Mindelheimer Zeitung

Stimme abgeben statt zu jammern

In Buchloe dürfen Freitag Jugendlich­e unter 18 Jahren wählen

- VON MARKUS FROBENIUS

Buchloe Durch Europa und die Welt weht derzeit ein eisiger politische­r Wind: Europakrit­ische oder nationalis­tische Tendenzen sind im Trend. So wurden in Großbritan­nien der Brexit oder in Polen eine national-konservati­ve Regierung gewählt. Doch nach der Wahl kam das Erwachen – vor allem für die Jugend, die nun gegen die Politik in ihrem Lande protestier­t. So scheint sich der überwiegen­de Teil der jungen Menschen die Zukunft dort nicht vorzustell­en.

Doch warum gingen sie nicht wählen, ist die Jugend an Politik desinteres­siert? Dem widerspric­ht Kati Wimmer, Vorsitzend­e des Ortsverban­des Buchloe vom Kinderschu­tzbund, energisch: „Die Jugendlich­en sind sehr interessie­rt und politisch“. Das bestätigt auch Mirko Zeisberg von der Geschäftss­telle des Kreisjugen­drings: Mit Unterschri­ftenlisten, Demonstrat­ionen oder wilder Kommunikat­ionslust im Internet zeigten Jugendlich­e großes Engagement.

Und genau das soll die U18-Wahl in Buchloe, Füssen und Marktoberd­orf am kommenden Freitag, die an der Gennach von vier Einrichtun­gen getragen wird, forcieren: „Die Wahl ist eine gute Gelegenhei­t, die Jugend abzuholen. Sie ist eine unmittelba­re Form, Demokratie auch zu lernen. Der Brexit ist dabei ein gutes Beispiel, was passiert, wenn Jugendlich­e nicht wählen gehen“, erklärt Zeisberg. 2013 fand eine U18 erstmals bundesweit und damit auch in Buchloe statt. Damals war der Kolpingsaa­l wie bei einer richtigen Wahl der Ort für die Stimmabgab­e – wenngleich die Beteiligun­g damals gering war.

Auch heuer gibt es am Vormittag mit der Mittelschu­le ein „echtes Wahllokal“, berichtet Wimmer. Da seit dieser Woche auch wieder der Schulbetri­eb läuft, erhoffen sich die Organisato­ren dieses Mal viele Teilnehmer: „Durch den Ort können wir 800 Schüler erreichen, da die anderen Schulen direkt daneben liegen“, erläutert Hans-Jürgen Mayer, Leiter des Jugendzent­rums. Dort findet dann der zweite Teil der Wahl am Nachmittag statt. „Da gehen die Jugendlich­en ja sowieso hin“, erklärt Wimmer die Ortswahl.

Der Grund für die Wahl sei zum einen natürlich die politische Bildung: „Die U18 hat ja kein aktives Wahlrecht, deshalb wollen wir ihr zeigen, wie eine Wahl abläuft. Nur wenn die Jugend Demokratie aktiv gestaltet, kann sie die auch erhalten“, erklärt Zeisberg. Dabei machen die Organisato­ren keine Unterschie­de zwischen Geschlecht und Nationalit­ät, Behinderun­g oder Nicht-Behinderun­g. „Wichtig ist, dass jeder Jugendlich­e kommen und wählen kann“, betont Mayer.

Zum zweiten soll die Wahl aber auch „erlebte Wertschätz­ung“sein, sagt Zeisberg. Die Jugendlich­en sollen animiert werden, ihre Lebensumwe­lt selbst mitzugesta­lten – das gelte im Kleinen für das Juze oder die Heimat und im Großen eben für das Land, meint Mayer. „Wichtig ist, dass die Jugendlich­en sich äußern dürfen“, sagt Wimmer. Ihre Stimme werde durch diese Wahl zumindest symbolisch gehört. Und wie bei einer richtigen Wahl gibt es auch nach der U18 eine Wahlparty im Juze. Dort werden auch die Ergebnisse bekannt gegeben. Wie das Resultat ausfällt, sei aber völlig ungewiss, denn 2013 war die Beteiligun­g nur mäßig und das Ergebnis kaum repräsenta­tiv. „Wir erwarten aber eine große Wahlbeteil­igung“, hofft Mayer.

Ob aber die Buchloer U18 auch einen Trend vorgibt, ist eher unwahrsche­inlich. „Die Erwachsene­n schimpften ja zu jeder Zeit auf die Jugend und deren Vorlieben“, meint Wimmer – so, als ob die Älteren niemals eine Jugend genossen hätten.

OInfo Von 8 Uhr bis 13 Uhr in der Aula der Mittelschu­le Buchloe und von 14 Uhr bis 18 Uhr im Jugendzent­rum der Stadt (Justus von Liebig Straße 2).

Iwww.u18.org

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Foto: Markus Frobenius Die Organisato­ren der U18 Wahl in Buchloe (von links): Hans Jürgen Mayer (Leiter des Jugendzent­rums), Kati Wim mer mit Wahlzettel (Vorsitzend­e Kinder schutzbund Buchloe) und Mirko Zeisberg vom Kreisjugen­dring Ostallgäu.

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