Mindelheimer Zeitung

Außergewöh­nlich viele Unfälle mit mehreren Toten

Allein bei drei Unfällen im Allgäu sterben in diesem Jahr 13 Menschen. Polizei setzt auf Kontrollen und Prävention

- VON KATHARINA MÜLLER

Allgäu Ungewöhnli­ch oft hat es in diesem Jahr in der Region Unfälle mit mehreren Toten gegeben. Nach dem jüngsten Unfall bei Immenstadt ist die Zahl der Verkehrsto­ten im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West auf 51 angestiege­n. Im Vergleichs­zeitraum 2016 waren es 43. Dieser Anstieg sei damit zu erklären, dass allein bei drei Unfällen im Unter-, Ost- und Oberallgäu 13 Menschen ums Leben kamen, sagt Polizeispr­echer Jürgen Krautwald auf Nachfrage. „Das ist außergewöh­nlich“. Zu den Hauptursac­hen für tödliche Unfälle gehören das Abkommen von der Fahrbahn, zu hohe oder nicht angepasste Geschwindi­gkeit sowie Fehler beim Abbiegen und in Vorfahrtss­ituationen.

Das Jahr 2017 begann bereits mit einem Unfall auf der A7. Als in der Silvestern­acht bei Bad Grönenbach (Unterallgä­u) plötzlich dichter Nebel aufzog, prallten mehrere Fahrzeuge ineinander. Dabei starben sechs junge Menschen, zehn weitere Verkehrste­ilnehmer wurden verletzt. Im Juli verlor eine 23-jährige Fahrerin wohl aufgrund von nicht angepasste­r Geschwindi­gkeit bei Frankenhof­en (Ostallgäu) die Kontrolle über ihr voll besetztes Auto und prallte gegen einen Baum. Drei Insassen im Alter von 20 bis 27 Jahren überlebten den Unfall nicht. Drei weitere wurden schwer verletzt – einer von ihnen saß im Kofferraum des ungarische­n Fahrzeugs.

Wie es zu dem Unfall bei Immenstadt in der vergangene­n Woche kam, ist noch nicht ganz klar. Wie berichtet, war einem 24-jährigen Motorradfa­hrer das Vorderrad weggerutsc­ht, er verlor die Kontrolle über das Fahrzeug und schleudert­e gegen eine Frau und ihre beiden Kinder.

Die Polizei schließt inzwischen nahezu aus, dass der Motorradfa­hrer auf dem Hinterrad gefahren war und deshalb den Unfall verursacht­e. Tödliche Unfälle, an denen Motorradfa­hrer beteiligt waren, gab es in diesem Jahr im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West zwölf, teilt Krautwald mit. In zehn Fällen starb der Motorradfa­hrer.

Was die Schuldfrag­e angeht, hat in sieben Fällen der Motorradfa­hrer den Unfall verursacht und in fünf Fällen war ein anderer Verkehrste­ilnehmer schuld. „Es hält sich also ungefähr die Waage“, sagt der Polizist.

Es sei keinesfall­s so, dass Motorradfa­hrer etwa durch zu schnelles Fahren oder riskante Manöver meistens die Unfallveru­rsacher seien. Gerade zu Saisonbegi­nn müssten sich die „Verkehrste­ilnehmer wieder aneinander gewöhnen“, sagt Krautwald. Autofahrer rechnen oft nicht mit den Zweiradfah­rern, übersehen sie oder unterschät­zen ihre Geschwindi­gkeit.

Generell sagt Krautwald: „Jeder tödliche Unfall ist ein tragischer Einzelfall.“Um die Zahl so klein wie möglich zu halten, versucht die Polizei deshalb gegenzuste­uern. So hat sich das Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West für 2017 das Jahresziel gesetzt, gegen das Abgelenkt-Sein im Straßenver­kehr vorzugehen. Denn dadurch kämen Fahrer häufig von der Straße ab.

Dies in den Griff zu bekommen, sei allerdings gar nicht so einfach. Das Einzige, was die Polizei in diesem Zusammenha­ng kontrollie­ren und sanktionie­ren kann, ist das Telefonier­en am Steuer, sagt Krautwald. Wenn jemand aber am Navigation­sgerät ein Ziel eingibt, eine CD einlegt, etwas aus dem Fußraum aufhebt oder sich nach seinem Kind auf dem Rücksitz umdreht, könne man das nicht beanstande­n. Deshalb setze die Polizei auf präventive Arbeit.

Bei Kontrollen im Hinsicht auf Geschwindi­gkeit, Drogen und Alkohol sowie Gurtpflich­t stehen vor allem Landstraße­n im Fokus, sagt Krautwald. Von 38 tödlichen Unfällen in diesem Jahr sind 30 auf Landstraße­n passiert.

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Archivfoto: Christian Kiessling Im Juli verlor eine 23 jährige Fahrerin wohl aufgrund von nicht angepasste­r Ge schwindigk­eit bei Frankenhof­en die Kontrolle über ihr voll besetztes Auto und prallte gegen einen Baum. Drei Insassen im Alter von 20 bis 27 Jahren überlebten den Unfall...

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