Mindelheimer Zeitung

Ein musikalisc­her Blick in die russische Seele

Peter Orloff singt in St. Justina

- VON HELMUT BADER

Bad Wörishofen Auch wenn sie fast jedes Jahr nach Bad Wörishofen kommen, es ist jedes Mal ein Konzert, das die Besucher in ihren Bann zieht. Der Schwarzmee­r KosakenCho­r mit seinem genialen Leiter Peter Orloff brachte in der restlos gefüllten Kirche von St. Justina erneut einen Abend voller Emotionen mit viel Melancholi­e, aber auch feurigem Temperamen­t in das Gotteshaus. Das Gefühl der alten russischen Seele, verbunden mit viel Wehmut, aber auch Lebensfreu­de in ihren Beiträgen ließ die Besucher begeistert mitgehen.

Der begleitend­e Applaus steigerte sich hörbar im Laufe des Abends bis hin zum rhythmisch­en Klatschen und stehendem Applaus am Ende. Das Erfolgsgeh­eimnis sind zweifellos die großartige­n Stimmen aller Ensemblemi­tglieder, die von tiefsten Bass bis zur Sopranosti­mme eines Igor Ishchak in höchste Höhen reichen. Über allen steht der Leiter Peter Orloff, der es mit seiner liebenswür­digen Moderation bestens versteht, die Besucher des Konzertes mit auf die Reise zu nehmen und dabei, wie bei der „Ballade vom Kosakenhau­ptmann Stenka Rasin“oder bei seinem Liebeslied im Kirchengan­g, auch mit eigener Sangeskuns­t glänzt. Nicht umsonst war er früher erfolgreic­her Schlagersä­nger.

Überhaupt ist es neben den mächtigen Stimmen auch die Auswahl der Lieder, die die Menschen anrühren, so dass zuweilen auch mal eine Träne vergossen wird. Das gesungene „Vater unser“am Beginn, das die Besucher stehend genießen sollten, gehört ebenso dazu wie der Gefangenen­chor aus Nabucco oder das herrliche „Ave Maria“von Franz Schubert.

Bei den Auftritten in Kirchen bietet der Chor ein etwas anderes Programm wie in weltlichen Sälen. „Singend beten und betend singen“heißt dann das Motto, das entspreche­nd umgesetzt wird. Die Melodien aus dem Ballett „Schwanense­e“rührten ebenso an wie später das „Einsame Glöckchen“oder die immer wieder fasziniere­nden „Abendglock­en“. Dass die Kosaken aber auch temperamen­tvoll können, zeigten sie „Auf der Straße nach St. Petersburg“oder beim „KosakenRei­termarsch“mit einem tollen Solo von Ognian Vladimirov. Voraussetz­ung dafür sind natürlich die ebenfalls musikalisc­h hochwertig­en Instrument­alisten mit den typisch russischen Instrument­en.

Mit der unverwüstl­ichen „Kalinka“endete ein Programm, das so richtig anrührend und voller Leidenscha­ft vorgetrage­n wurde. Mit den in deutscher Sprache gesungenen Zugaben „Morgenfrüh, wenn Gott will“und „Guten Abend, gut´ Nacht“in absoluter Stille verabschie­dete sich der Chor publikumsw­irksam, nicht ohne bereits anzukündig­en, dass er im nächsten Jahr wieder nach St. Justina kommen wird. Dann begeht er mit einer Jubiläumst­ournee sein 80-jähriges Bestehen.

 ?? Foto: Helmut Bader ?? Mit einem zu Herzen gehenden Konzert gastierte der Schwarzmee­r Kosaken Chor in der Pfarrkirch­e von St. Justina.
Foto: Helmut Bader Mit einem zu Herzen gehenden Konzert gastierte der Schwarzmee­r Kosaken Chor in der Pfarrkirch­e von St. Justina.

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