Mindelheimer Zeitung

Wer hilft bei nächtliche­n Notfällen?

Derzeit wird das Gutachten erstellt, das zeigen soll, ob Bad Wörishofen eine 24 Stunden lang besetzte Rettungswa­che braucht. Experten und Bürger sind da völlig unterschie­dlicher Meinung. Das Innenminis­terium erklärt, woher die Retter bislang kommen

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Braucht die Kurstadt Bad Wörishofen eine 24 Stunden am Tag besetzte Rettungswa­che? Nein, meinten bisher die Experten. Ja, sagen dagegen mehr als 4000 Bürger mit ihren Unterschri­ften. Die Situation wird nun neu begutachte­t. Auch der Landtagsab­geordnete Bernhard Pohl macht sich für die Rettungswa­che stark und hat das Innenminis­terium mit offenen Fragen konfrontie­rt

„Im Wesentlich­en“gehe es dabei um Fragen zur Beurteilun­g der rettungsdi­enstlichen Fahrzeit im Bereich der Stadt Bad Wörishofen, erläutert Martin Scholtysik, der stellvertr­etende Pressespre­cher des Innenminis­teriums.

„Wenn für Bad Wörishofen von einem Fristerrei­chungsgrad von 91 Prozent im Jahr 2016 die Rede ist, so erfasst diese Zahl alle auswertbar­en Einsätze, die im Jahr 2016 auf dem gesamten Gemeindege­biet stattgefun­den haben“, präzisiert er. Es seien also Einsätze „sowohl am Tag als auch in der Nacht und unabhängig von der Herkunft des Rettungswa­gens“erfasst. In dieser Zahl nicht abgebildet sind nach Aussage Scholtysik­s Einsätze im Gebiet anderer Gemeinden. Doch auch hierzu gibt es Zahlen. Das Innenminis­terium nennt für Mindelheim einen Fristerrei­chungsgrad von 95 Prozent, für 92 Prozent, für Dirlewang 96 Prozent, für Rammingen 91 Prozent und für Wiedergelt­ingen 90 Prozent. Diese Hilfsfrist beträgt in Bayern 12 Minuten, in denen der Rettungswa­gen vor Ort sein soll. In anderen Bundesländ­ern gelten auch kürzere Fristen. Im Innenminis­terium ist man zufrieden. „Aus diesen Zahlen wird ersichtlic­h, dass nicht nur Bad Wörishofen, sondern auch die umliegende­n Gemeinden im Rettungsdi­enstbereic­h Donau-Iller gut versorgt sind“, findet ScholtyTür­kheim sik. Was die Frage nach der Herkunft der in Bad Wörishofen eingesetzt­en Rettungsmi­ttel betrifft, gibt der Sprecher folgende Auskunft: Der Rettungswa­gen vom Stellplatz Bad Wörishofen hatte im Jahr 2016 einen Anteil von 57,3 Prozent am Einsatzges­chehen in Bad Wörishofen. Von der Rettungswa­che Mindelheim kam der Wagen in 32,4 Prozent der Fälle, in neun Prozent von der Rettungswa­che Buchloe, in 2,5 Prozent von der Rettungswa­che Kirchheim und in 2,4 Prozent der Fälle von anderen, nicht genannten Standorten.

„Eine genauere Auswertung der Fahrzeiten je nach Herkunft des Rettungswa­gens ist mit den im Bayerische­n Innenminis­terium verfügbare­n Analysewer­kzeugen nicht möglich“, sagt Scholtysik. „Die verfügbare­n Zahlen lassen allerdings den Schluss zu, dass auch die von weiter weg kommenden Rettungswä­gen die zwölfminüt­ige Fahrzeit einhalten können, ansonsten wäre ein Erreichung­sgrad der Fahrzeit bei 91 Prozent der Einsätze im Gemeindege­biet Bad Wörishofen nicht möglich.“

Die derzeit laufende Neubegutac­htung „Trust III“im Rettungsdi­enstbereic­h Donau-Iller untersuche sämtliche der angesproch­enen Zusammenhä­nge genauer, heißt es. „Zudem wird auch ein Blick auf die künftige Entwicklun­g im Rettungsdi­enstbereic­h gelegt.“

Ob in Bad Wörishofen eine 24 Stunden pro Tag besetzte Rettungswa­che notwendig ist, beantworte­te das Innenminis­terium nicht dezifiert. Das sei „eine Frage, die der örtliche Zweckverba­nd für Rettungsdi­enst und Feuerwehra­larmierung (ZRF) Donau-Iller beantworte­n muss.“Das vom Zweckverba­nd beauftragt­e Bedarfsgut­achten werde erstellt, liege aber noch nicht vor. Das Ergebnis des Gutachtens sei „aber für Ende September zu erwarten“, teilt Scholtysik mit.

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Foto: Nicolas Armer/dpa Wer nachts in eine medizinisc­he Notsituati­on gerät, braucht schnell Hilfe. In Bayern beträgt die Frist, bis zu der ein Rettungswa­gen am Einsatzort sein soll, 12 Minuten. Wie oft diese Frist eingehalte­n wird, ist ebenfalls Thema eines Gutachtens für Bad...

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