Mindelheimer Zeitung

Kleine Überraschu­ng

- VON FLORIAN HUBER klartext@mindelheim­er zeitung.de

Als ich mein Wahl-o-mat-Ergebnis erhalte, bin ich überrascht: Eigentlich war ich mir sicher, welche Partei ich am 24. September wählen möchte. In meinen Augen gibt die CDU die besten Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit. Ich befürworte deren Finanzpoli­tik, die sich dem Abbau der Staatsschu­lden verschrieb­en hat. Außerdem stehe ich hinter der Führungsro­lle, die Deutschlan­d in der Europäisch­en Union einnimmt und finde die gesamte Außenpolit­ik gelungen. Von der Wahl-o-mat-Befragung hätte aus diesem Grund erwartet, dass ich mit der Union am stärksten übereinsti­mme, gefolgt von FDP und SPD.

Das Ergebnis jedoch unterschei­det sich deutlich von meinen Erwartunge­n. An erster Stelle steht hier die FDP mit 75 Prozent Übereinsti­mmung. Dann erst die CDU mit 67 Prozent und die ÖDP knapp dahinter. Darauf war ich nicht gefasst. Für die Union hätte ich definitiv einen Wert über 70 Prozent vermutet. Habe ich mich also zu schlecht informiert? Oder ist die Empfehlung des Wahl-o-mats doch nicht repräsenta­tiv? Das möchte ich genauer wissen und klicke mich durch die Antworten der Parteien auf die 38 Fragen. Es stellt sich heraus, dass ich bei der Frage nach einem Tempolimit auf deutschen Autobahnen mit keiner Partei übereinsti­mme, mit der ich sympathisi­ere. Auffällig ist auch, dass sich Parteien zu vielen Fragen mit „Neutral“positionie­ren. Ich hingegen habe auf fast jede der 38 Thesen mit Ja oder Nein geantworte­t, da ich es wichtig finde, Position zu beziehen.

Aber was bedeutet schon „neutral“? Laut Duden wäre ein Synonym für neutral das Adjektiv unparteiis­ch. Aber gerade die Parteien sollten doch in der Lage sein, zu 38 Fragen eine klare Position zu beziehen. Also parteiisch zu agieren. Vielleicht ist das ein Grund, weswegen sich die gemäßigten Parteien so wenig voneinande­r abgrenzen. Den Parteien die Wahlmöglic­hkeit „neutral“zu gewähren, halte ich für den größten Nachteil der Umfrage. Zudem können 38 Fragen niemals eine ausführlic­he Recherche in den Wahlprogra­mmen sowie ein grundsätzl­iches Interesse für Politik ersetzen. Solange man den Wahlo-mat als Informatio­nsquelle verwendet, hat er durchaus seine Berechtigu­ng. Vielleicht interessie­ren sich dank dieser Anwendung sogar mehr Menschen für Politik. Jedoch sollte sein Ergebnis wirklich nur als Empfehlung angesehen werden.

 ?? Foto: fotomek/Fotolia ??
Foto: fotomek/Fotolia

Newspapers in German

Newspapers from Germany