Mindelheimer Zeitung

Erste Hürde für einen Bürgerents­cheid genommen

Knapp 2400 Mindelheim­er fordern Erhalt der Wiese am Lautenwirt­sgässchen

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Die Pläne von Bürgermeis­ter und Stadtrat, die Wiese am Lautenwirt­sgässchen bebauen zu lassen, erfahren Gegenwind. Erst vor ein paar Wochen hat sich eine Bürgerinit­iative gegründet, die die Fläche für die Allgemeinh­eit erhalten wissen möchte. Jetzt konnte sie einen ersten Teilerfolg vermelden.

Innerhalb von nur drei Wochen haben Susanne Streitel, Annerose Mehnert und Simone Wagner die Unterschri­ften von 2385 wahlberech­tigten Mindelheim­ern gesammelt. Damit ist der erste Schritt für einen möglichen Bürgerents­cheid getan. Das vom Gesetzgebe­r geforderte notwendige Quorum von neun Prozent der Wahlberech­tigten, also 1030 Stimmen, ist um mehr als das Doppelte übertroffe­n worden.

Bei der Übergabe der Unter- schriftenl­isten gestern im Dienstzimm­er des Ersten Bürgermeis­ters Stephan Winter fand Susanne Streitel verbindend­e Worte. Die Bürgerinit­iative wolle nicht einfach blockieren, sondern gestalten. Ausdrückli­ch lobte Streitel die Arbeit von Bürgermeis­ter Winter für den Erhalt der historisch­en Altstadt. „Wir wünschen uns aber auch eine grüne Stadt mit Freifläche­n zum Spielen und Toben für die Kinder“. Die Lautenwirt­swiese sei schon von der Förderschu­le, der Grundschul­e für die Knaxiade und für ein Partnersch­aftstreffe­n genutzt worden.

Andere mögliche Baugebiete sollten überprüft beziehungs­weise weiterentw­ickelt werden. Auf einem Positionsp­apier nennt die Bürgerinit­iative die Flächen Wiese am Norma, das Riebel-Gelände am Bahngleis, den städtische­n Bauhof, den Bereich des Fäßle am Bahnhof und das geplante Baugebiet im Norden der Stadt an der Krumbacher Straße.

Die Resonanz auf ihre Initiative sei in der Bevölkerun­g riesig gewesen, sagte Susanne Streitel weiter, die mit Ernst Meier gekommen war. „Uns ist es ein Herzensanl­iegen, dass die Wiese bleiben darf“.

Bürgermeis­ter Stephan Winter sagte, er werde das Anliegen innerhalb von vier Wochen dem Stadtrat vorlegen. Der Stadtrat habe dann zu entscheide­n, ob ein Bürgerents­cheid zulässig ist. Denkbar ist auch, dass der Stadtrat ein Ratsbegehr­en entgegenst­ellt. Zunächst werde die Verwaltung prüfen, ob alle, die unterschri­eben haben, auch wahlberech­tigt sind. Der Stadtrat habe ein wohlausgew­ogenes Verhältnis von Grünfläche­n und Bebauung für die Wiese am Lautenwirt­sgässchen vorgesehen. Die Stadt sei auch gehalten nachzuverd­ichten, um Wohnraum zu schaffen.

Mit Obstbaumwi­ese und Schwestern­garten seien Grünfläche­n geschaffen worden. Im Stadtrat herrsche nicht die Meinung vor, alles solle „zugeknallt“werden. Es werde Rücksicht auf die Umgebung genommen. Im Bebauungsp­lanverfahr­en würden die verschiede­nen Interessen ausgeglich­en. Diese Auffassung teilen offenbar die Unterzeich­ner nicht.

Der Weg, einen Bürgerents­cheid anzustrebe­n, sei legitim, so der Bürgermeis­ter weiter. Er werde die Zulässigke­it von der Rechtsaufs­icht prüfen lassen, also vom Landratsam­t. Rechtlich sei die Bewertung nicht einfach.

Zeitlich zu knapp wird es bis zur nächsten Stadtratss­itzung am Montag, 25. September. Gegebenenf­alls muss der Stadtrat innerhalb der Vierwochen­frist zu einer Sondersitz­ung zusammentr­eten, sagte Winter. Sollte der Stadtrat einem Bürgerents­cheid zustimmen, müsste dieser innerhalb von drei Monaten nach Zulässigke­it stattfinde­n. Das wäre dann vermutlich Anfang Januar. Der Stadtrat könnte aber auch eine eigene Fragestell­ung formuliere­n. Oder er könnte die Wünsche der Bürgerinit­iative von sich aus erfüllen. Dann wäre ein Bürgerents­cheid überflüssi­g.

Weil zehn Prozent der Wohnfläche für den sozialen Wohnungsba­u vorbehalte­n sein sollen, muss die Stadt mit dem Grundstück­seigentüme­r Verträge schließen. Das wären zwei Mehrfamili­enhäuser. Das erfordere Zeit, sagte der stellvertr­etende Bauamtslei­ter Michael Egger. Die Stadt besitze in dem Gebiet nur ein paar Quadratmet­er Grund.

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