Ein Pfund, mit dem man wuchern kann
Im Mindelheimer Stadtrat ist ohne Zweifel viel ehrlicher Wille vorhanden, das Beste für Mindelheim und seine Bürger zu tun. Zu Beginn des vorigen Jahres hatten die Stadträte nahezu einmütig die Wohnungsknappheit im Ort als vordringliches Problem ausgemacht. Die Wirtschaft brummt, die Stadt wächst. Wohnungen und Häuser werden gebraucht. Und so machten sie sich in einer internen Tagung auf die Suche nach freien Flächen, die bebaut werden können.
Dass schon kurz danach eine fertige Planung für die Wiese am Lautenwirtsgässchen im Internet auftauchte, hat Nachbarn misstrauisch gemacht. Wer ist hier eigentlich Handelnder? Die Stadt oder Investoren? Die Sorge ist nicht unbegründet, dass nun auch das letzte grüne Fleckchen zugebaut wird.
Machen wir uns nichts vor: Beim Wohnungsmarkt geht es nicht nur ums gemeinwohlorientierte Lösen eines Problems. Es geht auch um viel Geld. Wer hier zum Zug kommt, darf sich über satte Gewinne freuen. Kein Wunder, wenn ein Teil der Mindelheimer den Eindruck gewonnen hat, dass Politik und einzelne Unternehmen eine allzu große Nähe pflegen. Das irritiert übrigens auch Unternehmer. Wohl nur wegen dieser Stimmungslage ist es zu erklären, dass sich fast 2400 Mindelheimer für den Erhalt der Lautenwirtswiese als Gemeinfläche stark machen. Daneben gibt es natürlich auch jene, die alles ablehnen, was sich in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft ändert.
Ob es zu einem Bürgerentscheid kommt, ist längst noch keine ausgemachte Sache. Der Stadtrat wird aber nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und sich darauf zurückziehen können, dass ja in einem Bauplanverfahren alle Interessen berücksichtigt würden. Politisch wiegen 2400 Stimmen einfach zu schwer.
Bei aller Betonung durch Bürgermeister und große Teile des Stadtrates, wie sehr in Mindelheim die Bürger eingebunden werden, haben viele Mindelheimer einen anderen Eindruck. Allzu oft wird über ihre Köpfe hinweg entschieden.