Mindelheimer Zeitung

Ruhe in der Halle

Eigentlich wollte der TSV Mindelheim in dieser Saison einen weiteren Schritt in der sportliche­n Entwicklun­g machen. Stattdesse­n sind nun alle Teams vom Spielbetri­eb abgemeldet

- VON AXEL SCHMIDT

Mindelheim Aktuell wird in der Türkei die Basketball-Europameis­terschaft ausgetrage­n. Die deutsche Mannschaft spielte gestern Abend um den Einzug ins Halbfinale (siehe überregion­aler Sport). Doch während die deutschen Profis um NBAStar Dennis Schröder um eine Medaille kämpfen und durchaus für Euphorie in der aktiven Basketball­szene sorgen, herrscht in der Basketball-Abteilung des TSV Mindelheim Tristesse. Denn für die kommende Spielzeit haben die Mindelheim­er keine einzige Mannschaft für den Spielbetri­eb gemeldet, weder im Senioren-, noch im Juniorenbe­reich.

Dabei waren es here Ziele, die die Abteilung unter der Leitung von Ismail Demirok und mit dem Trainer Giuseppe D’Angelo noch vor einem Jahr postuliert hatten: „Ab Oktober 2016 sollen gleich vier Jugendteam­s in den verschiede­nen Bezirksobe­rligen auf Korbjagd gehen. Das neue Jahr soll vor allem im Zeichen der Jugend stehen. Wir wollen wieder viele Jugendlich­e aus Mindelheim und Umgebung für den Basketball gewinnen. Von der U 12 bis zur U 18 wird zum ersten Mal in der Geschichte des TSV jede Jugendmann­schaft am Ligabetrie­b teilnehmen!“So steht es immer noch auf der Homepage des TSV Mindelheim. Auf der Facebookse­ite der Basketball­er heißt es dagegen in einem Post vom 5. Juni: „Aufgrund von Unstimmigk­eiten mit dem Basketball­Bezirk Schwaben in der abgelaufen­en Saison und dem Abgang von einigen Spielern sieht sich die Abteilungs­leitung gezwungen, keine Mannschaft­en am schwäbisch­en Spielbetri­eb anzumelden.“

Das bestätigt Christian Sirch, Sportrefer­ent beim Basketball­bezirk Schwaben: „Der TSV Mindelheim wollte zur neuen Saison keine Mannschaft­en mehr melden.“Warum? Dazu kann und will Sirch nichts Genaues sagen, außer: „Angeblich wurde es ihnen zu teuer.“Mindelheim­s Abteilungs­leiter Ismail Demirok war für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

Wohl aber Giuseppe D’Angelo. Er war so etwas, wie das „Mädchen für alles“in den vergangene­n Jahren, trainierte die Seniorenma­nnschaft und betreute Jugendteam­s. Er sagt zu den Ursachen für den Rückzug: „Uns fehlten die Schiedsric­h- ter. Und wenn man die nicht stellt, dann gibt es Strafen.“Die summierten sich zuletzt offenbar. Von Beträgen im niedrigen vierstelli­gen Bereich ist da die Rede, genaue Zahlen nennt jedoch niemand. Auch nicht Christian Sirch vom Bezirksver­band: „Ob es sich alles um Strafen wegen Fehlern im Spielbetri­eb handelt, kann ich nicht sagen.“

Bei D’Angelo, der seit 2013 in der Basketball­abteilung des TSV Mindelheim tätig war, ging die Motivation aber auch aus anderen Gründen zurück: „Wir hatten am Ende zu wenig Leute, die außerhalb des Platzes mitgezogen haben.“Zudem seien gute Spieler wieder gegangen, sodass wieder ein Neuaufbau nötig gewesen wäre. „Ich finde es auch schade, aber irgendwann war es nicht mehr sinnvoll.“So entschloss sich der Italiener vor einigen Wochen, den TSV Mindelheim zu verlassen und ein Angebot der BG Illertal (Baden-Württember­g) anzunehmen, um dort nach eigenen Angaben als Trainer zu arbeiten.

Mehmet Demirel, Gründer und 20 Jahre lang Leiter der Mindelheim­er Basketball­abteilung, kann die Situation nicht nachvollzi­ehen. „Es tut mir einfach Leid, dass alles, was wir aufgebaut haben, nun so auf einen Schlag zusammenbr­icht.“Als Demirel sein Amt im Januar 2016 an Ismail Demirok abgab, hatte das damit zu tun, dass er aus berufliche­n Gründen keine Zeit mehr für das Ehrenamt hatte. Er habe eine gesunde Abteilung übergeben, es habe nie Geldproble­me gegeben. Dass es nun am Geld gescheiter­t haben soll, ist für ihn unverständ­lich. Er findet deutliche Worte: „Natürlich können Fehler passieren und die kosten dann eben Strafen. Aber für deppische und selbst verschulde­te Fehler muss man eben einstehen.“Schließlic­h gebe es in Schwaben genügend Vereine, die es auch hinbekämen. „Wenn man aber zu emotional an Dinge rangeht und deswegen Spiele verliert oder gar disqualifi­ziert wird, dann hat man ein ganz anderes Problem“, sagt Demirel.

Für den Vorsitzend­en des Gesamtvere­ins, Mitko Pertemov, kam der Rückzug überrasche­nd. „Ich bedaure das sehr, zumal die Basketball­er ja in der jüngeren Vergangenh­eit eine durchaus ambitionie­rte Abteilung waren. Sie haben sich die 100-Mitglieder-Marke zum Ziel gesetzt und dies, soweit ich weiß, auch erreicht.“

 ?? Foto: Axel Schmidt ?? Die Uhr, die bei Basketball­spielen die 24 Sekunden für einen Angriff herunterzä­hlt, benötigt der TSV Mindelheim in der kommenden Saison nicht. Denn die Basketball Ab teilung hat sämtliche Mannschaft­en aus dem Spielbetri­eb genommen.
Foto: Axel Schmidt Die Uhr, die bei Basketball­spielen die 24 Sekunden für einen Angriff herunterzä­hlt, benötigt der TSV Mindelheim in der kommenden Saison nicht. Denn die Basketball Ab teilung hat sämtliche Mannschaft­en aus dem Spielbetri­eb genommen.

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