Auf Verbrecherjagd im Internet
Neu geschaffenes Kommissariat in Memmingen hat die Arbeit aufgenommen
Memmingen Ihr Arbeitsgerät ist der Computer, ihr Revier das Internet. Ihre Gegner sind Betrüger, Schadsoftware und Identitätsdiebe. Seit vergangenen Monat sind die beiden Männer des neu geschaffenen Kommissariats K11 „Cybercrime“in Memmingen auf Verbrecherjagd in der virtuellen Welt. Gerhard Aberle und Kurt Funk sind zuständig für die Bereiche Memmingen, Mindelheim, Bad Wörishofen, Krumbach, den südlichen Landkreis Günzburg und den Landkreis Unterallgäu.
Bis zum Frühjahr soll das K11 auf vier Personen aufgestockt werden. Ein Neuzugang kommt bereits im September. Danach verstärkt noch ein IT-Kriminalist das Team. Dieser hat neben einem abgeschlossenen IT-Studium eine Ausbildung zum Polizeibeamten absolviert.
Kriminalität im virtuellen Raum umfasst ein breites Spektrum. Es reicht vom Trojaner auf dem Rechner über die missbräuchlich verwendete Kreditkarte bis hin zu Beleidigung, Belästigung oder Erpressung über soziale Medien. Es kann auch Straftaten wie Waffen- oder Drogenhandel oder Kinderpornografie umfassen. Opfer von virtueller Kriminalität können sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen werden. Aufgrund der zunehmenden Anzahl an Vergehen im Internet reagiert die bayerische Polizei, indem sie flächendeckend Kommissariate zur Bekämpfung von Computer-Kriminalität einrichtet.
K11-Leiter Aberle berichtet, dass die Möglichkeiten, im Internet kriminell zu handeln, vielseitig seien. Hinzu komme, dass sich die Technologie stets weiterentwickele – „ebenso wie die Strategien der Betrüger“. Um reagieren zu können, sind laut Aberle gezielte Schulungen, ständige Weiterbildung – poli- Sicherheitstipps
Die Polizei rät Bürgern zu einem selbst verantwortlichen Umgang mit sensi blen Daten im Internet. Folgende Punk te sollten beachtet werden:
● Computer Aktuelle Betriebssysteme sowie aktive Firewalls und Antiviren software erschweren ungewollte Angrif fe auf den eigenen Computer. Der Rechner sollte regelmäßig auf Schad software überprüft werden. Auch Router sollten aktuelle Verschlüsse lungsstandards verwenden.
● Passwörter Auf keinen Fall sollte man ein Passwort für mehrere Zu gänge verwenden. Passwörter sollten nicht zu simpel sein und unbedingt in regelmäßigen Abständen geändert wer den. Die Polizei empfiehlt die Ver wendung von sogenannten Passwort Managern.
● E Mail Verkehr Kennt man den Ab sender einer E Mail nicht, sollte man misstrauisch mit möglichen Dateian hängen umgehen. Verdächtige E Mails sollte man laut Polizei ungele sen löschen.
● Internetadressen Zweifelhafte In ternetadressen sollte man kritisch hinterfragen.
● Private Daten Soweit möglich, soll te man es vermeiden, sensible Daten im Internet anzugeben.
● Bankgeschäfte Kreditkarten und Kontoauszüge sollten immer wieder auf Unregelmäßigkeiten überprüft wer den. (bis) zeiintern sowie bei externen Experten – unverzichtbar. Zudem müsse man flexibel sein. „Und natürlich auch ein gewisses Verständnis und Gespür für Technik mitbringen“, ergänzt Funk.
Auf dem Schreibtisch stehen drei aneinandergereihte Bildschirme. Jeder Monitor hat einen eigenen Rechner. Einer für polizeiinterne Kommunikation, der zweite für Internet-Recherche und der dritte ist nicht mit dem Internet verbunden. Neben dem Telefon liegt ein Tablet und im Regal ein Laptop. Ihre Arbeit besteht aus „viel Büroarbeit und viel Schreibtisch“sagt Funk, außer wenn man vor Ort Daten sichern müsse. Fällt man Betrügern zum Opfer, raten die Beamten zur Anzeige. Gerade bei Cybercrime gebe es eine hohe Dunkelziffer, da Betroffene oft aus Scham schweigen würden. „Aber wenn die Polizei über Betrugsmaschen und Vorfälle nichts weiß, kann sie nichts dagegen unternehmen“, sagt Funk und betont, dass man mit einer Anzeige „zumindest verhindern kann, dass anderen das Gleiche passiert“.
Digitale Vernetzung bedeutet, „dass Täter von jedem Ort der Welt aus auf ihre virtuellen Beutezüge gehen können“, sagt die Leiterin der Memminger Kripo, Daniela Husseneder. Das erschwere die Arbeit, denn im Ausland würden oft andere Gesetze gelten. Daher sei es dringend erforderlich, dass man mit anderen Stellen zusammenarbeite.
„Das fängt bereits auf lokaler Ebene an“, so Aberle. „Nur im Austausch merkt man, wenn bestimmte Fälle zusammenpassen.“So könnten zum Beispiel viele kleine Spuren wie bei einem Puzzle eine neue Betrugsmasche aufzeigen und Täter überführen. Aberle ist überzeugt: „Jeder Täter macht irgendwann einmal einen Fehler. Und genau dann müssen wir da sein.“