Stimme abgeben statt zu jammern
In Buchloe dürfen Freitag Jugendliche unter 18 Jahren wählen
Buchloe Durch Europa und die Welt weht derzeit ein eisiger politischer Wind: Europakritische oder nationalistische Tendenzen sind im Trend. So wurden in Großbritannien der Brexit oder in Polen eine national-konservative Regierung gewählt. Doch nach der Wahl kam das Erwachen – vor allem für die Jugend, die nun gegen die Politik in ihrem Lande protestiert. So scheint sich der überwiegende Teil der jungen Menschen die Zukunft dort nicht vorzustellen.
Doch warum gingen sie nicht wählen, ist die Jugend an Politik desinteressiert? Dem widerspricht Kati Wimmer, Vorsitzende des Ortsverbandes Buchloe vom Kinderschutzbund, energisch: „Die Jugendlichen sind sehr interessiert und politisch“. Das bestätigt auch Mirko Zeisberg von der Geschäftsstelle des Kreisjugendrings: Mit Unterschriftenlisten, Demonstrationen oder wilder Kommunikationslust im Internet zeigten Jugendliche großes Engagement.
Und genau das soll die U18-Wahl in Buchloe, Füssen und Marktoberdorf am kommenden Freitag, die an der Gennach von vier Einrichtungen getragen wird, forcieren: „Die Wahl ist eine gute Gelegenheit, die Jugend abzuholen. Sie ist eine unmittelbare Form, Demokratie auch zu lernen. Der Brexit ist dabei ein gutes Beispiel, was passiert, wenn Jugendliche nicht wählen gehen“, erklärt Zeisberg. 2013 fand eine U18 erstmals bundesweit und damit auch in Buchloe statt. Damals war der Kolpingsaal wie bei einer richtigen Wahl der Ort für die Stimmabgabe – wenngleich die Beteiligung damals gering war.
Auch heuer gibt es am Vormittag mit der Mittelschule ein „echtes Wahllokal“, berichtet Wimmer. Da seit dieser Woche auch wieder der Schulbetrieb läuft, erhoffen sich die Organisatoren dieses Mal viele Teilnehmer: „Durch den Ort können wir 800 Schüler erreichen, da die anderen Schulen direkt daneben liegen“, erläutert Hans-Jürgen Mayer, Leiter des Jugendzentrums. Dort findet dann der zweite Teil der Wahl am Nachmittag statt. „Da gehen die Jugendlichen ja sowieso hin“, erklärt Wimmer die Ortswahl.
Der Grund für die Wahl sei zum einen natürlich die politische Bildung: „Die U18 hat ja kein aktives Wahlrecht, deshalb wollen wir ihr zeigen, wie eine Wahl abläuft. Nur wenn die Jugend Demokratie aktiv gestaltet, kann sie die auch erhalten“, erklärt Zeisberg. Dabei machen die Organisatoren keine Unterschiede zwischen Geschlecht und Nationalität, Behinderung oder Nicht-Behinderung. „Wichtig ist, dass jeder Jugendliche kommen und wählen kann“, betont Mayer.
Zum zweiten soll die Wahl aber auch „erlebte Wertschätzung“sein, sagt Zeisberg. Die Jugendlichen sollen animiert werden, ihre Lebensumwelt selbst mitzugestalten – das gelte im Kleinen für das Juze oder die Heimat und im Großen eben für das Land, meint Mayer. „Wichtig ist, dass die Jugendlichen sich äußern dürfen“, sagt Wimmer. Ihre Stimme werde durch diese Wahl zumindest symbolisch gehört. Und wie bei einer richtigen Wahl gibt es auch nach der U18 eine Wahlparty im Juze. Dort werden auch die Ergebnisse bekannt gegeben. Wie das Resultat ausfällt, sei aber völlig ungewiss, denn 2013 war die Beteiligung nur mäßig und das Ergebnis kaum repräsentativ. „Wir erwarten aber eine große Wahlbeteiligung“, hofft Mayer.
Ob aber die Buchloer U18 auch einen Trend vorgibt, ist eher unwahrscheinlich. „Die Erwachsenen schimpften ja zu jeder Zeit auf die Jugend und deren Vorlieben“, meint Wimmer – so, als ob die Älteren niemals eine Jugend genossen hätten.
OInfo Von 8 Uhr bis 13 Uhr in der Aula der Mittelschule Buchloe und von 14 Uhr bis 18 Uhr im Jugendzentrum der Stadt (Justus von Liebig Straße 2).
Iwww.u18.org