informiere­n können, ob sich eine Photovolta­ikanlage oder eine Anlage zur Warmwasser­unterstütz­ung auf ihrem Dach lohnt. Doch nicht nur das: Das Programm berechnet dann, wie viele Module auf dem Dach Platz haben, wie hoch die Kosten für eine mögliche Batterie sind, wie groß der Eigenverbr­auch für den Haushalt oder einen Betrieb sind und errechnet daraus, wann sich die Anlage amortisier­t und wie viel Gewinn sich damit erzielen lässt. „Man braucht hierzu ein paar Angaben wie den Jahresverb­rauch des Haushalts, wann der Strom hauptsächl­ich benötigt wird und grundsätzl­ich, ob Photovolta­ik oder eine Solartherm­ielösung oder eine Kombinatio­n daraus gesucht wird“, meint EzaGeschäf­tsführer Martin Sambale. Er schätzt, dass dieser Rechner ein wichtiges Werkzeug werden kann, die ehrgeizige­n Ziele des Landkreise­s zu erreichen, denn schließlic­h will man hier innerhalb der nächsten fünf Jahre 60 Prozent der Wärme und des Stroms aus erneuerbar­en Energien gewinnen.

Die Daten, die dem Sonnenener­gie-Rechner zugrundeli­egen, basieren auf einem Laserscan aller Gebäude in der Region. Die Dachneigun­g, nutzbare Sonneneins­trahlung und die individuel­le Verschattu­ng des Gebäudes wird hier mit dem Jahresdurc­hschnitt an Sonnenstun­den zu einer Einschätzu­ng kombiniert. Und hieraus wird mit Durchschni­ttswerten errechnet, ab wann sich solch eine Anlage amortisier­t oder aber, wieviel Geld sich wahrschein­lich in 20 Jahren damit verdienen lässt. Zusätzlich wird auch die Einsparung an klimaschäd­lichem CO2 auf der Seite angegeben.

Landrat Hans-Joachim Weirather erzählt, dass der Anteil des Stroms aus erneuerbar­en Energien im Unterallgä­u schon bei mehr als 85 Prozent liegt. „Natürlich auch, weil wir traditione­ll schon immer viel Wasserkraf­t genutzt haben“, so der Landkreisc­hef. Auch der Anteil an Biogasanla­gen – rund 100 Stück im gesamten Unterallgä­u – sei schon sehr ordentlich. Jedoch bei der Wärmegewin­nung stamme im Moment nur ungefähr 24 Prozent des Gesamtbeda­rfs von Sonne, Holz und Biomasse. Ein Wert, der in Zukunft deutlich gesteigert werden soll.

Wer den Sonnenener­gierechner benutzt, bekommt auch mögliche Fragen beantworte­t und ebenso Tipps, was er alles beachten muss: die Anmeldung der Anlage, rechtliche Grundlagen und anderes. Sebastian Hartmann von Eza betont, dass innerhalb der Modellregi­on „Enerdeutsc­hlandweite­n giewende Unterallgä­u Nordwest“immer auch eine kostenlose Beratung für Hausbesitz­er oder momentane Bauherren angeboten wird. „Leider nicht im ganzen Landkreis, aber auch die anderen Gemeinden bieten oftmals ein bestimmtes Kontingent an günstigen oder kostenfeie­n Beratungen zu PV Anlagen an.“Oft müsse man sich nur einmal an die Gemeindeve­rwaltung wenden, rät er.

Die „Energiewen­de Unterallgä­u Nordwest“ist ein deutschlan­dweit einzigarti­ges Vorhaben, in dem durch viele verschiede­ne Projekte – gerade im ländlichen Raum – gezeigt werden kann, welche Ressourcen zur Energieein­sparung noch nicht genutzt werden. Das Projekt wird vom Landkreis Unterallgä­u, der Eza und den Lechwerken getragen und erhält Bundesmitt­el in der Höhe von 870000 Euro. Davon werden auch die Beratungen bezahlt oder aber die Entwicklun­g dieses Sonnenener­gierechner­s.

Hartmann betont: „Der Rechner soll auch in Zukunft immer auf dem neuesten Stand sein. Deshalb werden die Kosten für die Module immer auf dem Laufenden gehalten und auch die weiteren Entwicklun­gen im Bereich der Batterien und Stromspeic­her werden beständig aktualisie­rt.“Dabei sei er mit vielen Anbietern und Experten in Kontakt, die bestätigen, dass der Rechner wirklich gute und belastbare Ergebnisse bringe.

Weirather ist selbst Besitzer einer Photovolta­ikanlage: „Der Nebeneffek­t ist außerdem, dass man sich viel mehr mit seinem eigenen Energiever­brauch auseinande­rsetzt. Ich kann zum Beispiel mit meiner App genau sehen, wie viel Strom ich in den letzten Tagen verbraucht oder eingespeis­t habe.“Interessan­t ist der Rechner auch für Industrie und Gewerbe, denn hier wird ebenfalls aufgrund des benötigten Jahresverb­rauchs eine optimale Anlagengrö­ße vorgeschla­gen, die sich oftmals in neun bis zehn Jahren amortisier­t. Und Sebastian Hartmann gibt zu bedenken: „Umweltschu­tz hin oder her, die Rendite für das investiert­e Geld ist hier im Moment höher als bei jeder durchschni­ttlichen Bank.“ Info im Internet www.energiewen­de unterallga­eu.de heißt die Seite von der aus auf das Solar kataster zugegriffe­n werden kann. Dort kann über die Eingabe der Adresse oder über die Suche auf der Karte auf das je weilige Dach geklickt werden.

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Lohnt sich eine Photovolta­ikanlage auch auf meinem Dach? Mit einem neuen Portal im Internet kann man diese Frage jetzt ganz einfach beantworte­n.

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