Ab in den Süden
An Mariä Geburt fliegen die Schwalben – und auch manch andere Vögel – wieder furt
Unterallgäu Kaum trudeln die menschlichen Urlauber allmählich wieder zuhause ein, machen sich die ersten Vögel auf den Weg in den Süden. Denn die alte Bauernregel „An Mariä Geburt fliegen die Schwalben wieder furt“, trifft auch in unserer Zeit noch zu. Anfang September verlassen uns regelmäßig die Rauchund Mehlschwalben. Laut dem Kreisvorsitzenden des Landesbunds für Vogelschutz, Georg Frehner, sind die meisten „Schwälbala“in diesem Jahr allerdings schon etwas früher aufgebrochen. So konnte man Ende August große Ansammlungen von über 200 Mehl- und Rauchschwalben vor allem auf Stromleitungen zählen. Dabei handelte es sich um Schwalben-Familien mit den Jungvögeln, die sich gemeinsam auf die lange Reise in den Süden einstellten. Obwohl die Rauchschwalben in diesem Jahr relativ spät aus dem Winterquartier zurückgekommen waren und erst Mitte Mai mit der Erstbrut begannen, hatten laut Frehner noch viele Schwalben eine erfolgreiche Zweitbrut mit bis zu fünf Jungen.
Trotz des Wandels in der Landwirtschaft und des Verschwindens vieler Viehställe, gibt es im Unterallgäu nach wie vor ältere Anbindeund Laufställe, in denen sich die Schwalben wohlfühlen und ihre Nester bauen. In manchen wurden bis zu 20 Brutpaare und mehr gezählt. Selbst in Reitställen brüteten heuer Rauchschwalben. Dagegen seien in den modernen Kaltställen fast keine Schwalben mehr zu finden, wie die Vogelschützer wissen.
Dabei haben die Schwalben schon immer eine enge Bindung an den Menschen. Sie sollen Glück bringen, heißt es im Volksmund. So brüten die Rauchschwalben (mit rotbrauner Kehle) auch vorzugsweise in Ställen, die Mehlschwalben (mit mehlweißen Flecken) bauen ihre Nester vor allem an Häusern und unter Dachvorsprüngen. Wie verbunden auch der Mensch den schnellen Insektenjägern ist, zeigen einige Bauernregeln durchs Jahr, wie: „Zu Mariä Verkündigung (25. März) kommen die Schwalben wiederum“, „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, „Schwalben tief im Fluge – Gewitter kommt zum Zuge“oder „Bleiben die Schwalben lange, sei vor dem Winter nicht bange.“
Die flinken Mehl- und Rauchschwalben sind jedoch nicht die ersten Zugvögel, die uns im Spätsommer wieder verlassen. Mauersegler, Kuckuck und Pirol zum Beispiel sind schon seit Ende Juli, Anfang August auf dem Flug ins Winterquartier nach Zentral- bzw. Südafrika. Sie müssen dabei bis zu 10000 Kilometer zurücklegen.
Auch die etwa 40 Unterallgäuer Jungstörche des Jahrganges 2017 sind offensichtlich abgeflogen. Sie haben sich, wie zu beobachten war, zu großen Trupps zusammengeschlossen, um gemeinsam nach Spanien, Marokko oder in Richtung Südafrika zu fliegen. Die Altstörche folgen ihnen etwas später. Wie bekannt ist, bleiben mittlerweile jedoch immer mehr Störche im Lande und überwintern hier.
Wie Vogelschützer Georg Frehner aus Schätzungen weiß, sind es mehr als 50 Millionen Zugvögel, die im Herbst ihre Brutgebiete in Deutschland verlassen, um eine anstrengende und auch gefährliche „Flugreise“in wärmere Gefilde anzutreten. Eine noch größere Zahl tangiert alljährlich unser Land, um hier an geeigneten Rastplätzen kurz aufzutanken, um über uns hinweg zu ziehen oder um auch bei uns zu überwintern. Manche Vögel ziehen nachts durch und bleiben dadurch von den meisten Menschen unbemerkt. Andere wiederum fliegen bei Tag und rasten nachts. Viele Vogelarten ziehen in großen Schwärmen, wie zum Beispiel die Störche, Stare oder die Ringeltauben. Einige Arten, wie der Neuntöter oder der sehr seltene Wiedehopf ziehen einzeln in ihre Überwinterungsgebiete.
So verläuft es alle Jahre seit Menschengedenken. Im kommenden Frühjahr geht die gigantische Reise der Vögel wieder zurück – mitunter sogar ins gleiche Nest – und das große Naturwunder des gigantischen Vogelzugs lässt wiederum nur staunen.