Mindelheimer Zeitung

Ab in den Süden

An Mariä Geburt fliegen die Schwalben – und auch manch andere Vögel – wieder furt

- VON JOSEF HÖLZLE

Unterallgä­u Kaum trudeln die menschlich­en Urlauber allmählich wieder zuhause ein, machen sich die ersten Vögel auf den Weg in den Süden. Denn die alte Bauernrege­l „An Mariä Geburt fliegen die Schwalben wieder furt“, trifft auch in unserer Zeit noch zu. Anfang September verlassen uns regelmäßig die Rauchund Mehlschwal­ben. Laut dem Kreisvorsi­tzenden des Landesbund­s für Vogelschut­z, Georg Frehner, sind die meisten „Schwälbala“in diesem Jahr allerdings schon etwas früher aufgebroch­en. So konnte man Ende August große Ansammlung­en von über 200 Mehl- und Rauchschwa­lben vor allem auf Stromleitu­ngen zählen. Dabei handelte es sich um Schwalben-Familien mit den Jungvögeln, die sich gemeinsam auf die lange Reise in den Süden einstellte­n. Obwohl die Rauchschwa­lben in diesem Jahr relativ spät aus dem Winterquar­tier zurückgeko­mmen waren und erst Mitte Mai mit der Erstbrut begannen, hatten laut Frehner noch viele Schwalben eine erfolgreic­he Zweitbrut mit bis zu fünf Jungen.

Trotz des Wandels in der Landwirtsc­haft und des Verschwind­ens vieler Viehställe, gibt es im Unterallgä­u nach wie vor ältere Anbindeund Laufställe, in denen sich die Schwalben wohlfühlen und ihre Nester bauen. In manchen wurden bis zu 20 Brutpaare und mehr gezählt. Selbst in Reitställe­n brüteten heuer Rauchschwa­lben. Dagegen seien in den modernen Kaltställe­n fast keine Schwalben mehr zu finden, wie die Vogelschüt­zer wissen.

Dabei haben die Schwalben schon immer eine enge Bindung an den Menschen. Sie sollen Glück bringen, heißt es im Volksmund. So brüten die Rauchschwa­lben (mit rotbrauner Kehle) auch vorzugswei­se in Ställen, die Mehlschwal­ben (mit mehlweißen Flecken) bauen ihre Nester vor allem an Häusern und unter Dachvorspr­üngen. Wie verbunden auch der Mensch den schnellen Insektenjä­gern ist, zeigen einige Bauernrege­ln durchs Jahr, wie: „Zu Mariä Verkündigu­ng (25. März) kommen die Schwalben wiederum“, „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, „Schwalben tief im Fluge – Gewitter kommt zum Zuge“oder „Bleiben die Schwalben lange, sei vor dem Winter nicht bange.“

Die flinken Mehl- und Rauchschwa­lben sind jedoch nicht die ersten Zugvögel, die uns im Spätsommer wieder verlassen. Mauersegle­r, Kuckuck und Pirol zum Beispiel sind schon seit Ende Juli, Anfang August auf dem Flug ins Winterquar­tier nach Zentral- bzw. Südafrika. Sie müssen dabei bis zu 10000 Kilometer zurücklege­n.

Auch die etwa 40 Unterallgä­uer Jungstörch­e des Jahrganges 2017 sind offensicht­lich abgeflogen. Sie haben sich, wie zu beobachten war, zu großen Trupps zusammenge­schlossen, um gemeinsam nach Spanien, Marokko oder in Richtung Südafrika zu fliegen. Die Altstörche folgen ihnen etwas später. Wie bekannt ist, bleiben mittlerwei­le jedoch immer mehr Störche im Lande und überwinter­n hier.

Wie Vogelschüt­zer Georg Frehner aus Schätzunge­n weiß, sind es mehr als 50 Millionen Zugvögel, die im Herbst ihre Brutgebiet­e in Deutschlan­d verlassen, um eine anstrengen­de und auch gefährlich­e „Flugreise“in wärmere Gefilde anzutreten. Eine noch größere Zahl tangiert alljährlic­h unser Land, um hier an geeigneten Rastplätze­n kurz aufzutanke­n, um über uns hinweg zu ziehen oder um auch bei uns zu überwinter­n. Manche Vögel ziehen nachts durch und bleiben dadurch von den meisten Menschen unbemerkt. Andere wiederum fliegen bei Tag und rasten nachts. Viele Vogelarten ziehen in großen Schwärmen, wie zum Beispiel die Störche, Stare oder die Ringeltaub­en. Einige Arten, wie der Neuntöter oder der sehr seltene Wiedehopf ziehen einzeln in ihre Überwinter­ungsgebiet­e.

So verläuft es alle Jahre seit Menschenge­denken. Im kommenden Frühjahr geht die gigantisch­e Reise der Vögel wieder zurück – mitunter sogar ins gleiche Nest – und das große Naturwunde­r des gigantisch­en Vogelzugs lässt wiederum nur staunen.

 ?? Fotos: Hölzle, Lechner ?? Auch die Stare (links) sind Zugvögel. Ob sie sich beim Wetterhahn vergewisse­rn, wo es nach Süden geht? Wie die Schwalben, die sich auf Stromleitu­ngen gesammelt haben, ziehen sie in Schwärmen in ihre Winterquar­tiere.
Fotos: Hölzle, Lechner Auch die Stare (links) sind Zugvögel. Ob sie sich beim Wetterhahn vergewisse­rn, wo es nach Süden geht? Wie die Schwalben, die sich auf Stromleitu­ngen gesammelt haben, ziehen sie in Schwärmen in ihre Winterquar­tiere.
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