Türöffner und Brückenbauer
Stephan Stracke (CSU) aus Kaufbeuren ist seit 2009 im Bundestag. Nun bewirbt sich der Jurist um eine weitere „Vertragsverlängerung“
Am 24. September ist Bundestagswahl. Im Wahlkreis 257, der das Ostallgäu, Kaufbeuren, Memmingen und große Teile des Unterallgäus umfasst, bewerben sich zehn Kandidaten um das Direktmandat. In loser Folge haben wir diese in den vergangenen Wochen in Artikeln vorgestellt.
Ostallgäu Vor acht Jahren, als Stephan Stracke erstmals den Bundeswahlkreis 257 in Berlin vertreten wollte, entstand ein Foto für unsere Zeitung in seinem Jugendzimmer in Neugablonz. Vor vier
Jahren blickte er auf erste, spannende Jahre im Parlament zurück. Heute erzählt der Jurist etwas nervös, was ihn am Nachmittag im neuen Haus in Irsee erwartet: Er will den Sandkasten montieren für seine beiden kleinen Kinder. Auch dies hat – im weitesten Sinne – mit Strackes politischer Arbeit zu tun. Der 43-Jährige ist familienpolitischer Sprecher der CSU im Bundestag. Erfahrung sammelt er nun auch in der eigenen Familie.
Als Obmann bringt er die CSUPositionen in den Ausschuss für Arbeit und Soziales ein und kommt nach dem kurzen Abstecher zum Sandkasten wieder zur Familienpolitik zurück: 5 Milliarden Euro lasse sich der Bund den Ausbau der Kitas kosten, damit Familie und Beruf besser vereinbar werden. Und er spricht sich für einen „Rechtsanspruch für die Betreuung von Grundschulkindern aus“– ein Ziel, das in seiner Partei früher undenkbar war. Man passe sich der Lebenswirklichkeit an, entgegnet Stracke.
Angesprochen auf sein Mandat als Stadtrat in Kaufbeuren spürt man ein wenig schlechtes Gewissen: Die Sitzungen seien zeitlich schwer mit dem Bundestag zu verbinden. Das halbe Jahr verbringe er in Berlin. Dennoch schätze er die Kommunalpolitik. Dort sei man „unmittelbar an den Problemen dran“, die Stadt wirke wie ein „Brennglas“von all dem, was der Bund bewegt: „Man kriegt mit, wo läuft was gut.“
Bodenhaftung bringe auch die Ansprechbarkeit: Oft wenden sich Bürger mit Rentenproblemen an ihn. Andere erhoffen sich Hilfe für ihr Unternehmen oder bei einer Baugenehmigung. Er verstehe sich hier als „Dienstleister, als Türöffner und Brückenbauer“. 1620 Anliegen hätten er und sein Büro seit der letzten Wahl bearbeitet. Die Parteizugehörigkeit spiele dabei keine Rolle.
Dies gilt auch bei Projekten der Region, in der er pro Jahr 44 000 Kilometer im Auto von Termin zu Termin hastet. Die Liste seiner Ziele im Allgäu ist lang: der vierspurige Ausbau der B 12, den er bis 2030 abschließen will („Am Geld soll’s nicht scheitern.“); das Ende der Stauprobleme am Memminger Kreuz; die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Buchloe über Memmingen in die Schweiz („Die Finanzierung steht.“), den Abschied von der Dieselära auf den Gleisen nach Kempten und Füssen; ein besseres Breitbandnetz und möglichst der Erhalt des Bundeswehrstandortes Kaufbeuren.
In Berlin sieht er sich in einer Position, „in der ich auch mitgestalten kann“. Das gilt besonders bei sozialen Fragen. So habe er im Bundesteilhabegesetz viele Formulierungen mitgeprägt. Ein Vorteil, wenn man zur Regierungspartei gehöre. Um seine Zukunft braucht sich der frühere Beamte in Bayerns oberster Baubehörde wohl kaum sorgen. Trotz 51,1 Prozent bei der ersten Bewerbung und 59,8 bei der Wiederwahl gibt er sich zurückhaltend: Entschieden wird erst am 24. September. „Ich kämpfe für eine Vertragsverlängerung. Bundestagsabgeordneter zu sein ist eine sehr erfüllende Aufgabe.“