Mindelheimer Zeitung

Ein Brand und viele Schulden

Frau wird wegen Vorenthalt­ens und Veruntreuu­ng angeklagt. Die Spur führt schnell nach Bad Wörishofen

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Bad Wörishofen Wegen des Vorenthalt­ens und Veruntreue­ns von Arbeitsent­gelt in einer Firma für Fahrzeugve­rwertung im südlichen Ostallgäu musste sich eine 43-Jährige vor dem Amtsgerich­t Kaufbeuren verantwort­en. Mit der Aussage der Marktoberd­orferin nahm der Fall jedoch eine Wendung. Es stellte sich nämlich heraus, dass die alleinerzi­ehende Mutter zwar im Mai 2015 ein Gewerbe für einen Bekannten angemeldet hatte, aber nie in diesem Geschäft gearbeitet hat. Sie stand lediglich als Geschäftsf­ührerin auf dem Papier. Die Idee für die einer Firma hatte ein befreundet­er Kaufmann aus Bad Wörishofen, der seine Aussage verweigert­e, weil gegen ihn selbst ein Verfahren läuft. Er habe Arbeit für seine beiden Söhne gesucht und die Angeklagte dazu gedrängt, das Gewerbe anzumelden. Der Plan sei gewesen, dieses nach sechs Wochen in eine GmbH umzuwandel­n, die der Kaufmann dann übernehmen wollte.

Als Startkapit­al lieh er sich außerdem 12 000 Euro von der Angeklagte­n, die er ihr zurückzahl­en wollte. Doch es kam anders: „Aus sechs Wochen wurden Monate, dann ein Jahr und er hatte das Geschäft immer noch nicht übernommen“, erklärte die 43-Jährige jetzt vor Gericht. Hinter ihrem Rücken machte der eigentlich­e Geschäftsf­ührer zusätzlich eine Menge Schulden mit beispielsw­eise Handyvertr­ägen, die jetzt noch auf den Namen der Marktoberd­orferin laufen. Von weiteren Arbeitskrä­ften wusste die AlGründung leinerzieh­ende scheinbar nichts. 20000 Euro musste sie sich letztlich noch bei der Bank leihen. „Meine Mahnungen hat er einfach weggeworfe­n.“

Als die Firma Anfang 2016 abgebrannt war, stellten Gutachter in den Unterlagen fest, dass bei der Fahrzeugve­rwertung vier Leute unangemeld­et gearbeitet haben. Einer davon war ein 23-jähriger Kfz-Mechatroni­ker, der als Zeuge aussagte. Er habe den Personalfr­agebogen bei einem der Söhne ausgefüllt, der ihm versichert habe, dass der Arbeitsver­trag bald kommen werde. Einen Monat lang arbeitete der 23-Jährige mehr oder weniger schwarz und ließ sich die Ausreden gefallen. „Für meine Arbeit wurde ich nie entlohnt. Ich habe immer nur kleine Beträge für beispielsw­eise eine Tankfüllun­g bekommen“, erzählt er. Gegen seinen damaligen Chef läuft derzeit ein Verfahren wegen Betrugs. Die Angeklagte kam mit einer Geldauflag­e davon. Sie muss 400 Euro bis Ende Oktober an die Kindernoth­ilfe überweisen, da sie fahrlässig gehandelt habe. Ansonsten wurde das Verfahren gegen sie eingestell­t.

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