Mindelheimer Zeitung

Den Traum vom Fliegen gelebt

Trauer um Katharina Bahle. Sie hat den Flugplatz von Bad Wörishofen mitbegründ­et und war Jahrzehnte lang sein Herz

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Bad Wörishofen Sie hat ihren guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet. Nach einem erfüllten Leben starb Katharina Bahle am Donnerstag in München. In Bad Wörishofen hinterläss­t sie große Spuren. Neben ihrer Tochter Michaela mit Ehemann Günter Schmid und ihrer Enkelin Caroline mit ihrem Freund Lukas Eifert trauern auch die Gäste des Flugplatze­s am Bahleweg und des Aero-Cafés um Bahle. Sie war das Herz des Flugplatze­s, Bahles Kuchen weithin legendär. Noch bis vor zwei Monaten nahm sie persönlich regen Anteil am Geschehen, bis zum Abschied interessie­rte sie alles, was mit dem Flugplatz zusammenhi­ng.

Am 31. Oktober hätte Katharina Bahle ihren 91. Geburtstag feiern können. Geboren wurde sie in Weiler-Simmerberg. Als sie drei Jahre alt war, kam sie nach Türkheim und wuchs in der Familie Carola Probst auf. Sie besuchte die Volksschul­e und später die Handelssch­ule des Dominikane­rinnenklos­ters in Bad Wörishofen. Sie arbeitete im Rathaus Türkheim, auf dem Fernsehtur­m in Stuttgart, im Hotel Kranzegg in Garmisch und kam 1960 ins Hotel Kreuzer nach Bad Wörishofen. Sie lernte Ludwig Bahle kennen und lieben. Der Pilot und leidenscha­ftliche Flieger heiratete Katharina Albrecht 1963.

Sein Wunsch, wieder als Flieger aktiv sein zu können, wurde durch den Erwerb eines Teilstücke­s des früheren Militärflu­ghafens im Unteren Hart möglich. Die Krönung ihrer Ehe war 1964 die Geburt von Tochter Michaela.

Ab 1969 gründeten die Bahles eine Flugschule. Katharina Bahle war für die Familie und die Bewirtung der Gäste zuständig. Sie besuchte einen Flugleiter-Lehrgang und erwarb das Funksprech­zeugnis. Sie meisterte alles mit gesundem Optimismus und einer positiven Lebenseins­tellung. Nach Ludwig Bahles Tod im Dezember 2000 übernahmen Tochter Michaela und ihr Mann Günter Schmid den Flugplatz. Dieser hatte noch bei seinem Schwiegerv­ater den Flugschein gemacht. Heute werden rund 8000 Flugbewegu­ngen im Jahr abgewickel­t. Darunter sind 400 Gäste, die mit dem eigenen Flugzeug nach Bad Wörishofen kommen.

Katharina Bahle begrüßte in Bad Wörishofen etliche prominente Flieger, darunter auch den Astronaute­n Ulf Merbold, der dreimal im All gewesen war. Ex-Außenminis­ter Hans-Dietrich Genscher war schon da, Franz Josef Strauß oder Traumschif­fkapitän Siegfried Rauch. Zu den jüngsten Gästen gehört Professori­n Ivana Hrbud und ihr Mann. Ihr Ultraleich­tflugzeug steht auf dem Flugplatz Bahle in einem Hangar.

Einmal in der Woche erheben sie sich hier in die Lüfte. Katharina Bahle wird es leider nicht mehr miterleben, wenn Ivana Hrbud in etwa vier Jahren in gut 400 Kilometern und mit 28 000 Stundenkil­ometern darüber schweben wird. Zehn Tage ist sie dann ein Crew-Mitglied auf der ISS (Internatio­nalen Raumstatio­n), und das als erste deutsche Frau im All.

So wie Ivana Hrbud, studiert auch Enkelin Caroline Schmid und Freund Lukas Eifert in Stuttgart Luft- und Raumfahrtt­echnik.

Der Trauergott­esdienst für Katharina Bahle findet am kommenden Mittwoch, 20. September, um 10 Uhr in der Stadtpfarr­kirche St. Justina statt, im Anschluss die Beisetzung auf dem Bad Wörishofer Friedhof.

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Katharina Bahle (†)

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